Außenseiter:115 000 Dollar

US tennis player Ernesto Escobedo celebrates a point against his compatriot Stefan Kozlov during the

Plötzlich ins Hauptfeld der US Open gerutscht und die Chance genutzt: Ernesto Escobedo hat in New York bereits mehr verdient als im Schnitt jedes Jahr auf der Tour.

(Foto: imago)

Der Amerikaner Ernesto Escobedo profitiert von den Corona-Wirren - er rutscht aufgrund des positiven Falles von Benoît Paire ins Hauptfeld und nutzt die Chance.

Und plötzlich nimmt Ernesto Escobedo auch im Einzel-Wettbewerb an den US Open teil, und warum auch nicht? Er ist ja sowieso auf der Tennisanlage in Flushing Meadows. Nun gut, das ist der 24 Jahre alte Amerikaner erst einmal nur deshalb, weil er und Landsmann Noah Rubin eine Wild Card fürs Doppel bekommen haben, aber das soll nun nicht so wichtig sein. Escobedo, in der Weltrangliste auf Platz 185, hat in diesem Jahr Preisgelder in Höhe von 33 569 Dollar verdient; in der mittlerweile neun Jahre dauernden Karriere hat er insgesamt 874 245 Dollar verbucht - also im Schnitt 97 138 Dollar pro Jahr.

Es ist wichtig, das zu wissen. Boris Becker, der die US Open wieder fachkundig und augenzwinkernd für den Fernsehsender Eurosport kommentiert, sagte schon vor Turnierbeginn der Süddeutschen Zeitung: "Top-Ten-Spieler sind nicht so sehr auf das Preisgeld angewiesen. Andere Akteure schon, die müssen davon leben." Es ging um die Absagen angesichts der Coronavirus-Pandemie, und nun wird es wichtig für Escobedo. Das Sicherheitsprotokoll des amerikanischen Tennis-Verbandes (USTA) sieht vor, dass bei einem positiven Test niemand nachnominiert wird, sondern der nominell beste Akteur nachrückt, der ohnehin auf der Anlage ist, weil er fürs Doppel qualifiziert ist. Das wäre nach dem Ausschluss von Benoît Paire (Frankreich) der Doppelspezialist Marcel Granollers (Spanien) gewesen, Weltranglistenplatz 151. Der hat jedoch in seiner Karriere bereits 10,9 Millionen Dollar verdient, den Großteil davon im Doppel. Er ist auf das Antrittsgeld im Einzel nicht angewiesen, im Doppel ist er mit Partner Horacio Zeballos (Argentinien) auf Platz fünf gesetzt und darf sich deshalb Hoffnungen auf das Sieger-Preisgeld in Höhe von 400 000 Dollar machen. Granollers hatte also keine Lust aufs Einzel und sagte ab. Nachrücker: Escobedo, der so schon mal 61 000 Dollar dafür bekam, dass er von der Umkleide hinüber zu Court 9 ging und gegen Kamil Majchrzak (Polen) antrat.

Doppelpartner Rubin (Preisgeld in diesem Jahr: 33 019 Dollar), auch das nur nebenbei, beschwerte sich heftig über die Änderungen der Protokolle nach dem positiven Test von Paire. Hätten die Veranstalter nämlich, wie ursprünglich vorgesehen, alle Kontaktpersonen von Paire ausgeschlossen - es sollen bis zu elf Leute sein -, dann wäre Rubin (Weltranglistenplatz 228) nachgerückt und hätte mindestens 61 000 Dollar gekriegt.

Escobedo schritt also hinaus auf Court 9, und dort fegte er seinen Gegner in weniger als zwei Stunden 7:6 (3), 6:2, 6:3 vom Platz. Inklusive dem Antrittsgeld fürs Doppel (15 000 pro Teilnehmer) hat er bei den US Open nun bereits 115 000 Dollar verdient, an diesem Donnerstag geht es gegen Salvatore Caruso aus Italien (Weltranglistenplatz 100, Preisgeld in diesem Jahr: 141 907 Dollar) um einen Bonus von zusätzlichen 63 000 Dollar. Escobedo wird antreten - und warum auch nicht? Er wird ja sowieso auf der Anlage sein.

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