Baseball-WM in Regensburg:Die Hauptstadt Europas

Die Weltmeisterschaft im Baseball beginnt am Mittwoch in Regensburg - allein der Ausbau des Stadions zeigt, wie sich die Sportart hierzulande entwickelt.

Christoph Leischwitz

Wenn man sehen will, wie sich Baseball hierzulande entwickelt hat, genügt ein Blick auf die Namen im Kader. 1999, bei der EM in Bologna, hießen die wichtigsten Spieler Stefan Fechtig oder Ole Drews, ein gewisser Gerd Müller ist damals auch dabei gewesen. Heute tragen sie Namen wie Ernobel Marquez Ramirez, Ronny Gessmann, Philipp und Christopher Howard. Deutscher Baseball ist internationaler geworden. Denn Jugendliche mit amerikanischem Background müssen mittlerweile nicht mehr unbedingt in die USA umsiedeln, um vernünftigen Baseball spielen zu können.

Baseball-WM in Regensburg: Die neue Baseball-Arena in Regensburg.

Die neue Baseball-Arena in Regensburg.

(Foto: Foto: dpa)

Dank steigender Mitgliederzahlen erfährt die Randsportart seit Beginn des Jahrzehnts europaweit eine bis dahin nicht für möglich gehaltene Förderung. Jetzt zahlt sich das aus: Zum ersten Mal darf ein ganzer Kontinent eine WM ausrichten. Dass Deutschland, genauer Regensburg, dabei die attraktivsten Vorrundenspiele bekommen hat, ist ebenfalls kein Zufall - am kommenden Freitag zum Beispiel trifft Deutschland auf den amtierenden Weltmeister USA, 10.000 Zuschauer werden erwartet.

Die Stadt gilt schon lange als europäische Baseball-Hauptstadt. Hier wurden schon spezielle Trainingsgeräte entwickelt, die von der amerikanischen Profiliga Major League Baseball (MLB) übernommen worden wären, hätte es damals keine Scherereien mit den US-Einfuhrbestimmungen gegeben. Hier gibt es seit 2002 ein Baseball-Internat, dem auch Maximilian Kepler-Roszycki entstammt, seit zwei Monaten der teuerste europäische Baseballspieler. Der 16-Jährige wechselte für immerhin 800000 Dollar Handgeld zum MLB-Club Minnesota Twins. "Die Nationalmannschaft von damals hätte gegen die Nationalmannschaft von 2009 nicht den Hauch einer Chance", sagt Martin Brunner, Trainer des Erstligisten Regensburg Legionäre und Leiter des Internats. Ähnliches gilt allerdings trotz aller Fortschritte auch für das Spiel der Deutschen gegen die USA. Die Siegchancen liegen niedriger als jene von Aserbaidschan gegen Deutschland im Fußball. Vorentscheidend für das Erreichen der Zwischenrunde ist deshalb schon die Partie gegen China am Mittwoch (19 Uhr).

American Football und Basketball haben den europäischen Kontinent schon mehr oder weniger erfolgreich erschlossen. Irgendwann bemerkte auch der US-Baseballverband, dass größere Beliebtheit im Ausland für die eigenen Vereine lukrativ sein könnte. Dummerweise war zu diesem Zeitpunkt die WM2009 bereits an Kuba vergeben. Also nahm der Internationale Verband sie dem Inselstaat einfach wieder weg und verlegte sie dorthin, wo man über alle Spiele hinweg die höchsten Zuschauerzahlen erwartet - wie etwa Deutschland, Italien oder die Niederlande. Der Hintergedanke war, Baseball auch dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) wieder schmackhaft zu machen. 2008 in Peking war Baseball noch olympisch, für 2012 wurde es jedoch aus dem Programm genommen. Am 9.Oktober fällt die Entscheidung, ob Baseball 2016 wieder dabei ist. Die USA selbst schicken diesmal ebenfalls die höchstkarätigen Spieler, die gerade entbehrt werden können - in der MLB beginnt gerade die entscheidende Saisonphase.

Regensburg tut ebenfalls sein Bestes. Die Stadt hat den Ausbau des Stadions für die WM mit 650000 Euro bezuschusst, die Zuschauer-Kapazität der Armin-Wolf-Arena wurde durch freiwillige Helfer vorübergehend auf über 10000 verdoppelt. Doch Deutschland gilt nicht nur als zuverlässiger Ausrichter. Die Nationalmannschaft hat zuletzt große Sprünge in der Weltrangliste gemacht. Vor zwei Jahren nahm sie erstmals seit 1973 wieder an einer WM teil, wurde 13. und danach bei der EM Fünfter. Das liegt auch daran, dass jene Spieler mit den gewöhnlichen deutschen Nachnamen ein beständiges Förderprogramm durchlaufen und später in den USA Erfahrung gesammelt haben, wie der Pitcher Tim Henkenjohann oder der Infielder Ludwig Glaser.

Ganz ohne erfahrene Amerikaner geht es aber noch nicht. Greg Frady, Trainer an der Georgia-State-Universität, hat vor fünf Jahren die Mannschaft übernommen und an die internationale Spitze herangeführt. "Die größten Fortschritte haben wir im psychologischen Bereich gemacht, durch viele Qualifikationen und Achtungserfolge. Die Mannschaft hat jetzt das Gefühl: Wir gehören hier dazu."

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