Süddeutsche Zeitung

Federer bei den Australian Open:"Ich habe das nicht verdient"

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Roger Federer ist nach einem dramatischen Match und der Abwehr von sieben Matchbällen ins Halbfinale der Australian Open eingezogen. Der Grand-Slam-Rekordgewinner besiegte Tennys Sandgren aus den USA, nur die Nummer 100 der Weltrangliste, mit 6:3, 2:6, 2:6, 7:6 (10:8), 6:3. "Ich sollte schon Ski fahren sein in der Schweiz", sagte Federer nach dem Match und versicherte: "Ich habe das nicht verdient. Aber manchmal muss man Glück haben."

Der zwischenzeitlich schwer angeschlagene Schweizer trifft nun auf Titelverteidiger und Rekordsieger Novak Djokovic. Dieser gewann sein Viertelfinale gegen den früheren kanadischen Wimbledon-Finalisten Milos Raonic 6:4, 6:3, 7:6 (7:1). Djokovic und Federer stehen sich am Donnerstag zum insgesamt 50. Mal gegenüber. Djokovic liegt in der Bilanz mit 26:23-Siegen vorn.

Nach 3:31 Stunden nutzte Federer am Dienstag seinen ersten Matchball. Zuvor hatte der mutige und unverdrossene Sandgren, der den matt wirkenden 38 Jahre alten Maestro zwischenzeitlich dominierte, im vierten Satz beim Stand von 5:4 sowie bei 6:3 im Tiebreak jeweils drei Matchbälle selbst vergeben. Einen Matchball wehrte Federer grandios ab. Die Vorentscheidung zugunsten des Australian-Open-Champions von 2010, 2017 und 2018 fiel im sechsten Spiel des fünften Satzes, als er Sandgren den Aufschlag abnahm.

Federer spielte nach einem souverän gewonnenen ersten Satz ohne Rhythmus und unerwartet fehlerhaft. Im dritten Satz kassierte er wegen eines Fluchs sogar eine Verwarnung, zuvor hatte die Nummer drei der Weltrangliste bei einem Breakball für sich eine Rückhand ins Netz geschlagen. Anschließend verlor er das Spiel und nahm eine Behandlungspause. Vor dem Match hatte Federer noch gescherzt: "Ich habe in meinem Leben schon viel Tennis gespielt, aber noch nie gegen Tennys." Nach dem ersten Satz verging ihm das Lachen. Dem sechsmaligen Melbourne-Sieger unterliefen in den Sätzen zwei, drei und vier erstaunlich viele leichte Fehler, zugleich gelangen seinem mutig spielenden Gegner viele direkte Punkte.

Bislang größter Erfolg von Sandgren war der Einzug ins Viertelfinale der Australian Open 2018 gewesen. Damals sorgte der 28 Jahre alte Amerikaner allerdings zusätzlich für Aufsehen, weil auf seinem Twitter-Account Nachrichten mit rechtsextremem und homophobem Gedankengut entdeckt worden waren. Damals sagte er unter anderem, nur Christus "und ihm alleine lege ich Rechenschaft ab".

Ashleigh Barty darf vom Heimsieg träumen

Die Australierin Ashleigh Barty hat auf dem Weg zu einem Heimsieg einen weiteren großen Schritt getan. Die 23-Jährige zog durch ein 7:6 (8:6), 6:2 gegen die Vorjahresfinalistin und Weltranglistenachte Petra Kvitova (Tschechien) ins Halbfinale ein. Dort trifft die French-Open-Siegerin von 2019 und derzeitige Weltranglistenerste auf Sofia Kenin (USA), die in Melbourne die Erfolgsgeschichte von Ons Jabeur (Tunesien) beendete.

Die in Moskau geborene Kenin, 21, zog durch ein souveränes 6:4, 6:4 zum ersten Mal in das Halbfinale eines Grand Slams ein. "Ich spiele mit sehr viel Selbstvertrauen, ich bin so glücklich", sagte die Amerikanerin, die zuvor im Achtelfinale Tennis-Wunderkind Cori Gauff (USA) bezwungen hatte. Im vergangenen Jahr war sie ins Achtelfinale der French Open eingezogen, es war ihr bislang bestes Resultat bei einem Grand Slam.

Jabeur, 25, hatte in Melbourne Geschichte geschrieben, nachdem sie als erste Frau aus der arabischen Welt in die dritte Runde bei einem Grand Slam eingezogen war. Auf dem Weg in die Runde der letzten Acht besiegte sie unter anderem die frühere Weltranglistenerste Caroline Wozniacki (Dänemark), die nach dem Match wie angekündigt ihre Karriere beendete.

Jan-Lennard Struff schied auch im Doppel aus. Der Warsteiner verlor an der Seite von Henri Kostinen (Finnland) sein Viertelfinale gegen die an Nummer elf gesetzten Rajeev Ram/John Salisbury (USA/Großbritannien) mit 4:6, 4:6. Struff war in der ersten Runde des Einzelwettbewerbs in vier Sätzen an Titelverteidiger und Rekordsieger Novak Djokovic (Serbien) gescheitert.

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