Australian OpenDjokovic lässt Trunkenbolde aus der Arena werfen

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Kurz nach ihren Pöbeleien wurde diese Zuschauer-Gruppe nach einer Beschwerde von Novak Djokovic aus dem Stadion entfernt.
Kurz nach ihren Pöbeleien wurde diese Zuschauer-Gruppe nach einer Beschwerde von Novak Djokovic aus dem Stadion entfernt. (Foto: James Gouley/Shutterstock/Imago)

Der Serbe beklagt sich erfolgreich über das Verhalten einzelner Zuschauer - und die US-Amerikanerin Danielle Collins freut sich wortwörtlich zu früh. Und Andy Murray stellt einen Rekord auf.

Von Gerald Kleffmann, Melbourne

Grand-Slam-Turniere darf man sich wie eine gewaltige Messe vorstellen, auf der sich jeder von seiner besten Seite zeigen will, aber natürlich klappt nicht immer alles wie gewünscht. Der Faktor Mensch ist die Schwachstelle im System, wie Danielle Collins auf spezielle Weise erfahren musste. Die Amerikanerin hatte in ihrem Zweitrundenmatch gegen die Tschechin Karolina Muchova eine Tat vollbracht, die am Donnerstag durchs Internet sauste.

Collins hatte im Tie-Break des dritten und entscheidenden Satzes den Punkt zum 7:3 gemacht - und gedacht, dass sie gewonnen habe. Sie riss die Arme hoch, ihre Freude war riesig. Doch zu früh. Denn seit dem vergangenen März gilt die Regel bei allen vier Grand Slams, dass der Tie-Break im Entscheidungssatz bis zehn gespielt wird. Collins Gesichtsausdruck, als sie darüber auf dem Platz informiert wurde, war von Unglauben gezeichnet. "Ich wäre am liebsten im Boden verschwunden", sagte sie später, lachen konnte sie aber über sich. Sie hatte ja trotzdem noch den Tie-Break gewonnen, mit 10:6.

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Von den sportlichen Bestleistungen abgesehen, sind es sind Momente wie der von Collins, die von Grand-Slam-Turnieren in Erinnerung bleiben. Fehltritte haben ihren Reiz der Unterhaltung, zumindest für die Betrachter. Jeff Tarango würde heute kaum jemand noch im Gedächtnis haben, hätte er 1995 in Wimbledon nicht mitten im Spiel gegen den Deutschen Alexander Mronz polternd und schimpfend den Platz nach einer strittigen Entscheidung verlassen - gekrönt wurde der Eklat damals von zwei Ohrfeigen, die Tarangos Frau dem Schiedsrichter Bruno Rebeuh verpasste.

Die meisten Besucher in Melbourne wissen aber auch die positiven Geschichten zu schätzen- wie zum Beispiel am Donnerstag Andy Murrays gloriose Aufholjagd nach 0:2-Satzrückstand gegen Thanasi Kokkinakis (Australien). Murray hat jetzt elf Mal einen 0:2-Satzrückstand aufgeholt und damit Roger Federer, Boris Becker und Aaron Krickstein (alle zehn) hinter sich gelassen. Nach 5:45 Stunden um 4:06 Uhr Ortszeit fand die Plackerei ein gutes Ende - wenigstens für den Schotten, der beim 4:6, 6:7 (4), 7:6 (5), 6:3, 7:5 sogar von australischen Fans gefeiert wurde.

"Der Junge ist komplett betrunken", stellt Djokovic in Melbourne fest

Dass Zuschauer aber auch lästig werden und zünftig pöbeln können, erlebten die Australian Open ebenfalls am Donnerstag. Eine kleine Gruppe hatte sich Novak Djokovic, der aufgrund seiner Oberschenkelverletzung einmal eine Behandlungspause nahm, zum Ziel dauerhafter Provokationen auserkoren, was dazu führte, dass der große Favorit in Melbourne irgendwann Nerven zeigte im Duell mit Enzo Couacaud. "Der Junge ist komplett betrunken, vom ersten Punkt an wollte er mich provozieren. Er ist nicht hier, um Tennis zu schauen. Er will nur in meinen Kopf kommen", rief Djokovic Anfang des vierten Satzes klagend dem Schiedsrichter zu.

Der 21-malige Grand-Slam-Gewinner siegte trotz seiner Oberschenkelprobleme ("Ich bin besorgt") mit 6:1, 6:7 (5), 6:2, 6:0. Der französische Qualifikant hatte im zweiten Satz das Tennis seines Lebens gezeigt - doch er konnte das Niveau nicht halten, deshalb war es die heftige Klage von Djokovic sowie der Rauswurf jener Trunkenbold-Combo, die diese Zweitrundenpartie in der Rod Laver Arena endgültig einzigartig machte. Am Ende lächelte der Serbe doch noch, genau wie Danielle Collins. War ja noch mal gut gegangen.

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