Australian Open:Zverev ist immer noch ein Lernender

Alexander Zverev bei den Australian Open

Alexander Zverev zertrümmert bei den Australian Open gegen Milos Raonic seinen Schläger.

(Foto: Kim Kyung-Hoon/Reuters)

Vom weltbesten Tennisspieler seiner Generation bleiben aus Melbourne leider nur Bilder totaler Wut. Es reicht eben nicht, im Prinzip alles zu können - es kommt auch auf die Nerven an.

Kommentar von Barbara Klimke

Was bleibt von diesem Ausflug in den australischen Sommer, ist ein Kurzfilm: bewegte Bilder eines Kontrollverlusts auf dem Tennisplatz, tausendfach auf Handys und im Internet verbreitet. Ein Lehrvideo zur Motivationsförderung oder Abschreckung, je nachdem, wie man den nicht sachgerechten Umgang Alexanders Zverevs mit seinem Spielgerät deutet. In keinem Fall ist es die Art von Trophäe, die Zverev vermutlich zurückbringen wollte vom ersten Grand-Slam-Turnier der neuen Saison.

Zverev, der weltbeste Tennisspieler seines Jahrgangs, ist bei den Australian Open im Achtelfinale gescheitert. Das kann vorkommen bei einem Turnier: 127 der 128 angetretenen Kandidaten reisen ab ohne den Pokal. 126 reisen ab, ohne das Finale erreicht zu haben. Auch Roger Federer, der Großmeister seines Fachs, hat diesmal die Runde der letzten acht nicht erreicht. Maßgeblich aber ist der Eindruck, den ein auf dem Platz unterlegener Akteur hinterlässt. Bei Zverev deutet einiges darauf hin, dass er den hohen Ansprüchen, die er in Melbourne an sich stellte, noch nicht gewachsen war.

Er ist mit 21 Jahren noch immer ein Lernender. Einer, der sämtliche Schlagvarianten beherrscht, am Netz, von der Grundlinie, aus dem vollen Lauf. Aber entscheidend ist, diese Mittel unter Extrembedingungen richtig einzusetzen: in einem Turnier, das sich über zwei Wochen zieht, das sieben Siege zum Triumph erfordert. Es gibt Gründe dafür, warum es die ältesten, erfahrensten Spieler sind, Federer, Rafael Nadal, Novak Djokovic und Andy Murray, die in den vergangenen zehn Jahren fast alle Titel bei den Grand-Slam-Turnieren untereinander aufteilten. Zverev war bislang noch nicht so weit. Über das Achtelfinale kam er bei 15 Versuchen nur einmal hinaus.

Das wird das Ziel für ihn in diesem Jahr sein: sich auch bei den großen Turnieren heranzutasten an die Besten. Die nächste Hürde zu nehmen, ohne bei dem Versuch die Nerven zu verlieren. Zwei Sätze Rückstand aufzuholen, ohne dass der Schläger dabei durch äußere Krafteinwirkung in seine Einzelteile zerfällt.

In dieser Hinsicht unterscheiden sich die Achtelfinal-Niederlagen von Angelique Kerber und Zverev: Kerber gewann die Australian Open, die US Open, Wimbledon. Alles, was sie noch erreicht in ihrer Karriere, ist eine Zugabe. Was Zverev vor sich hat, ist der nächste Schritt.

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