Brose Bamberg:Plötzlich ist der ganze Bamberger Basketball bedroht

Basketball ALBA Berlin - Brose Bamberg

Was passiert nun im Verein? Die Bamberger Spieler Maurice Stuckey, Bryce Taylor, Elias Harris, Patrick Heckmann und Augustine Rubit (von links).

(Foto: dpa)
  • Bei Brose Bamberg, vielfacher deutscher Basketball-Meister, kommt es zu einer kuriosen Entlassung während der Saison.
  • Der Geschäftsführer muss gehen - die Rede ist von "finanziellen Unregelmäßigkeiten", die so gravierend sind, dass der Hauptsponsor kurzerhand helfen muss.

Von Matthias Schmid

Brose Bamberg hatte sich für seine großen Sponsoren mal wieder etwas Exklusives einfallen lassen. Für Donnerstag hatte der neunmalige deutsche Basketball-Meister in den Steigerwald eingeladen, zu einem Kamingespräch im Schlosshotel Reichmannsdorf samt Menü und Weinbegleitung. Es sollte ein entspannter Abend in barocker Atmosphäre werden, in der den Geldgebern seltene Einblicke in die Abläufe rund um die Mannschaft gewährt werden.

Als Gesprächspartner waren Geschäftsführer Rolf Beyer, Sportdirektor Ginas Rutkauskas und Cheftrainer Ainars Bagatskis angekündigt; vor allem Beyer schickte der Klub bei solchen Anlässen immer gerne vor, weil er es bestens versteht, die Sponsoren eloquent zu umschmeicheln.

Nun fehlte Beyer aber an diesem Abend, weil er am Mittwoch selbst zu einem großen Thema geworden war, zu keinem erfreulichen aus Bamberger Sicht. Der Klub hat sich mit sofortiger Wirkung von ihm getrennt, es war eine Trennung der unschönen Art, die der Verein in 13 dürren Zeilen mitteilte. Grund seien "finanzielle Unregelmäßigkeiten", wie in dem Kommuniqué zu lesen war.

Auch die weiteren Zeilen der Mitteilung haben es in sich, es ist nicht übertrieben, wenn man von einem Beben spricht, welche die Nachricht in der Basketballszene ausgelöst hat - Bamberg war in den vergangenen Jahren ja die erfolgreichste Mannschaft. "Nur durch fortwährende finanzielle Unterstützung durch die Brose-Gruppe und den Aufsichtsratsvorsitzenden Michael Stoschek persönlich - außerhalb der erheblichen Sponsoringleistungen - kann die Gesellschaft vor einer Insolvenz bewahrt werden", stand da weiter geschrieben.

Drohende Pleite des Vereins?

Dass ein Verein ohne Not und ganz freiwillig eine drohende Pleite erwähnt - und dafür sogar eine mögliche Strafe durch die Basketball-Bundesliga riskiert -, verblüffte die Branche. Was genau geschehen ist, behielten die Verantwortlichen am Donnerstag lieber für sich. Auch Rolf Beyer wollte sich zu seinem Rauswurf gegenüber der SZ nicht äußern.

Bekannt ist nur, dass Stoschek vor dieser Spielzeit die Zuwendungen deutlich gekürzt hat, auf sechs bis acht Millionen Euro hat der Klub die Einsparungen selbst beziffert. Das bedeutete einen drastischen Einschnitt im Budget, das in der vergangenen Saison noch etwa 22 Millionen Euro betragen hat und nach den Worten von Stoschek "das höchste im deutschen Basketball war".

Und dann ist alles in Gefahr?

Die Saison war allerdings weder sportlich noch wirtschaftlich so ausgefallen, wie sich der Aufsichtsratschef das vorgestellt hatte. Spielernachverpflichtungen und die Entlassung von Cheftrainer Andrea Trinchieri hatten zusätzliche Kosten verursacht. Beyer selbst hatte im Sommer einen Verlust eingeräumt. Aber nun sollte plötzlich der ganze Standort in seiner Existenz bedroht sein?

Dass Rolf Beyer mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben entbunden worden war, wurde den meisten Mitarbeitern der Bamberger Basketball GmbH, die den Spielbetrieb der Bundesliga-Mannschaft organisiert, erst am Donnerstagvormittag in einer spontan einberufenen Versammlung erklärt - nachdem die Pressemitteilung bereits am Mittwochabend versendet worden war.

Der Zeitpunkt der Trennung überraschte jedenfalls, Beyers Abschied stand schon seit September fest, der Geschäftsführer hatte selbst gekündigt, um vom 1. Januar an für ein Teeunternehmen zu arbeiten. Die Nachfolge war bereits geregelt, Arne Dirks übernimmt, derzeit Geschäftsführer der Deutschen Volleyball Sport GmbH, der Vermarktungsgesellschaft des Volleyball-Verbandes.

Seit Sommer 2014 wirkte Beyer als Geschäftsführer, in seine Zeit fallen drei Meistertitel und ein Pokalsieg. Er war damals als Kaufmännischer Leiter des Brose-Werks in Hallstadt ein Quereinsteiger, ein Vertrauter von Stoschek, der sich aber zunehmend von ihm emanzipierte und seine eigene Meinung vertrat.

Die Entfremdung erreichte im vergangenen Sommer einen vorläufigen Höhepunkt, als Beyer bereits über einen sofortigen Abschied nachdachte, weil er mit einigen Abläufen nicht mehr einverstanden war. Der Kaminabend fand nun ohne ihn statt. Fragen zu seiner Person waren offiziell nicht gestattet.

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