Kerber bei den Australian Open:"Happy Biiiiirthday, dear Angie!"

2018 Australian Open - Day 4

Tennisspielerin Angelique Kerber.

(Foto: Getty Images)
  • Tennisspielerin Angelique Kerber zieht bei den Australian Open in die dritte Runde ein.
  • Im vergangenen Jahr erlebte sie eine sportlich enttäuschende Saison - nun fühlt sie sich selbst wieder an die Saison 2016 erinnert, als sie zwei Grand-Slam-Titel holte und zur Nummer eins wurde.
  • Nun trifft sie auf die Russin Maria Scharapowa, die im vergangenen Jahr in Melbourne wegen einer 15-monatigen Dopingsperre gefehlt hatte.

Von Gerald Kleffmann, Melbourne

Sie packte die Tasche, ging auf den Platz und konnte nicht mehr aufhören zu strahlen. Angelique Kerber musste, so ist das Sitte bei den Australian Open, wenn man ein Match in einer der großen Arenen absolviert, ein Interview geben. Vor den Zuschauern. Normalerweise haben dabei die Profis das erste Wort, an diesem 18. Januar war das nicht so. "Happy Biiiiirthday, dear Angie!", sangen die mehr als 10 000 Menschen auf den Tribünen, dann ließen sie sie hochleben: "Hip hip, Hooray!" Die Deutsche, die an diesem Tag 30 Jahre alt wurde, ist in Melbourne sehr beliebt, vor allem auch, seit sie 2016 dieses Grand-Slam-Turnier gewann.

"Es ist erstaunlich, wie die Zeit verfliegt", sagte Kerber an diesem Sommertag, an dem das Thermometer auf über 38 Grad stieg und die Hitze alle entsprechend forderte. Später meinte sie, das sei schon ein komisches Gefühl gewesen. Aufzuwachen und beim Gedanken an ihr Alter festzustellen: "Die Zwei ist weg." Immerhin: Mehr Sorgen hat Kerber nicht derzeit.

Neun der ersten 16 Gesetzten sind bereits gescheitert

So beklommen sich ihre sportliche Situation Ende des vergangenen Jahres dargestellt hatte nach einer enttäuschenden Saison, so beschwingt wirkt sie wieder. An diesem Donnerstag gewann sie ihr Zweitrundenmatch 6:4, 6:1 gegen Donna Vekic, die jetzt von Kerbers früherem Coach Torben Beltz trainiert wird. Zwischen den beiden ist nach der Trennung im November alles gut. Beltz habe ihr nach ihrem Sieg gratuliert, erzählte sie, "unsere Freundschaft ist immer noch da". Der Erfolg gegen die Kroatin war Kerbers elfter Match-Sieg einer Serie, die sie beim Hopman Cup in Perth gestartet hat. Sie triumphierte dann auch beim Turnier in Sydney - und hat nun viel Selbstvertrauen, wie sie sagt: "Ich bin glücklich, wieder Tennis zu spielen wie 2016." In jenem Jahr holte sie zwei Grand-Slam-Titel und setzte sich an die Spitze der Weltrangliste.

Sie wollte den Tag mit einem Abendessen ausklingen lassen, eventuell am Strand in St. Kilda, die nächste Aufgabe steht am Samstag an. Es ist eine delikate. "Ich rechne mit einer starken Scharapowa", befand Kerber. Die Russin Maria Scharapowa, die im vergangenen Jahr in Melbourne wegen einer 15-monatigen Dopingsperre gefehlt hatte, ist ihre Gegnerin. Die ebenfalls 30-Jährige besiegte die Lettin Anastasja Sevastova 6:1, 7:6 (4) und knallte auf die Bälle drauf, wie sie es gemeinhin macht. "Das Thema ist durch, sie hat ihre Strafe abgesessen", sagte Kerber zu Scharapowas Rückkehr, "sie wird gefährlich sein." Und eine Favoritin auf den Turniersieg wird mit dem Duell wieder ausscheiden.

Dass Kerber und Scharapowa sich schon so früh in diesem Turnier begegnen, hat damit zu tun, dass Scharapowa nach ihrer Sperre in der Rangliste weit abgerutscht war und sich wieder hoch arbeiten muss; sie ist momentan auf Rang 48 angelangt. Eine Kollegin mit großen Ambitionen hat sich derweil verabschiedet, was zum Turniertrend passt. Neun der ersten 16 Gesetzten sind bereits gescheitert. Als nächste Topspielerin verlor die Wimbledon-Siegerin Garbiñe Muguruza. Die Spanierin unterlag Su-Wie Hsieh aus Taiwan mit 6:7 (1), 4:6.

Kerber ist die letzte Deutsche im Fraueneinzel. Andrea Petkovic bot mal wieder ein typisches Petkovic-Match, mit skurilen Wendungen. Gegen Lauren Davis führte sie 4:0, dann stand es 4:4, dann holte sich Petkovic den Satz - und dann nichts mehr. Anschließend, nach dem 6:4, 0:6, 0:6 gegen die Amerikanerin, meinte sie in der ihr eigenen Art: "Ich mache jetzt einfach auf Amnesie". Dann gluckste sie und sagte: "Die letzten zwei Sätze existieren für mich nicht."

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