Bach-Nachfolge beim DOSB:Abhängig vom Segen des Präsidenten

Bach-Nachfolge beim DOSB: Präsident beim DOSB: Wer wird Nachfolger von Thomas Bach?

Präsident beim DOSB: Wer wird Nachfolger von Thomas Bach?

(Foto: AFP)

Der Deutsche Olympische Sportbund sucht nach dem Wechsel von Thomas Bach zum IOC einen neuen Präsidenten. Es gibt viele Kandidaten, aber noch keinen klaren Favoriten. Klar ist: Bach selbst wird ein entscheidendes Wort mitreden.

Von Johannes Aumüller

Kaum hat Thomas Bach das höchste Amt im Weltsport übernommen, steht der deutschen Sportpolitik die nächste Personaldebatte bevor. Es geht um die Frage, wer seinen Posten als Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) übernimmt. Obwohl mit Bachs Aufstieg auf den IOC-Thron nun ein Szenario eingetreten ist, das über Monate als absehbar galt, gibt es keinen Kandidaten, auf den es mehr oder weniger automatisch zulaufen würde. Öffentlich will sich dazu kaum jemand äußern, aber hinter den Kulissen ist die Diskussion in vollem Gang.

Formal steht die Sache so: Am nächsten Montag tritt Bach als DOSB-Chef zurück und das Präsidium verständigt sich auf das weitere Vorgehen. Überall heißt es nun, dass dann "satzungsgemäß" der für Finanzen und Wirtschaft zuständige Vize-Präsident Hans-Peter Krämer bis zu einer Neuwahl als Interimslösung übernehme.

In der Satzung ist dies zwar längst nicht so eindeutig formuliert wie weithin suggeriert, doch dieses Modell passt vielen gut in den Kram. Denn der langjährige Bach-Begleiter und frühere Sparkassen-Chef Krämer ist bereits 71 und dürfte wegen der Altersgrenze ohnehin nicht für eine reguläre Amtszeit kandidieren.

So lässt sich etwas Zeit schinden; womöglich wird zudem wieder eine Findungskommission einberufen wie schon bei der Gründung des DOSB 2006. Wahrscheinlich im Dezember, bei der nächsten ordentlichen Mitgliederversammlung, soll der Bach-Nachfolger gekürt werden, doch sicher ist das nicht. Formal ist Bach bis 2014 gewählt, entsprechend ließe sich argumentieren, dass so lange auch der Übergangspräsident amtieren solle. Viele halten allerdings eine baldige Lösung für angemessener - vor allem, weil nahezu parallel dazu der Beschluss über eine mögliche Olympia-Bewerbung für München 2022 fällt.

Klar ist: Ohne den Segen von Thomas Bach darf sich niemand Hoffnungen machen. Und es ist eher unwahrscheinlich, dass es zu einem langen Wahlkampf oder einer Kampfabstimmung kommt; eher wird erwartet, dass der organisierte deutsche Sport in vielen kleinen und großen Runden die Angelegenheit auskaspert, um sich dann auf eine Person zu einigen.

Eine Schlüsselposition kommt dem Generaldirektor Michael Vesper zu. Er hat das Amt seit 2006 inne und mittlerweile den Ruf, der zweitmächtigste Mann im deutschen Sport zu sein. In den vergangenen Jahren stand er stets eng an der Seite von Bach und gab des Öfteren den Ausputzer; intern wie in der Öffentlichkeit. Es ist wegen dieser engen Verbindung unstrittig, dass er weiter eine zentrale Rolle spielt - die Frage ist nur, ob er auch als Präsident geeignet ist. Denn mit seiner Art verärgerte er auch schon manchen Verbandsrepräsentanten.

Heikle Finanzfrage

Zugleich stellt sich die heikle Finanzfrage: Als Generaldirektor verdient Vesper dem Vernehmen nach mehr als 300 000 Euro, das Präsidentamt ist offiziell unbezahlt. Eine mögliche Umwandlung des Jobs von einem Ehren- in ein Hauptamt dürfte kaum eine Mehrheit finden. Selbst der designierte Interimschef Krämer sagte dazu: "Eine solche Konstruktion halte ich derzeit für ausgeschlossen." Aber es wäre ja auch denkbar, dass Vesper seinen gut bezahlten Job beibehält und neben einem Bach-nahen Präsidenten als mächtiger Schattenpräsident wirken kann.

Auch bei den übrigen Kandidaten, die allgemein gehandelt werden, gibt es Kritikpunkte. Christa Thiel beispielsweise, Präsidentin des Schwimmverbandes und im DOSB Vizepräsidentin für Leistungssport, erreichte bei der jüngsten Wahl im eigenen Verband kein gutes Ergebnis. Zudem lasten ihr manche an, dass sie bei der nacholympischen Debatte um die Leistungssportförderung, die ja formal in ihr Ressort fiel, zu wenig präsent gewesen sei. Rainer Brechtken wiederum, Präsident der Turner und Sprecher der Spitzenverbände, muss in seinem Verband gerade einen finanziell aus dem Ruder gelaufenen Neubau moderieren.

Ski-Chef Alfons Hörmann wäre den Sommersportlern, die sich in der Überzahl befinden, schwer zu vermitteln; erst recht, wenn es tatsächlich eine Bewerbung für Winterspiele gäbe. Und Multifunktionär Ingo Weiss (Basketball, Sportjugend) ist erst 49 und einigen damit noch zu jung. Am Mittwochabend wagte sich der bis dahin nicht gehandelte Walter Schneeloch, DOSB-Vize für Breitensport, etwas hervor und sagte, er würde sich einer neuen Herausforderung "nicht verweigern".

Angesichts dieser Ausgangslage bringen manche auch eine externe Lösung ins Gespräch. Der frühere Schwimmer Michael Groß plädiert dafür, aber auch so mancher Verbandschef. Beispielsweise fällt in Gesprächen zu diesem Thema immer wieder der Name von Willi Lemke, lang- jähriger Manager von Werder Bremen und UN-Sonderberater für Sport. Zudem wird auf die anstehenden Wahlen im Bund sowie in Bayern und Hessen verwiesen, womöglich verliert dann ein Politiker sein Amt, der als DOSB-Chef denkbar wäre.

Allerdings spielen manche Beteiligten auch auf Zeit, weil sich in Deutschlands Sportpolitik womöglich ein weiterer guter Job auftut. Sollte München tatsächlich als Kandidat für die Olympischen Winterspiele 2022 antreten, braucht es einen Bewerbungschef - dieser Posten ist vielleicht nicht ganz so prestigeprächtig wie das Amt des DOSB-Präsidenten, aber dafür besser bezahlt.

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