Philipp Kohlschreiber lächelte, ehe er sich rundmachte. Er habe kein gutes Timing gehabt, mit dem eigenen Rhythmus gekämpft und vor allem bei vielen Ballwechseln nur zugeschaut, was insofern ungünstig war, weil er ja selbst auf dem Platz gestanden war und spielen sollte. Allerdings leider gegen einen Gegner, der "zwei Levels besser" war, der "meine Stärken aus dem Spiel genommen" hat, der "schnell auf den Beinen" war, "gut returnierte", "aggressiv" blieb.
Schonungsloser analysieren sich Profisportler selten, und das wirkte dann tatsächlich ehrlich und sympathisch vom 32-jährigen gebürtigen Augsburger, der seit zwei Jahren ein ehrenwertes Etikett an sich heften hat: bester Deutscher in der Weltrangliste. Beim 4:6, 3:6, 3:6 gegen Kei Nishikori nützte ihm dieser Titel nichts. Natürlich ist der Japaner als Weltranglisten-Siebter der Favorit gewesen, aber eines manifestiert sich auch: Kohlschreiber schafft es nicht, aus dem Kreise der erweiterten Weltspitze mal auszubrechen und so richtig zu überraschen.
Kohlschreiber ist bei Federer und Djokovic als Trainingspartner gefragt
Er lebt im Grunde seit Jahren auf der Tour bestens, sechs Turniere der kleineren 250er Kategorie gewann er schon. Kürzlich erst nahm Kohlschreiber in der asiatischen Show-Liga IPTL teil, er verstärkte das Team der Japan Warriors, in dem Nishikori den Starposten einnahm. Finanziell sollen Einsätze dort unfassbar lukrativ sein, aber auch mit hart erkämpftem Preisgeld in Höhe von insgesamt 8,5 Millionen Dollar hat sich Kohlschreiber ein Polster geschaffen.
Im sportlichen Sinne indes ist seine Situation paradox: Oft wird Kohlschreiber von den besten Profis der Welt wie Roger Federer und Novak Djokovic als Trainingspartner angefragt, weil er so konstant und hart und präzise über einen langen Zeitraum hin und her spielen kann. Seine Schläge sind sehr ästhetisch und technisch gut. "Und mit mir kann man Spaß haben", sagte Kohlschreiber jetzt und witzelte hinterher: "Vielleicht werde ich mal ganz als Sparringspartner anheuern."