Bamberg:Die Rückkehr der leitenden Männer

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Antreiber: Der erst spät engagierte Jordan Crawford soll dem Spiel der Bamberger Basketballer auch beim Saisonfinale Impulse und Schwung geben.

(Foto: Heiko Becker/imago)

Nach dem Hin und Her in der Gesellschafterfrage sorgt nun die Anwesenheit von Jordan Crawford für Optimismus.

Von Joachim Mölter

Am Dienstagmorgen war es soweit: Da trainierten die Basketballer von Brose Bamberg erstmals seit Mitte März wieder in kompletter Mannschaftsstärke, nachdem auch der Amerikaner Jordan Crawford das Quarantäne-Programm durchlaufen und zwei negative Tests auf das Coronavirus hinter sich gebracht hatte. Von dem 31 Jahre alten Spielmacher erhoffen sie sich in Bamberg ja einiges im Hinblick auf das bevorstehende Saisonfinale in München, bei dem vom 6. Juni an in einer Turnierform der Meistertitel des Jahres 2020 ausgespielt wird. Crawford war zwar erst im Februar nachverpflichtet worden, kurz bevor die Basketball-Bundesliga (BBL) ihren Spielbetrieb wegen der Corona-Pandemie unterbrach. Aber bei seinen wenigen Einsätzen habe er "der Mannschaft noch einmal einen Schub gegeben", findet Klub-Geschäftsführer Arne Dirks: "Es war wichtig, dass er zurückkommt."

"Ich glaube, dass die Zeiten eines zweistelligen Millionen-Etats vorbei sind", sagt Dirks

Der ehemalige NBA-Profi habe nach seiner ersten Ankunft in Bamberg jedenfalls "sofort die Leaderrolle übernommen", die leitende Funktion, welche dem Team bis dahin gefehlt habe, lobte Dirks am Montagabend während einer Gesprächsrunde mit Klubanhängern. So eine Runde gibt es immer mal wieder in Bamberg, bislang trafen sich Funktionäre und Fans in örtlichen Lokalen, doch in diesen Zeiten saßen sie bloß virtuell zusammen, auf einer Konferenz-Plattform im Internet. Das Treffen war wohl dringend notwendig nach dem Hin und Her der vergangenen Woche. Da hatte der Aufsichtsratschef Michael Stoschek überraschend angekündigt, dass sich Brose - der ebenfalls von ihm geleitete Autozulieferer - als Alleingesellschafter der Basketball GmbH zurückziehen werde, und zwar schon zum 30. Juni. Aber nach Gesprächen mit Interessenten aus der Region hatte Stoschek am Sonntag genauso überraschend den Rückwärtsgang eingelegt. Brose bleibt nun doch Gesellschafter. Man habe "keine Einigung gefunden über die organisatorische Ausrichtung und die sportlichen Ziele", verriet Dirks den neugierigen Anhängern und fügte hinzu: "Brose will ja dabei bleiben als Haupt- und Namenssponsor und möchte dann auch, dass der Betrieb in seinem Sinne weitergeführt wird."

Auch den zwischenzeitlichen Meinungsumschwung in Sachen Saisonfortsetzung erläuterte Dirks den Fans noch einmal. Ursprünglich hatten sie in Bamberg ja dafür plädiert, die Saison abzubrechen, aber nun machen sie doch mit beim Abschlussturnier in München, als eins von zehn Teams. Dirks nannte dafür vor allem wirtschaftliche Gründe. Zum einen könne der Klub durch die Teilnahme Regressforderungen von Sponsoren kompensieren, weil er ja eine Gegenleistung biete; zum anderen gehe es um die sportliche Qualifikation für die Champions League, einen internationalen Wettbewerb, den man bei Sponsoren und Dauerkartenkäufern einpreisen könne. "Das spielt eine große Rolle", gab Dirks zu.

Nach etlichen fetten Jahren mit deutschen Meisterschaften, Pokalsiegen und berauschenden Euroleague-Auftritten befinden sich die Bamberger Basketballer auf Konsolidierungskurs. Seit Dirks' Amtsantritt im Januar 2019 hat der Klub ein Defizit von rund sechs Millionen Euro abgetragen, das Budget in der laufenden Saison war schon 30 Prozent niedriger als im Jahr vorher, für die kommende Spielzeit erwartet Dirks wegen der Corona-Krise noch mal eine Reduzierung um ein Drittel. Den Einsparungen fällt jetzt auch die Kooperation mit dem langjährigen Farmteam Baunach Young Pikes zum Opfer, in dem bislang die Talente Spielpraxis sammeln konnten. "Ich glaube, dass die Zeiten eines zweistelligen Millionen-Etats vorbei sind", sagte Dirks den Fans.

Trotz allem wollen die Bamberger weiterhin zum oberen Drittel der Liga gehören und diesen Anspruch auch sportlich untermauern in München. Sie haben dabei den Vorteil, keine neuen Akteure integrieren zu müssen, sondern auf den bekannten Kader zurückgreifen zu können. "Wir haben nur zwei Verletzte, das ist ärgerlich", sagte Dirks mit Verweis auf Louis Olinde (Schulter) und Bryce Taylor (Achillessehne). Dafür hat der Rest des Teams ein paar Tage länger Zeit, sich wieder einzuspielen: Das Titelturnier beginnt zwar am 6. Juni, die Bamberger greifen aber erst als letztes Team ein, am 9. Juni gegen Pokalsieger Alba Berlin. Die Bamberger reisen deswegen auch erst einen Tag vorher an. "Ich bin ganz optimistisch, was das Turnier angeht", versicherte Arne Dirks den Fans noch: "Für uns ist das sportlich wie wirtschaftlich eine große Chance."

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