Doping im Baseball:Zehn Mal zu Recht verweigert

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762 Homeruns, mehr als jeder andere: Barry Bonds zählt zu den besten Baseballern der USA - aber wie sauber waren seine Leistungen? (Foto: Valerie Shoaps/Imago)

Baseballer Barry Bonds wird verdächtigt, während seiner illustren Karriere gedopt zu haben - überführt wurde er nie. Nun übernehmen die Hall-of-Fame-Wähler jene Verantwortung, der sich die Liga immer wieder entzieht.

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Barry Bonds wird nicht in die Hall of Fame aufgenommen. Die Baseball Writers' Association of America verweigerte ihm zum zehnten und damit letzten Mal nacheinander die dafür notwendige Zustimmung von 75 Prozent; diesmal bekam er zwei Drittel der Stimmen. Die Verewigung in der Ruhmeshalle - ja, sie nennen das tatsächlich Enshrinement - ist die letzte Stufe der Heldenverehrung im amerikanischen Sport, und einem der besten Baseballspieler der Geschichte bleibt sie verwehrt, weil er während seiner illustren Karriere mit leistungsfördernden Mitteln nachgeholfen haben soll.

Man könnte nun sagen: Och, wen interessiert die Meinung von 350 Sportjournalisten? In allen Geschichtsbüchern sind Bonds' Rekorde - der wichtigste: 762 Homeruns, mehr als jeder andere - auch weiterhin vermerkt; ohne Sternchen, es gab ja nie einen positiven Dopingtest. Die San Francisco Giants vergeben seine Rückennummer (25) nicht mehr. Man könnte auch sagen: Was ist denn aus der Unschuldsvermutung geworden?

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Selbst juristische Urteile gegen Bonds, wegen Falschaussage zum Beispiel, sind zurückgenommen worden. Und man könnte sagen: So viele haben gedopt während der so genannten Steroid Era im Baseball, Bonds war unter allen immer noch der Beste. Und: Wer kriegt im aktuellen politisch-gesellschaftlichen Klima noch eine Dreiviertelmehrheit für irgendwas?

Die Liga versäumt es immer wieder, ihre Vergangenheit aufzuarbeiten

Man könnte allerdings auch sagen: Die Hall-of-Fame-Wähler übernehmen jene Verantwortung, der sich die Profiliga Major League Baseball (MLB) entzogen hat. Sprinterin Marion Jones musste wegen ähnlicher Vergehen drei olympische Goldmedaillen zurückgeben - die MLB aber verarbeitete einen der größten Dopingskandale der Sportgeschichte routiniert.

Im 311-Seiten-Abschlussbericht stand: "Monate oder gar Jahre mit strittigen Disziplinarverfahren zu verbringen, würde jeden in der Vergangenheit gefangen halten." Danach führte die Liga zwar umfassende Doping-Kontrollen ein, dennoch wurde Bonds nie positiv getestet - einer der Gründe dafür waren unzureichende Tests, mit denen die Mittel des Dopinglabors Balco nicht entdeckt wurden. Ihre Vergangenheit arbeitete die MLB also nicht wirklich auf.

Das versäumt diese Liga immer wieder, zum Beispiel beim letzten Skandal: Die Houston Astros gewannen den Titel 2017 mit unerlaubter Spionage gegnerischer Signale. Sie durften ihn trotz Überführung behalten, nicht ein Spieler wurde bestraft. Ist natürlich prima, so etwas ohne hartnäckige Verbände oder Gerichte lösen zu können - als Liga, die ein Zusammenschluss der 30 Vereine ist, die weitgehend unabhängig agiert und deren Ziel Profitmaximierung ist. Skandale stören da nur, lieber an die Zukunft denken.

In den Regeln zur Hall-of-Fame-Wahl steht, dass nicht nur sportliche Leistungen und reine Statistiken, sondern auch Aspekte wie Rechtschaffenheit, Sportsgeist und Charakter eine Rolle spielen. Daran haben sich die Journalisten bei Bonds gehalten. Ihm und der MLB dürfte es dennoch egal sein. Die Ruhmeshalle ist Teil des Baseball-Museums in Cooperstown, darin ausgestellt sind: Helm und Schläger des Ohne-Sternchen-Homerun-Königs Barry Bonds. So viel Vergangenheit darf dann schon sein.

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