Süddeutsche Zeitung

Ousmane Dembélé:Barça verliert die Geduld

  • Ousmane Dembélé konnte sich sportlich beim FC Barcelona bislang nicht durchsetzen.
  • Gerüchte über Disziplinlosigkeiten halten sich hartnäckig, der Verein denkt nun über einen Verkauf des Spielers nach.
  • Die Vergangenheit zeigt, dass Dembélé kein Musterprofi ist.

Von Christoph Söller

Auch im Clásico gegen Real Madrid durfte Ousmane Dembélé nicht von Anfang an mitspielen. Und das obwohl Lionel Messi verletzt fehlte. Wenige Tage zuvor, in der Champions League gegen Inter, als es erstmals darum ging, Messi zu ersetzen, musste der Franzose ebenfalls auf der Bank Platz nehmen.

Die Euphorie um Dembélé ist in Barcelona verflogen, oder besser gesagt: Sie hat sich nie wirklich entfaltet. Selten stand der 21-Jährige bislang in der Startelf, und wenn, dann überzeugte er nur bedingt. Kaum etwas ist übrig von den gefährlichen Pässen, den Tempodribblings und Traumtoren, mit denen er in Dortmund die Aufmerksamkeit der Barca-Scouts auf sich gezogen hatte. Stattdessen gibt es immer wieder Berichte über mangelnden Trainingsfleiß, Undiszipliniertheiten und eine Schwäche für das vielfältige Nachtleben in der katalanischen Hauptstadt.

Der Lebensstil des jungen Franzosen sei alles andere als vorbildlich. Einmal ist Dembélé mit seinem Privatjet nach Paris und von dort aus in die Diskothek "Theatro" in Marrakesch geflogen. Fotos belegen, wie er dort bis in die Morgenstunden feierte, ehe es am Dienstagvormitag zurück nach Barcelona ging - zum Training. Die dort ansässige Mundo Deportivo berichtete zu Beginn des Jahres außerdem, der FC Barcelona habe Dembélé einen Privatkoch zur Seite gestellt, um ihm die ungesunde Ernährung auszutreiben. Dembélé soll zuvor einen Mitarbeiter des Klubs um eine Gasflasche für seinen Grill gebeten haben. Offenbar hat der Franzose immer wieder Barbecuepartys mit Freunden veranstaltet.

In Barcelona haben sie Zweifel, ob Dembélé charakterlich ins Team passt

Nun denkt Barca offenbar über einen Verkauf von Dembélé nach, wenn möglich schon im Winter. Eigentlich schien der junge Weltmeister in dieser Saison endlich Fuß gefasst zu haben beim FC Barcelona, er erzielte wettbewerbsübergreifend fünf Tore in zwölf Spielen. Doch laut dem katalanischen Radiosender RAC 1 sind die Klub-Verantwortlichen zu der Einsicht gekommen, dass Dembélé charakterlich nicht zum Team passe.

Dembélé hatte vor dem jüngsten Champions-League-Auftritt für Ärger gesorgt, weil er zum wiederholten Male zu spät zum Mannschaftstreffen erschienen war. Trainer Ernesto Valverde sagte zwar, Dembélé sei "ein Spieler, der sehr hilfreich für uns sein kann", aber die Erwartungen konnte er nicht erfüllen. Gegen die hochkarätige Konkurrenz, bestehend aus Messi, Luis Suárez, Coutinho und neuerdings auch Rafinha Alcántara, der für Messi in die Anfangsformation befördert wurde, konnte sich Dembélé nicht nachhaltig durchsetzen.

Die Frage, welche Einstellung der Franzose zu seinem Beruf hat, ist nicht neu. Schließlich hatte er mit dubiosen Mitteln schon seinen Wechsel von Dortmund in die katalanische Hauptstadt erzwungen. Im August des vergangenen Jahres, als der FC Barcelona ernsthaftes Interesse an einer Verpflichtung signalisierte, schwänzte Dembélé das Dortmunder Mannschaftstraining. "Er war heute Morgen nicht da, und ganz ehrlich: Ich habe keine Ahnung, warum nicht. Wir haben versucht, ihn zu erreichen. Das ist nicht gelungen", sagte der damalige Dortmunder Trainer Peter Bosz.

Dembélé wollte die Freigabe erzwingen - mit unlauteren Mitteln. Es folgte ein wochenlanges Feilschen und Schachern. Bei den Fans in Dortmund war die Entrüstung groß - charakterlos, illoyal und undankbar waren noch die harmloseren Adjektive.

Schon bei Stade Rennes gab es Probleme

Dabei hätte es der BVB damals schon ahnen können, denn es war nicht Dembélés erstes Wechseltheater. Als 18-Jähriger spielte er im Jahr 2015 für Stade Rennes. Salzburg wurde auf ihn aufmerksam und gab ein erstes Angebot. Rennes blieb standhaft, doch Dembélé begann, sich für den Red-Bull-Klub zu interessieren. Er fuhr mehrmals nach Salzburg, um sich die Bedingungen anzuschauen. Und weil Rennes keine Freigabe erteilte, drohte Dembélé mit seinem Karriereende.

Er wolle sich in den Senegal absetzen und der Verein kotze ihn ohnehin an. Einige Wochen später verlängerte er dann doch für drei Jahre, erfüllte diesen Vertrag aber nicht, sondern wechselte im Sommer 2016 nach Dortmund - und wiederholte dort das Schauspiel nur ein Jahr später.

Englische Medien spekulieren nun, ob der FC Chelsea, Liverpool oder Arsenal sich für den Flügelstürmer interessieren könnten. Die Ausstiegsklausel liegt bei 400 Millionen Euro. Dass diese aber nicht verbindlich ist, zeigt der Fall Paco Alcacer. Beim neuen Dortmunder Stürmer betrug die Ausstiegsklausel offiziell 100 Millionen Euro, doch der BVB einigte sich mit der Klubführung Barcas auf ein Leihgeschäft mit einer Gebühr von 2 Millionen Euro und einer anschließenden Kaufoption, mit der die Dortmunder Alcacer für 26 Millionen Euro fest verpflichten könnten.

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