Baseball:Schlagkräftig

Max Kepler

Talentiert, fleißig und mit einem interessanten Lebenslauf ausgestattet: Die Minnesota Twins versprechen sich viel von Baseballer Max Kepler, 22.

(Foto: Jim Mone/AP)

Max Kepler ist beim Debüt in der Startformation der Minnesota Twins sein erster Hit gelungen. Der Berliner soll zum europäischen Star der MLB aufgebaut werden.

Von Johannes Knuth

Nach einem der größten Tage in seiner bisherigen Baseball-Karriere wählte Maximilian Kepler-Rozycki leise Worte. "Danke, dass ihr mich so gut aufgenommen habt. Danke für alles", sagte Kepler, als er nach dem letzten Saisonspiel der Major League Baseball (MLB) in der Kabine der Minnesota Twins eine Ansprache hielt. Seine Teamkollegen applaudierten brav, ein Mitspieler hatte sich sogar ein paar deutsche Worte zurechtgelegt - wenn auch von, nun ja, ambivalenter Natur: "Deutschland über alles", rief er.

Kepler, der zweite deutsche Angestellte überhaupt in der stärksten Baseball-Liga der Welt, war am Sonntag zum ersten Mal in die Startformation der Twins gerutscht. Kurz nach Spielbeginn drückte er einen Ball unerreichbar für die gegnerische Verteidigung ins Feld, es war sein erster Hit, eine der wichtigsten Offensivwertungen des Sports. Paul Molitor, Keplers Trainer, war anschließend in etwa so stolz wie ein Vater nach den ersten Schritten seines Sprösslings. Und auch in manchen Vorstandsetagen der MLB waren sie vermutlich zufrieden mit dem Einstand von Max Kepler, 22, aus Berlin. Kepler, hatte die Zeitung USA Today zuletzt geschrieben, könnte ja immerhin "der erste echte Baseball-Star aus Europa werden". Und damit, so hoffen sie in der MLB, einen Seiteneingang zum europäischen Sportmarkt öffnen.

Baseball floriert in Europa nur in wenigen, kleinen Biotopen, in Italien, den Niederlanden, vereinzelt in Deutschland. Die MLB versucht dies seit rund zehn Jahren zu ändern, nicht zuletzt, weil Vermarktung und TV-Quoten in Amerika beständig schmelzen. Sie unterstützen rund zwei Dutzend Internate in Europa, darunter eines in Regensburg in der Oberpfalz, sie schicken Trainer vorbei und halten Camps ab, die besten Talente spielen dort vor den Spähern der großen Organisationen vor. Wie einst Kepler.

Wenn sich die MLB einen Botschafter für ihren Sport basteln könnte, hätte dieser wohl viele Ähnlichkeiten mit Kepler. Der 22-Jährige ist athletisch, talentiert, er führt auch einen netten Lebenslauf mit sich. Seine Eltern sind Balletttänzer, von einigen Gymnastikeinheiten aus Kindheitstagen profitiert Kepler bis heute. Vor allem ist er wissbegierig und bescheiden, findet Martin Brunner, der Kepler in Regensburg ausgebildet hat. "Er hat ein starkes Bewusstsein dafür, was er noch nicht kann", so Brunner. Mit dieser Attitüde arbeitete sich Kepler geduldig durch das harte, vielstufige Nachwuchssystem des amerikanischen Baseballsports, sechs Jahre lang. "Er sieht sehr gut, welcher Weg noch vor ihm liegt", sagt Brunner. Man könnte auch sagen: Kepler lässt sich gerne helfen.

In der MLB schätzen sie den Ausbildungsbetrieb in der Oberpfalz, die Talente made in Regensburg. Sie trainieren jeden Tag, 36 Stunden die Woche, um bei der Talentschau später vorbereitet zu sein. Neben Brunner leisten sie sich dreieinhalb hauptamtliche Stellen, traumhafte Zustände für einen deutschen Baseballklub. Zuletzt haben die Los Angeles Dodgers in Regensburg eingekauft, Pascal Amon wird im kommenden März in die USA wechseln. Er wird dann 18 Jahre alt sein, kaum älter als einst Kepler. Der Profi der Twins soll nicht der letzte Deutsche sein, der in einer MLB-Kabine eine Ansprache hält.

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