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Bas Dost vom VfL Wolfsburg:Der einst Verschmähte trifft, wie er will

Bas Dost ist in der Form seines Lebens. Mit vier Toren in Leverkusen bringt der Niederländer auch jene Kritiker zum Verstummen, die ihn lange Zeit für nicht gut genug hielten für den VfL Wolfsburg.

Von Andreas Morbach, Leverkusen

Als Bas Dost an seinem größten Tag im Wolfsburger Trikot für einen Moment die eigene VfL-Vergangenheit beleuchtete, kroch ihm erkennbar die Unruhe in die langen Beine. Wie ein eingesperrtes Wildpferd scharrte der 1,96-Meter-Mann aus den Niederlanden mit seinen weißen Fußballschuhen über den Kunststoffboden und kramte in seinem Gedächtnis.

"Ich war oft genug hier gestanden, genervt, weil ich nicht mit Journalisten reden und Fragen beantworten wollte, ob ein anderer für mich kommen soll. Aber jetzt hab' ich gezeigt, dass ich doch gut genug für Wolfsburg bin", präsentierte Dost einen raschen Abriss seiner Zeit bei den Niedersachsen.

In Hollands Eredivisie erzielte er im Dezember 2011 mal alle fünf Treffer zu Heerenveens 5:0 bei Excelsior Rotterdam. Auch dieses Erlebnis schwirrte Dost nach seinen vier Toren beim Wolfsburger 5:4 in der BayArena noch im Kopf herum. "Rotterdam war damals 16. Aber jetzt vier Tore gegen ein Spitzenteam wie Leverkusen - das macht mich schon besonders stolz", betonte der Angreifer, der sofort eine Hitliste seiner persönlichen Karnevalssamstag-Show parat hatte: Einfach sei außer Nummer drei zum 4:2 keines der Tore gewesen, am schönsten seine technisch brillante Außenristverlängerung von Kevin de Bruynes Flanke zum 3:0. "Aber am Wichtigsten", bekannte Dost, "war das letzte."

Das letzte, in der dritten Minute der Nachspielzeit, das dem VfL doch noch die volle Punktzahl bescherte. In den letzten acht Ligaspielen kommt Dost, zuvor Dauergast auf der Reservebank, nun auf die beeindruckende Quote von neun Treffern. "Es war ein wichtiges Zeichen für ihn und Nicklas Bendtner, dass wir in Ivica Olic im Winter unseren besten Stürmer nach Hamburg haben ziehen lassen. Und gerade Bas Dost ist ein Mann, der dieses Vertrauen spüren muss", nannte Wolfsburgs Coach Dieter Hecking den entscheidenden Grund für den hemmungslosen Erfolgslauf seines Stürmers - für den schon die Zugfahrt nach Leverkusen ein besonderes Erlebnis gewesen war.

Weil der vom VfL gebuchte Waggon offenbar nicht angehängt war, musste Dost bis zum Umstieg in einen Bus auf dem Gang sitzen. "Das ist mir auch noch nicht passiert", erzählte der 25-Jährige nach seinem spektakulären Auftritt am Rhein - und durfte sich trösten: Die Rückreise nach Wolfsburg traten die letzten verbliebenen Bayern-Jäger direkt im Bus an.

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