Australian Open:Kerbers neue Galligkeit

WTA-Tour - Australian Open

Angelique Kerber jubelt nach ihrem Viertelfinalsieg über Madison Keys.

(Foto: dpa)
  • Angelique Kerber geht beschwingt ins Halbfinale gegen die Weltranglistenerste Simona Halep am Donnerstagmorgen (MEZ).
  • Sie hat nicht nur zurück zum sportlichen Erfolg wiedergefunden, sondern auch die Freude.
  • Hier geht es zu den Ergebnissen der Australian Open.

Von Gerald Kleffmann, Melbourne

Immer dann, wenn Angelique Kerber über das Land Australien und die Stadt Melbourne sprechen sollte in diesen Tagen, zog ein sanftes Lächeln über ihr Gesicht. Sie liebe diese Gegend, die Freundlichkeit der Menschen, die Entspanntheit, sagte sie zum Beispiel. Angenehme Erinnerungen hat sie überdies ja auch noch, vor zwei Jahren feierte sie bei den Australian Open ihren größten Erfolg, als sie am Ende in den Yarra River gesprungen war, erstmals als Champion eines Grand-Slam-Turniers. "Ich versuche einfach, das Gefühl von 2016 wieder zu finden", das ist im Konkreten gerade der Ansatz ihres beruflichen Schaffens. Ihren funkelnden Augen war wiederholt abzulesen: Ihre Zeitreise scheint zu funktionieren.

Das spiegelt sich auch in ihren Ergebnissen wieder. Vor ein paar Monaten hätten Kerber wahrscheinlich nur wenige zugetraut, bei den Australian Open weit vorzustoßen. Aber sie hat den Turn-around geschafft. Mit 6:1, 6:2 in nur 51 Minuten hat sie im Viertelfinale die Amerikanerin Madison Keys chancenlos gelassen. Keys wirkte oft überfordert mit der zähen Gegenwehr, die sie nicht erst nach einer gewissen Anlaufzeit zu spüren bekam.

Am Donnerstagmorgen gegen Halep

"Ich bin von Anfang an auf den Return gegangen, ich wollte gleich zeigen, dass ich da bin", erklärte Kerber. Diese Haltung, dieser Wille, nicht passiv zu bleiben, sondern aktiv zu agieren, zeichnet die Kerber des Jahres 2018 aus. Bis zum Halbfinale gegen die Weltranglisten-Erste Simona Halep aus Rumänien am Donnerstagmorgen MEZ (Ergebnis und Bericht auf SZ.de) hatte die 30 Jahre alte Deutsche aus Kiel, die in Polen lebt, alle ihre 14 Saisonmatches gewonnen, in Perth beim Hopman Cup, beim WTA-Turnier in Sydney und nun in Melbourne.

Kerber wird in jedem Fall Australien mit einem beschwingten Gefühl verlassen, sie hat nicht nur den sportlichen Erfolg wiedergefunden, sondern auch die Freude, den Spaß an ihrer Arbeit. "Der Druck war das, was mir am meisten im Weg stand", gab sie zu und versicherte: "Druck mache ich mir gar nicht mehr."

Was natürlich nicht heißt, dass sie den Ehrgeiz abgelegt hätte. Im Gegenteil, ihre Galligkeit war 2017 wahrscheinlich zu keinem Zeitpunkt so ausgeprägt, wie seit dem Jahreswechsel wieder. "Ich weiß, dass alles in die richtige Richtung geht", sagte Kerber, damit war vor allem ihre noch frische Zusammenarbeit mit dem Belgier Wim Fissette gemeint, der im November auf ihren langjährigen Coach Torben Beltz gefolgt war. Sie hatte damals mit der Entscheidung auch auf das Abrutschen vom ersten auf den 22. Platz der Weltrangliste reagiert. Im neuen Ranking nach den Australian Open wird sie in die Top Ten zurückkehren. "Das freut mich sehr", meinte sie.

Natürlich geht es Kerber in erster Linie um Titel, der Aufstieg in der Weltrangliste ergibt sich durch Erfolge automatisch. Gegenüber Halep hatte sie zumindest mental einen kleinen Vorteil: Als zweimalige Grand-Slam-Gewinnerin weiß sie, wie ein solches Turnier bis zum Ende erfolgreich zu bestreiten ist. Die Rumänin dagegen wartet noch auf den für sie befreienden Moment, bei einem der vier größten Events zu reüssieren, bei den French Open verlor die inzwischen 26-Jährige zweimal im Finale, 2014 und 2017. In Wimbledon (2014) sowie bei den US Open (2015) schaffte sie es bis ins Halbfinale.

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