Süddeutsche Zeitung

Internationaler Fußball:Barcelona verkauft Tafelsilber

Der FC Barcelona erhält von seinen Mitgliedern die Erlaubnis, umfangreich Rechte und Anteile zu veräußern. Der Klub hofft auf mehr als 600 Millionen Euro - und damit auf die Finanzkraft, um Robert Lewandowski beim FC Bayern abzulösen.

Von Javier Cáceres, Berlin

Der FC Barcelona hofft, durch die Veräußerung von Tafelsilber finanziell ausreichend Stabilität zu erlangen, um wieder handlungsfähig zu werden. Die Mitglieder erteilten dem Präsidium des milliardenschwer verschuldeten Klubs um Präsident Joan Laporta bei einer Wahlmännerversammlung am Donnerstagabend die Genehmigung, bis zu 25 Prozent der TV-Rechte und 49,9 Prozent der Merchandisingabteilung zu verkaufen. Barça erhofft sich dadurch Einnahmen von mehr als 600 Millionen Euro, die als "wirtschaftliche Hebel" wirken sollen, wie die Klubführung betonte. "Es sind Hebel für (Trainer) Xavi und (Sportdirektor) Mateu Alemany", betonte Ex-Präsident Joan Gaspart, der für die Zustimmung zu dem umstrittenen Vorgriff auf Einnahmen der Zukunft warb.

Mit seiner Bemerkung spielte Gaspart darauf an, dass der Verein in die Lage versetzt werden solle, in diesem Sommer auf dem Transfermarkt aktiv werden zu können. Im Raum steht die Verpflichtung von Stürmer Robert Lewandowski vom FC Bayern. Barça arbeitet schon seit Monaten am Verkauf der TV-Rechte und des Fanartikel-Geschäfts und will, wie aus dem Klub verlautet, die ersten Einnahmen schon bald verbuchen. Auf diese Weise solle das laufende Geschäftsjahr zum Stichtag 30. Juni ohne Verluste abgeschlossen werden. Andernfalls würde weiterhin die jetzt geltende Auflage des spanischen Ligaverbandes LFP greifen, wonach Barça für jeden Euro, den der Klub neu an Gehältern ausgeben will, drei Euro einsparen muss.

Barças Gehaltskosten liegen für die neue Saison bei 560 Millionen Euro - unter anderem, weil aufgeschobene Zahlungen an Profis fällig werden. Auch dem im vergangenen Jahr nach Paris abgewanderten Lionel Messi wird noch Geld geschuldet. Die Ausgaben für Saläre sollen auf 400 Millionen Euro gesenkt werden, teilte der für die Finanzen zuständige Vizepräsident Eduard Romeu mit. Auch Transfers stehen zur Debatte.

Trainer Xavi Hernández hat intern erklärt, dass er in allen Mannschaftsteilen Verbesserungsbedarf sieht. Besonders intensiv wird um den bald 34-jährigen Lewandowski geworben, der seinen Wunsch, nach Barcelona zu wechseln, öffentlich hinterlegt hat. Lewandowskis Vertrag beim FC Bayern läuft bis 2023. Bislang haben die Münchner betont, dass sie auf der Erfüllung des Vertrags bestehen werden.

Gleichwohl soll Barcelona bereits zwei Angebote für Lewandoswki eingereicht haben, die nicht kommentiert beziehungsweise abgelehnt worden seien, schrieb die in Barcelona beheimatete Zeitung Sport. Barça spekuliere darauf, dass der FC Bayern bei 40 Millionen Euro Ablöse einschlage, fügte das Blatt hinzu. Aus England wurde unterdessen vermeldet, der portugiesische Nationalspieler Bernardo Silva habe bei Manchester City erklärt, eine Luftveränderung anzustreben und möglichst nach Barcelona wechseln zu wollen.

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