Baseball: Playoffs:Zack-Zack-Zack - und ab zurück

In den Playoffs der Baseball-Liga dominieren Werfer wie Roy Halladay. Homerun-Serien wie zur Hochzeit des Steroid-Dopings gibt es nicht mehr.

Jürgen Schmieder

Wenn der Werfer im Baseball das Spielgerät auf die Reise schickt, dann dauert es meist nicht einmal eine halbe Sekunde, bis der Ball in den Handschuh des Fängers klatscht oder auf den Holzknüppel des Schlagmannes trifft. 104 Mal warf Roy Halladay, Pitcher der Philadalphia Phillies, beim ersten Spiel der Ausscheidungsrunde in der nordamerikanischen Major League Baseball (MLB), 104 Mal misslang es den Schlagmännern der Cincinnatti Reds, einen gültigen Versuch zu erzielen. Es war der erste so genannte No-Hitter in den Playoffs seit 54 Jahren, als Don Larsen von den New York Yankees dieses Kunststück gelungen war.

Roy Halladay

104 Würfe - und kein Schlagmann schaffte einen erfolgreichen Versuch: Roy Halladay bei seinem "No-Hitter".

(Foto: AP)

Weil in den folgenden beiden Partien auch Halladays Kollegen Roy Oswalt und Cole Hamels formidable Leistungen zeigten, erlaubten die Phillies ihrem Gegner gerade einmal elf erfolgreiche Schlagversuche, so wenige wie noch nie zuvor in einer ersten Playoff-Runde. Philadelphia zog ohne Niederlage ins Halbfinale ein und spielt von Samstag an in einer Best-of-seven-Serie gegen die San Francisco Giants.

"Sieht man diesen drei Pitchern bei der Arbeit zu, dann kommt man nicht umhin, an die besten Werfer-Trios aller Zeiten zu denken", sagte Cincinnattis Trainer Dusty Baker. An Greg Maddux, Tom Glavine und John Smoltz etwa von den Atlanta Braves, die 1995 die World Series gewonnen hatten. Die Statistiken jedenfalls taugen zum Vergleich mit diesen Spielern.

Oswalt, Hamels und Halladay können den Baseball auf bis zu 155km/h beschleunigen und verfügen über ein großes Repertoire an Techniken, das Spielgerät mit tückischem Schnitt zu versehen. "Diese wahnsinnigen Werfer", schimpfte Drew Stubbs, Schlagmann der Reds. "Man marschiert selbstbewusst nach vorne, dann macht es Zack-Zack-Zack - und schon schleicht man zurück."

Die Dominanz der Werfer in der ersten Runde der Playoffs nährt indes die Hoffnung, dass die sogenannte Steroid Era vorbei sein könnte - jene Zeit, in der gedopte Schlagmänner die schweren Spielgeräte aus den Stadien prügelten, als wären es Tennisbälle. Seit 2003 erst führt die MLB Dopingtests durch, seit fünf Jahren gibt es harte Strafen für jene, die erwischt werden.

Die Zahl der Homeruns ist in den vergangenen Jahren wieder gesunken, die Bedeutung der Werfer gestiegen - auch wenn Hallaway sagt: "In unserer Berufsbezeichnung steht: Werfer. Und genau das haben wir getan: Wir haben Bälle geworfen." Dass die Reds ihren Gegner nur in einem Spiel punkten ließen, lag seiner Meinung nach an der herausragenden Leistung der Verteidigung im Feld. "Die Jungs sind eingespielt und auch nach zwei Stunden Spielzeit konzentriert", sagt Hallaway. "Wir machen keine Fehler und deshalb gewinnen wir Spiele."

Die lapidare Erklärung könnte mit der vergangenen Saison zu begründen sein, als die Phillies souverän das Endspiel erreichten, dann jedoch mit 2:4 gegen die New York Yankees verloren. "Wir wollen ins Finale, am liebsten gegen New York", sagt Halladay. Das könnte klappen, die Yankees spielen von Freitag an gegen die Texas Rangers.

Vor der möglichen Revanche müssen die Phillies gegen die Giants spielen. Im ersten Spiel wird es kaum aktionsgeladene Momente geben, in denen Offensivspieler um die Bases spurten oder den Ball auf die Tribüne knüppeln. Halladay wird sich mit Giants-Werfer Tim Lincecum duellieren. Der erlaubte beim ersten Playoff-Spiel seiner Karriere den gegnerischen Schlagmännern gerade einmal zwei gültige Versuche - und keinen einzigen Punkt. "Die Paarung lautet nicht Halladay gegen Lincecum, sondern Philiies gegen Giants", sagt Halladay.

Vielleicht spielt er die Bedeutung der Werfer auch deshalb herunter, weil das Ende der Steroid-Ära nicht bedeutet, dass Baseball ein durchweg sauberer Sport ist. Im vergangenen Jahr gestand Bronson Arroyo detailreich, dass er leistungsfördernde Mittel nahm. Erwischt wurde er bisher nicht. "Der Fan will, dass seine Mannschaft gewinnt - der Rest ist ihm egal", sagte er damals. Nur ist Arroyo kein muskulöser Schlagmann, er ist Werfer.

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