Eishockey:Die Leidenschaft ist zurück

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In typischer Manier: Alexander Oblinger steuerte in Frankfurt die ersten beiden Treffer bei. (Foto: Goldberg/Beautiful Sports/Imago)

Mit Sportdirektor Larry Mitchell als Trainer gelingt den Augsburger Panthern nach zehn Niederlagen in Serie endlich mal wieder ein Erfolg. Dem 4:3 in Frankfurt folgt aber ein 1:4 gegen Bremerhaven – die häufige Unterzahl gibt den Ausschlag.

Von Christian Bernhard

Gegen die Fischtown Pinguins aus Bremerhaven kann man seit geraumer Zeit gehörige Probleme bekommen. In der vergangenen Saison der Deutschen Eishockey Liga (DEL) gewannen sie überraschend die Hauptrunde und mussten sich in den Playoffs erst im Finale den Eisbären Berlin geschlagen geben. Auch diese Saison sind sie wieder in den Top-3 der Tabelle. Was man gegen die Norddeutschen tunlichst vermeiden sollte, ist, zu häufig auf der Strafbank Platz zu nehmen. In der seit vielen Jahren bestens eingespielten Mannschaft ist das Überzahlspiel das eingespielteste aller Pinguins-Elemente. Die Augsburger Panther taten am Sonntagnachmittag genau das, dreimal gerieten sie im Mitteldrittel in Bremerhaven in Unterzahl, zweimal durften die Augsburger Spieler noch vor dem Ende ihrer Zwei-Minuten-Strafe aufs Eis zurück – denn das Pinguins-Überzahlspiel hatte jeweils zugeschlagen. Die Unterzahlspiele, „die haben uns wahrscheinlich das Genick gebrochen“, sagte Panther-Stürmer Florian Elias nach der 1:4-Niederlage seines Teams.

Am Freitag hatten die Augsburger zumindest dafür gesorgt, dass das Wochenende endlich auch mal wieder etwas Erfreuliches mit sich brachte. Turbulent waren die vergangenen Panther-Tage ohnehin. Am Mittwoch hatte sich der Klub von Trainer Ted Dent getrennt, nachdem die Mannschaft am Tag zuvor ihre zehnte Niederlage in Serie kassiert hatte, ein 3:4 bei den Frankfurter Löwen. Anstelle von Dent stellte sich Larry Mitchell hinter die Bande, der Augsburger Sportdirektor, der Dent zu dieser Saison installiert hatte. „Zehn Spiele ist ein Fünftel der Saison“, rechnete Mitchell bei der Begründung für Dents Entlassung vor, für ihn selbst schloss sich am Freitag im Heimderby gegen die Straubing Tigers ein Kreis: Nahezu exakt zehn Jahre, nachdem er von den Augsburgern als Trainer entlassen worden war, kehrte er als Interimstrainer hinter die AEV-Bande zurück.

Und der Effekt, auf den alle Sportklubs hoffen, wenn sie ihren Trainer wechseln, trat bei den Panthern ein. Nach nur einem vollen Training bezwangen sie die Straubinger, die ihre vorangegangenen sieben DEL-Auswärtsspiele allesamt gewonnen hatte, mit 4:1. Die Leidenschaft sei zurückgekehrt, sagte Mitchell nach dem lang ersehnten Sieg. Und er hoffte, dass seine Spieler das Gefühl genießen würden, was möglich sei, „wenn man mit Leidenschaft, Kampf und Zusammenhalt“ spiele.

Passend dazu waren es nicht die Eishockeyartisten, die die Panther wieder in die Spur brachten, sondern einer, der seit Jahren in erster Linie Eishockey arbeitet. Alexander Oblinger, gebürtiger Augsburger, 35 Jahre alt, 96 Kilogramm schwer. Der Stürmer, der vergangene Saison sein 700. DEL-Spiel feiern konnte, wurde in Minute 23 von seinem Reihenkollegen Florian Elias lediglich leicht angeschossen, sein energischer Jubel, als die Scheibe die Torlinie überquert hatte, ließ aber keinen Zweifel daran, dass er der Schütze dieses besonderen 1:0 war.

Besonders deshalb, da die Panther bei ihren zehn Niederlagen am Stück nicht einmal in Führung gelegen waren. Um dieses kaum mehr bekannte Gefühl zu verstärken, legte Oblinger auch das 2:0 nach – und zwar in typischer Oblinger-Manier: Er platzierte seinen schwer zu verdrängenden Körper direkt vor Straubings Torhüter Florian Bugl, den er wie bei einem Duell von Angesicht zu Angesicht, soweit das durch die Helme möglich ist, anvisierte. Er konnte dabei kaum mitbekommen, wie die Scheibe erst an seinen Schlittschuh prallte, und von dort ins Tor (31.).

Laut Mitchell ist eine „Durststrecke“ beendet, „die niemand durchmachen möchte“

Oblingers Saisontore Nummer fünf und sechs sorgten dafür, dass die Panther alle fünf Spiele, in denen er traf, auch gewannen, denn zwei weitere Augsburger Treffer im Schlussdrittel fixierten den Sieg, der laut Mitchell eine „Durststrecke“ beendete, „die niemand durchmachen möchte“. In Bremerhaven konnte sich Oblinger kaum in Szene setzen, die mit großem Abstand beste Defensive der DEL gestattete Florian Elias lediglich das zwischenzeitlich 1:1 (26.). Jetzt hat nicht nur der Trainer Larry Mitchell mehrere Tage Zeit, das nächste Spiel gegen die Nürnberg Ice Tigers am kommenden Freitag vorzubereiten. Sondern auch der Sportdirektor Larry Mitchell, um einen Nachfolger für den Interimstrainer Larry Mitchell zu finden.

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