Spanischer Fußball:Flick einigt sich mit dem FC Barcelona

Lesezeit: 2 Min.

Soll bei Barcelona als Trainer übernehmen: Hansi Flick. (Foto: Christian Charisius/dpa)

Nach einer neuerlichen Eskalation eines seit Tagen schwelenden Streits entlässt Barça-Präsident Laporta Trainer Xavi - und macht den Weg frei für Hansi Flick. Der frühere Bundestrainer soll Anfang kommender Woche vorgestellt werden.

Von Javier Cáceres, Berlin

Hansi Flick, 59, steht unmittelbar vor einem Engagement beim FC Barcelona. Der frühere Bundestrainer und Bayern-Coach soll zur kommenden Saison das Erbe von Klub-Legende Xavi Hernández antreten. Eine grundsätzliche Einigung wurde der SZ von Personen, die mit dem Vorgang vertraut sind, am Freitag bestätigt. Dem Vernehmen nach wird Flick einen Zweijahresvertrag unterzeichnen. Er würde nach Hennes Weisweiler (1975/76) und Udo Lattek (1981 bis 1983) der dritte deutsche Barça-Trainer der Geschichte. Beide scheiterten an Legenden des Weltfußballs, die damals das Trikot des nunmehr milliardenschwer verschuldeten Traditionsklubs trugen: Weisweiler an Johan Cruyff, Lattek an Diego Maradona.

Xavi, 44, wurde am Freitag von Präsident Joan Laporta darüber informiert, dass er per Ende der laufenden Spielzeit entlassen sei. Es war die letzte, aber nur noch im Detail überraschende Volte eines ereignisreichen Halbjahrs. Xavi hatte im Januar seinen Rücktritt erklärt; Ende April verständigte er sich mit Laporta darauf, seinen Vertrag bis 2025 doch zu erfüllen. In den vergangenen Wochen kam es aber zu atmosphärischen Störungen, die vor wenigen Tagen eskalierten. Laporta soll zu Ohren gekommen sein, dass Xavi in der Kabine über ihn persönlich und dessen Führungsteam hergezogen sein soll. Trotz eines ausstehenden Ligaspiels beim FC Sevilla ließ Laporta am Freitag den Rauswurf offiziell verkünden. Er dürfte Barcelona teuer zu stehen kommen. Dem Vernehmen nach will Xavi nun - anders als noch bei seinem Rücktritt angedacht - nicht mehr auf eine Abfindung verzichten. Sie soll sich, inklusive Mitgliedern des Trainerstabs, im niedrigen zweistelligen Millionenbereich bewegen. Xavi verabschiedete sich am Freitagabend über seine sozialen Netzwerke bei den Fans. Er werde ab sofort wieder "ein Barça-Fan mehr" sein. Er bedankte sich bei einer Vielzahl von Personen, unter anderem auch beim Präsidenten Laporta und dessen Vorstand.

Großes Hin und Her: Xavi wird Barcelona nun doch am Saisonende verlassen müssen. (Foto: David Ramos/Getty Images)

Die Gerüchte um eine Verpflichtung Flicks kursieren in Barcelona schon seit Monaten - insbesondere seit er mit Pini Zahavi zusammenarbeitet, einem mit Laporta eng befreundeten Berater. In Barcelona wird kolportiert, Flick solle ein Salär beziehen, das signifikant unterhalb der acht Millionen Euro brutto liegt, die Xavi erhalten haben soll. Eine Bestätigung dafür gab es nicht. Wohl aber hieß es, dass Flick in den vergangenen Monaten Spanisch-Unterricht genommen hat und ihn nun intensivieren wolle. Geplant ist, dass Flick seine Pressekonferenzen bis auf Weiteres auf Englisch anbietet. Seine offizielle Vorstellung ist für Anfang kommender Woche geplant.

Beim FC Barcelona hieß es, dass Flick in den Casting-Gesprächen unter anderem deshalb großen Eindruck hinterlassen habe, weil er detaillierte Kenntnisse über die Nachwuchsabteilung gezeigt haben soll. Angesichts der angespannten Finanzlage ist Barcelona besonders darauf angewiesen, auf Spieler aus der eigenen Jugend zu setzen. Es gilt daher auch als ausgeschlossen, dass Flick einen der Wunschkandidaten Xavis zum Wechsel nach Barcelona bewegen kann: Joshua Kimmich vom FC Bayern. Dafür wird Flick in Barcelona auf andere Bekannte treffen: Ilkay Gündogan, der von Flick zum Nationalmannschaftskapitän erkoren wurde, DFB-Torwart Marc-André ter Stegen und Robert Lewandowski. Der polnische Nationalstürmer war Teil jener Bayern-Mannschaft, die unter Flick 2020 das "Sextuple" holte, darunter auch der Champions-League-Titel von Lissabon. Auf dem Weg ins Finale von Lissabon zertrümmerte Flicks FC Bayern ausgerechnet Barça. Im Viertelfinale siegten die Münchner gegen die Katalanen mit 8:2.

Noch nicht endgültig geklärt ist, mit welchem Trainerteam Flick in Barcelona arbeiten wird. Als sicher gilt, dass Flick Marcus Sorg mitnehmen wolle. Zuletzt trafen sich Flick und der frühere Bayern-Torwarttrainer Toni Tapalovic in Manchester mit Domènec Torrent, der unter Pep Guardiola bei Barça und Bayern München gearbeitet hat. Er gilt als Wunschkandidat Barças, da Torrent den Klub bestens kenne. Auch Tapalovic soll Teil von Flicks Trainerteam werden. Er ist ein enger Vertrauter von Manuel Neuer, dem Nationalmannschaftsrivalen von Barça-Torwart ter Stegen.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusVincent Kompany und der FC Bayern
:Trainer mit Pep'scher Prägung

Ist er jetzt endlich gefunden? Der Belgier Vincent Kompany vom FC Burnley soll tatsächlich neuer Bayern-Trainer werden - falls der Deal nicht noch an der Ablöseforderung scheitert. Ein Blick in seine Vita offenbart Chancen und Risiken.

Von Sven Haist

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: