Australien:Glashaus-Verdacht

WORLD SWIMMING TRIALS Australian swimmer Shayna Jack is seen after her heat of the Women s 200 metr

Shayna Jack.

(Foto: AAP/Imago)

Die Australier sind bei der WM die lautesten Anti-Doping-Kämpfer - und haben nun einen mutmaßlichen Dopingfall in den eigenen Reihen.

Von Claudio Catuogno

Niemand hat sich in Gwangju so offensiv gegen Doping positioniert wie die Australier. Allen voran Mack Horton, 22, der Silber-Gewinner über 400 Meter Freistil, der bei der Siegerehrung hinter dem Treppchen stehen blieb, um gegen den Weltmeister Sun Yang zu protestieren. Es war auch ein Protest gegen den Weltverband Fina, der den Chinesen bei der WM nicht nur an den Start gehen ließ, sondern zelebrierte - obwohl sich der Schwimmer im September in einem Dopingverfahren verantworten muss. Sun Yang hatte im Streit mit einem Kontrollteam eine Dopingprobe mit einem Hammer zerstören lassen (SZ vom 27.7.).

Da war es am Samstag eine denkbar schlechte Nachricht, dass es auch im australischen Team einen mutmaßlichen Dopingfall gibt. Shayna Jack, 20, aus Brisbane, hat am 21. Juni im Trainingslager eine auffällige Probe abgegeben. Sie flog daraufhin nach Hause, zur Erklärung wurden "persönliche Gründe" genannt. Jack beteuert ihre Unschuld, und solange die Substanz nicht bekannt ist, die bei ihr gefunden wurde, ist eine Bewertung kaum möglich. Der Schaden ist aber angerichtet: Australiens Schwimmer unter Glashaus-Verdacht!

Leigh Russell, der Chef von "Swimming Australia", räumte am Sonntag ein, dass man da in einer "frustrierenden Lage" gewesen sei. Die Statuten erlaubten es nur der Anti-Doping-Agentur Asada oder der Athletin, den Fall öffentlich zu machen. Deshalb habe man auch die eigenen Athleten im Unklaren lassen müssen. Diese Regel werde man überdenken müssen. Dass Mack Horton anders gehandelt hätte, wenn er den Fall Shayna Jack gekannt hätte, hofft Russel aber nicht: "Mack ist für etwas eingetreten, an das er wirklich glaubt, und wir haben da die gleiche Haltung. Wir wollen absolut keine Dopingmittel in unserem Sport."

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