Süddeutsche Zeitung

Aus in der Qualifikation:Red Bull kapituliert vor dem Fluch

  • Zum achten Mal seit dem Einstieg von Energy-Drink-Hersteller Red Bull ist der FC Salzburg am Einzug in die Champions League gescheitert.
  • In Österreich müssen sich die Kicker hämische Kommentare gefallen lassen.
  • Besonders bitter: Konkurrent Rapid Wien kann noch in die Königsklasse einziehen.

Von Johannes Kirchmeier

"An Niederlagen wächst man", sagt der Volksmund. Für Red Bull Salzburg dürfte der Satz wohl wie bittere Häme klingen. Gewachsen ist da in den vergangenen Jahren trotz bitterer Pleiten gegen eigentlich unterlegene Klubs aus Tel Aviv, Düdelingen und Haifa nämlich nicht viel auf höchster europäischer Ebene. Österreichs mit Abstand beste Mannschaft übertrifft sich regelmäßig selbst damit, neue deprimierende Geschichten zu liefern.

Ihr Sehnsuchtsziel ist die Champions League, doch die haben die Salzburger auch dieses Jahr wieder verpasst - zum achten Mal insgesamt seit dem Red-Bull-Einstieg im Jahre 2005. Gegen Malmö FF, an dem RB schon vergangenes Jahr scheiterte, schieden sie erneut aus. Zumindest die österreichische Presse fühlt mit den ewigen Champions-League-Verlierern und verzichtet weitgehend auf hämische Kommentare. Die Zeitung Der Standard schreibt geknickt: "Es soll einfach nicht sein." "Alter Schwede", flucht das Onlineportal laola1.at und "Salzburg leidet am Malmö-Syndrom", schreibt die Zeitung Kurier, Sport24.at findet wiederum: "Bullen-Traum geplatzt".

Selbst der 2:0-Hinspielsieg in der vergangenen Woche reichte nicht, in Skandinavien setzte es am Mittwochabend ein 0:3. Unter den Torschützen waren die beiden Ex-Bundesliga-Kicker Nikola Đurđić und Markus Rosenberg. "Wir werden nicht den Mannschaftsbus hinten hinstellen", hatte der deutsche RB-Trainer Peter Zeidler vor dem Spiel gesagt. Es wäre vermutlich besser gewesen.

"Sie tun es wieder"

Die Champions League bleibt unerreichbar für Österreichs Vorzeigeklub. Da konnte sich auch der schwedische Nationalspieler Ola Toivonen, der natürlich Malmö favorisierte, via Twitter nicht verkneifen: "Hahahaha!!!! Sie tun es wieder!!! Glückwünsche." Der norwegische Ex-Kicker Jan Åge Fjørtoft folgerte nach dem Spiel: "Red Bull verleiht Malmö Flügel."

Die Salzburger Spieler fanden nach dem Abpfiff klare Worte für den achten missglückten Anlauf. Abwehrchef Martin Hinteregger trat vor den Mikrofonen unerschrockener auf als zuvor auf dem Platz. "Wir müssen überlegen, vom Kinderfußball wieder zu dem Fußball zurückzukommen, den wir unter Roger Schmidt gelernt haben. 'Eier, wir brauchen Eier', hat Oliver Kahn einmal gesagt. Das trifft auch auf unsere Situation zu."

Der verletzte RB-Spieler Valentino Lazaro ärgerte sich zu Hause via Twitter: "Mal wieder zusehen müssen, wie wir ausscheiden #sprachlos #männermüssenher". Es rumort bei RB, Lazaros Aussage ist auch ein Seitenhieb auf Sportdirektor Ralf Rangnicks Arbeit. Er transferierte vor der Saison gestandene Fußballer wie Marcel Sabitzer oder Stefan Ilsanker innerhalb der Red-Bull-Dependancen nach Leipzig.

Emotional ähnlich mitgenommen wie Lazaro war der Salzburger Coach Zeidler. "Was heute passiert ist, können wir gar nicht richtig begreifen." Seine Spieler spielten mal wieder hypernervös, als es darauf ankam, sie dominierten zwar das Spiel, trafen das Tor jedoch nicht - und Malmö machte aus vier Torschüssen drei Treffer. Auf RB lastet in Europa ein Fluch - so sehen sie das in und um Salzburg.

"Rapid ist nicht Salzburg"

Zusätzlich schmerzt, dass eine andere österreichische Mannschaft sich durchaus noch für die Gruppenphase der Champions League qualifizieren kann. Rapid Wien setzte sich am Dienstag nach einer starken Partie beim niederländischen Vizemeister Ajax Amsterdam 3:2 durch und steht nun in der letzten Playoffrunde. Rapid-Fan Mickel Breloom twitterte: "Die Aussage 'Rapid ist nicht Salzburg', die vor dem Ajax-Hinspiel getätigt wurde, passt zu gut." Gesagt hatte das Ajax-Trainer Frank de Boer.

Auf der Facebook-Seite des österreichischen Fußballportals ballverliebt.eu hat der Artikel zur Salzburg-Niederlage auch mehr "Likes" als der Sieg der Rapidler in Amsterdam. Die Schadenfreude ist groß in Österreich.

Trainer Zeidler blieb am Ende nach der Niederlage daher nur eines - die Hoffnung auf ähnlich starke Leistungen in der Europa League wie in den Vorjahren. Dort erreichte der Klub zweimal in Folge die K.-o-Phase. Zeidler sagte: "Das Leben geht weiter." So kurz nach Arbeitsantritt muss er sich an Misserfolge wohl erst noch gewöhnen.

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