Ausfall in der Formel 1:Vettel wütet gegen Reifenhersteller

Ferrari Formula One driver Sebastian Vettel of Germany steers his car to safety area after tyre failure during the Belgian F1 Grand Prix in Spa-Francorchamps

Wer ist schuld am Reifenplatzer? Pirelli oder Ferrari?

(Foto: Michael Kooren/Reuters)

Das sagt Vettel

Ferrari-Pilot Sebastian Vettel hat nach seinem Reifenplatzer beim Großen Preis von Belgien heftige Kritik an Ausrüster Pirelli geübt. "Ich muss aufpassen, was ich sage. Wenn das 200 Meter früher passiert, knalle ich mit 300 km/h in die Wand", sagte Vettel wutentbrannt beim TV-Sender RTL: "Es muss mal gesagt werden: Die Qualität der Reifen ist miserabel, das geht jetzt schon seit Jahren so, das kann nicht sein. Ich weiß nicht, worauf wir warten. Da fühlt man sich verarscht."

Die Formel 1 müsse jetzt schnell Lehren daraus ziehen: "Demnächst knallt einer in die Wand, und dann stehen wir da und sagen: 'Oh, hätten wir mal...'. Darüber muss gesprochen werden. Es gab zweimal das Problem am Wochenende."

In der vorletzten Runde war der rechte Hinterreifen am Ferrari Vettels bei voller Fahrt geplatzt, schon im freien Training am Freitag hatte ein ähnlicher Vorfall am Mercedes von Nico Rosberg für einen Schreckmoment gesorgt. Dies hatte Pirelli am nächsten Morgen mit "externen Faktoren" begründet, es habe kein strukturelles Problem des Reifens vorgelegen.

"Ich war nicht neben der Strecke, genau wie Nico am Freitag", sagte Vettel allerdings: "Vollkommen unangekündigt knallt der Reifen in die Luft. Die Ansage von Pirelli war, dass der Reifen 40 Runden lang hält, und wir hatten glaube ich knapp 30 drauf. Sowas darf nicht passieren."

Lauda greift Vettel an

Niki Lauda, Aufsichtsratschef des Mercedes-Werksteams, schlug sich umgehend auf die Seite von Einheitslieferant Pirelli. "Ich finde es absolut unfair, wenn er sagt, Pirelli ist Schuld", sagte der Österreicher über Vettels Statements: "Wenn unsere Fahrer Pirelli so kritisieren würden, dann würde ich sie mir vornehmen."

Vettel und Ferrari wählten als einziges Team eine Ein-Stopp-Strategie. Damit rangierte er zwei Runden vor Schluss auf Rang drei hinter den beiden Mercedes-Piloten Lewis Hamilton und Nico Rosberg, allerdings schwer attackiert vom Franzosen Romain Grosjean. Ein Pirelli-Sprecher erklärte nach Vettels Kritik noch neben der Strecke, dass den Teams vor dem Rennen in Spa eine Zwei- oder Drei-Stopp-Strategie empfohlen worden war.

So lief das Rennen

Vorne hat Rosberg seinen Teamkollegen Hamilton auch auf der Ardennen-Achterbahn von Spa-Francorchamps nicht vom Titelkurs abbringen können. Er hatte gleich zu Beginn mit einem schlechten Start die Chance eingebüßt, den überlegenen Hamilton im ersten Rennen nach der Formel-1-Sommerpause zu überholen und so auch wohl zu schlagen. Der Brite feierte am Sonntag seinen sechsten Sieg in diesem Jahr. Dritter wurde nach Vettels Malheurs infolge der mutigen Reifenstrategie Grosjean.

Mit nunmehr 227 Punkten hat Zweifach-Weltmeister Hamilton 28 Punkte mehr als Rosberg. Vettel hat Rückstand vergrößerte sich auf üppige 67 Zähler.

Rosberg musste seine größten Hoffnungen schon am Start begraben.Nach einem ersten Abbruch durch ein Motorenproblem von Landsmann Nico Hülkenberg kam Rosberg beim Erlöschen der Roten Ampeln nur schwer auf Touren. Erstmals waren die technischen Starthilfen untersagt. "Ich hab' schon sehr oft geübt jetzt", hatte der 30-Jährige unmittelbar vor dem Rennbeginn gesagt und zugegeben: "Es ist nicht so einfach."

Rosberg verlor binnen Sekunden drei Plätze. Hamilton verteidigte seine Pole souverän. Boden gut machte Vettel, der sich nach einer Runde direkt hinter Rosberg befand. Für Hülkenberg war schon vor dem Start schon wieder Schluss. Keine Power beim Mercedes-Antrieb seines Force India. "Ich steh' voll auf dem Gas, habe aber keine Leistung", erklärte er. "Es ist jedes Mal ärgerlich. Aber an diesem Wochenende, wo das Auto so gut funktioniert, ist es doppelt ärgerlich."

Hamilton ärgert sich über Rosberg

Wie gut der Force India war, zeigte Teamkollege Sergio Perez, der sich beim Start an Rosberg vorbei auf Rang zwei geschoben hatte. Dahinter drehte Daniel Ricciardo im Red Bull seine Runden auf der mit 7,004 Kilometer längsten Strecke im Kalender. Ricciardo und auch Perez kamen äußerst früh in die Box zum Reifenwechsel, dadurch rückten Rosberg und Vettel vorerst auf die Plätze zwei und drei.

Nach den ersten weiteren Reifenwechseln fuhr Hamilton kontrolliert an der Spitze. Als ein Defekt Ricciardos Red Bull lahmlegte, wurden die Autos durch die sogenannte virtuelle Safety-Car-Phase eingebremst. Für Unmut und Unverständnis sorgte bei Hamilton dabei, dass Rosberg trotz der Geschwindigkeitsbegrenzung etwa eine Sekunde wettmachte. "Wir schauen uns das an, aber es sieht okay aus", hieß es vom Kommandostand.

Zu einem Rad-an-Rad-Duell auf der Strecke mit der legendären Mutkurve Eau Rouge kam es aber nicht. Hamilton kam zum zweiten Reifenwechsel rein, danach Rosberg. Der Vorsprung von beiden auf Vettel war so groß, dass der Heppenheimer auf Rang drei blieb. Problem nur: Von hinten drängte Romain Grosjean im Lotus. Vettel schien ihn auf Distanz halten zu können - bis das linke Hinterrad nach der gewagten Ein-Stopp-Strategie nur noch aus Gummifetzen bestand.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: