Australian Open:Djokovic will Einspruch einlegen

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Nachdem Einwanderungsminister Alex Hawke das Visum am Freitag erneut annulliert hat, soll am Sonntag das Bundesgericht über die Teilnahme des Titelverteidigers an den Australian Open entscheiden.

Der Fall Novak Djokovic geht in die nächste Runde. Nach dem angekündigten Einspruch seiner Anwälte gegen die erneute Annullierung seines Visums für Australien soll nun eine Anhörung vor dem Bundesgericht am Sonntag Klarheit über eine Teilnahme des serbischen Tennisspielers bei den am Montag beginnenden Australian Open bringen. Das entschied Richter Anthony Kelly bei einer Anhörung am Freitag.

Bis dahin darf Djokovic nicht abgeschoben werden. Für den Weltranglistenersten ist zudem am Samstag um 8 Uhr Ortszeit eine Anhörung bei der Einwanderungsbehörde anberaumt. Anschließend kann er von 10 Uhr bis 14 Uhr mit seinen Anwälten den Gerichtstermin am Sonntag vorbereiten. Bis dahin muss er nicht in Abschiebehaft.

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Ob Novak Djokovic die Australien Open spielen kann, entscheidet Einwanderungsminister Alex Hawke. Das Lager des Weltranglisten-Ersten baut bereits eine Drohkulisse auf. Derweil wächst der Groll seiner Profikollegen auf ihn.

Von Gerald Kleffmann

Das Visum des ungeimpften Djokovic war zuvor in einer persönlichen Entscheidung von Einwanderungsminister Alex Hawke ein zweites Mal für ungültig erklärt worden. Dies sei gut begründet und "im öffentlichen Interesse", hatte der Minister mitgeteilt. Djokovic ist nicht gegen das Coronavirus geimpft und deswegen eine umstrittene Person in dem Land, das seit Beginn der Pandemie harte Regeln aufgestellt hat.

Djokovics Anwalt Nicholas Wood kündigte umgehend einen Einspruch gegen die Entscheidung an und drängte darauf, keine Zeit zu verlieren. "Jede Minute, bevor das Turnier am Montag beginnt, ist kostbar", sagte Wood bei der Anhörung vor Richter Anthony Kelly. Zugleich kritisierte der Jurist, dass die Entscheidung "irrational" und unverhältnismäßig gewesen sei. Richter Kelly war bereits mit dem Fall befasst und hatte am Montag wegen eines Formfehlers der Behörden zugunsten von Djokovic entschieden, nachdem dem 34-Jährigen zunächst die Einreise in Melbourne verweigert worden war.

Der Fall ist auch für Australiens Politik zu einer heftigen Belastungsprobe geworden

Nachdem das Einreiseverbot gekippt worden war, hatte die australische Regierung angekündigt, weitere Schritte in Betracht zu ziehen, um Djokovic das Visum zu entziehen. Der Fall wurde auch für die Politik des Landes zu einer heftigen Belastungsprobe, nachdem Australien viele Monate in harten Lockdowns verbrachte und auch viele Bürger des Landes wegen der scharfen Regeln lange Zeit nicht in ihre Heimat einreisen durften.

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Am Mittwoch bestritt Djokovic absichtliche Falschangaben und die Gefährdung anderer Menschen, räumte aber Fehler im Umgang mit seinem positiven Testergebnis ein. Via Instagram wehrte er sich vor allem gegen zwei Vorwürfe: Weder habe er absichtlich eine falsche Angabe gemacht zu seinem Reiseverhalten in den 14 Tagen vor dem Flug ins Gastgeberland der Australian Open, noch habe er im Wissen seines positiven Corona-Tests im Dezember eine Veranstaltung mit Kindern besucht und sich dort ohne Maske bewegt.

Djokovic bezeichnete die "Fehlinformationen", die korrigiert werden müssten, als "verletzend und beunruhigend für meine Familie". Er räumte aber ein, dass er bei einem Interview mit der französischen Sportzeitung L'Équipe am 18. Dezember bereits von seinem positiven Testergebnis gewusst und den Termin dennoch nicht abgesagt habe. "Obwohl ich nach dem Interview nach Hause gegangen bin und mich für die vorgeschriebene Dauer in Isolation begeben habe, war das, nach genauerem Nachdenken, eine Fehleinschätzung und ich sehe ein, dass ich diese Verpflichtung hätte verschieben sollen", schrieb er.

Dass in seinem Einreiseformular fälschlicherweise angegeben wurde, er sei in den 14 Tagen vor seinem Flug nach Australien nicht gereist, bezeichnete Djokovic in seiner Ausführung als "menschlichen Fehler" seiner Agentin, "der sicher nicht absichtlich" geschehen sei.

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