Australian Open:Der Schauspieler, der Nadal herausfordert

2018 Australian Open - Day 3

Tennisspieler Damir Dzumhur trifft bei den Australian Open auf Rafael Nadal.

(Foto: Getty Images)
  • Tennisprofi Damir Dzumhur aus Bosnien-Herzegowina trifft an diesem Freitag in der dritten Runde der Australian Open auf Rafael Nadal.
  • Der 25-jährige Dzumhur hat bereits in mehreren Spielfilmen mitgewirkt. Einer erhielt den Goldenen Bären auf der Berlinale.
  • Im September gewann er in Sankt Petersburg sein erstes Turnier auf der Tennis-Tour. Auch gegen den derzeit Weltranglistenvierten Alexander Zverev hat er schon gewonnen.

Von Gerald Kleffmann, Melbourne

Damir Dzumhur lebt zwei Träume. Zum einen ist der 25-Jährige aus Bosnien und Herzegowina Tennisprofi. Er war als Junior die Nummer drei der Welt und hat sich im vergangenen Jahr erstmals in die Top 30 bei den Männern gespielt. An diesem Freitag trifft er in der dritten Runde der Australian Open auf Rafael Nadal, den 16-maligen Grand-Slam-Champion. "Auch wenn man nicht erwarten kann, solche Matches unbedingt zu gewinnen", sagt Dzumhur, "sie sind eine Belohnung." Gegen die Besten anzutreten ist ein Privileg, das man sich erarbeiten muss. Nach der Karriere will Dzumhur eine andere Leidenschaft wieder aufnehmen: "Ich würde wirklich gerne wieder schauspielern", sagt er.

Dzumhur, in Sarajevo geboren und Sohn eines Tennislehrers, hat nicht nur bereits in echten Spielfilmen mitgewirkt - die Filme waren auch noch richtig anspruchsvoll. Einer erhielt gar den Goldenen Bären auf der Berlinale.

Auf der Männertour wissen viele von seiner Vergangenheit, sagt Dzumhur, seit er einmal in einem Interview auf der Homepage der ATP Tour davon berichtet hat. "Ich denke, dass ich Talent fürs Schauspielern habe", sagt er in Melbourne. Er habe sich sehr natürlich vor der Kamera verhalten. Alles begann, als an seiner Schule ein Casting angesetzt wurde, da war er 14. Es ging um den Film "Esmas Geheimnis - Grbavica", er lief im Kino, wurde von Arte und dem ZDF unterstützt und thematisierte die Schrecken des Bosnienkrieges. Dzumhur sprach vor, schaffte die erste Runde, schaffte die zweite, erhielt den Zuschlag. Er spielte einen Schüler, keine ganz tragende Rolle. 2006 erhielt der Film der renommierten bosnischen Regisseurin Jasmila Zbanic die Auszeichnung in Berlin.

Auf dem Platz ist er ein schlechter Schauspieler

Bald darauf folgte der zweite Film, "diesmal zählte die Person, die ich darstellte, zu den fünf wichtigsten Figuren". Der deutsche Kriegsfilm hieß "Mörderischer Frieden", gedreht wurde er von Regisseur Rudolf Schweiger, auch Max Riemelt, Adrian Topol und Susanne Bormann wirkten mit. Dzumhur mimte einen albanischen Jungen. Trotz des bedrückenden Stoffes - es ging um das Morden und Plündern im Kosovo der Neunzigerjahre - erinnert sich Dzumhur gerne an die Drehtage zurück. "Ich hätte gerne weitergemacht in diesem Bereich", sagt er, aber sein Weg war durch Tennis vorgezeichnet. "Ich fällte dann die Entscheidung, dass die Schauspielerei bis zum Ende meiner Karriere warten muss."

Das Erstaunliche ist, dass Dzumhur auf dem Platz ein schlechter Schauspieler ist. Sagt er - und lacht. "Ich zeige viel zu sehr meine Emotionen." Aber die sind es, die ihn dort auszeichnen. Er ist jemand, der sich hineinfräst in Spiele, der nie aufgibt, zumindest seit letztem Jahr nicht mehr. Noch Ende 2016, Anfang 2017 habe er öfter den zweiten Satz verloren "und dann den dritten hergeschenkt". Weil er so frustriert war. "Heute nehme ich mir vor, um jeden einzelnen Punkt hart zu kämpfen."

Im September führte dieser mentale Wandel zum ersten Turniersieg eines Spielers aus Bosnien und Herzegowina auf der Tour, in Sankt Petersburg. In Shenzen schaltete er in der zweiten Runde den Deutschen Alexander Zverev aus, der nun immerhin die Nummer vier der Welt ist. Noch ist Damir Dzumhur Tennisprofi, und diesen Beruf lebt er mit Leidenschaft aus. Der Film muss noch warten.

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