Beim FC Augsburg erzählen sie gerne die Geschichte mit Tim Sukazi. Von Geschäftsführer Michael Ströll hatte der Präsident des nach ihm benannten TS Galaxy FC ein FCA-Trikot bekommen, als das Trainingslager der Augsburger in Südafrika vereinbart worden war. Sukazi freute sich über das Geschenk offenbar sehr. Jedenfalls trug er das Trikot des FC Augsburg auf der Tribüne des Mbombela-Stadions beim südafrikanischen Pokal-Finale, das die populären Orlando Pirates aus Soweto am 1. Juni gegen den Meister Mamelodi Sundowns 2:1 gewannen.
Seit Donnerstagabend befindet sich der FCA in seinem Trainingslager in Südafrika, um sich bis zum 28. Juli in der Provinz Mpumalanga auf die Bundesligasaison vorzubereiten. In einem Resort in der Ortschaft White River nördlich der Provinzhauptstadt Mbombela ist die Mannschaft von Trainer Jess Thorup untergebracht. Mbombela fand unter dem vorherigen Namen Nelspruit bei der WM 2010 durch vier Gruppenspiele Eingang in die Fußballgeschichte. In Erinnerung geblieben ist das Mbombela-Stadion, weil seine 18 Dachträger aussehen wie Giraffen, und die Sitze in Zebra-Optik gehalten sind. Viel Kritik hatte der Bau ausgelöst, weil es für das Stadion zunächst keine regelmäßige Nachnutzung gab. Als Weißer Elefant stand die Arena herum.
Demirovics Wechsel spült mehr als 20 Millionen Euro in die Augsburger Vereinskasse
Inzwischen trägt der TS Galaxy FC dort seine Heimspiele in Südafrikas erster Liga aus. Auch der FCA wird seine Tests im Mbombela-Stadion bestreiten. An diesem Samstag geht es gegen Tansanias Rekordmeister Young Africans SC, am kommenden Samstag steht zum Abschluss der Test gegen TS Galaxy FC an. Ob die Spieler Kristijan Jakic und Nediljko Labrovic mitkicken können, blieb am Freitag zunächst offen. Den Kroaten war die Einreise nach Südafrika verweigert worden, laut FCA wegen „technischer Probleme bei der Übermittlung der Visa“. Die Spieler mussten zurück nach Dubai fliegen, wo sie zuvor umgestiegen waren. Geschäftsführer Ströll begleitete das Duo, um es bei den Formalitäten zu unterstützen.
Zur Exotik des Trainingslagers trägt die Safari im Krüger-Nationalpark bei, bei der die übrigen 26 Spieler der Augsburger Mannschaft gleich zweimal in die Wildnis aufbrechen sollen. Zunächst am Sonntagnachmittag bis in die Dunkelheit hinein und ein weiteres Mal am Montagmorgen. Fernab der Safari bringt sich der FC Augsburg vor Ort mit einem lokalen und auf zunächst drei Jahre angelegten Wasserprojekt ein. Vor allem will der FCA den im Osten des Landes milden bis warmen Winter Südafrikas nutzen, um sich sportlich vorzubereiten und dabei auch das Binnenklima nach den Veränderungen im Kader und Stab zu stärken. Allein durch den Rekordwechsel des bisherigen Kapitäns und Topscorers Ermedin Demirovic zum VfB Stuttgart für mindestens 21 Millionen Euro Ablöse muss sich das Gefüge neu sortieren und finden. Eine durchaus anspruchsvolle Aufgabe, die sportlich am Freitag mit den ersten beiden Trainingseinheiten vor Ort fortgesetzt wurde.
Übergeordnet geht es bei Augsburgs erstem Trainingslager außerhalb Europas zudem darum, die Bundesliga international erfolgreicher zu vermarkten, um vor allem die TV-Einnahmen zu erhöhen und damit die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber den anderen großen Ligen zu verbessern. Besonders die englische Premier League ist weit enteilt. Sie nimmt gut zwei Milliarden Euro pro Saison allein aus der Auslandsvermarktung ein, die Bundesliga nur rund ein Zehntel. Man wolle „mit dem Aufenthalt in Südafrika unseren Beitrag leisten, die Bundesliga im Ausland zu repräsentieren und ihre Bekanntheit global weiter zu steigern“, sagte Ströll vor der Reise.
Die Augsburger fühlen sich auch deshalb in der Pflicht, auf Werbetour zu gehen, weil sie sich bei der Abstimmung der DFL über den Einstieg eines Investors enthalten hatten
Beim FCA wissen sie natürlich, dass sie dazu weit weniger beitragen können als der FC Bayern und Borussia Dortmund, die in diesem Sommer nach Asien reisen. Die Augsburger fühlen sich aber auch deshalb in der Pflicht, auf Werbetour zu gehen, weil sie sich bei der Abstimmung der Deutschen Fußball Liga (DFL) über den Einstieg eines Investors enthalten hatten, ehe das Projekt ganz gekippt wurde. Die Augsburger begrüßten diese Entscheidung des DFL-Präsidiums ausdrücklich. Nun wird ihre Reise von der DFL gefördert, eine Mitarbeiterin des Dachverbandes begleitet sie sogar. Für den FCA springt dabei ein kleines Plus heraus, weil auch die Gastgeber TS Galaxy FC und die Provinz Mpumalanga das Trainingslager finanziell unterstützen.
Die Reise der Augsburger in den sogenannten „Zielmarkt“ Südafrika sorgt zumindest lokal für Aufsehen. Am Freitag wurden rund 15 südafrikanische Medienvertreter im Trainingslager erwartet, um über den bisher noch nicht so berühmten FCA zu berichten. Empfangen worden waren die Augsburger am Abend zuvor von einer Folklore-Tanzgruppe und von Sukazi. Nicht bekannt ist, ob Geschäftsführer Ströll es dem Präsidenten des TS Galaxy FC gleichtun möchte und demnächst in Deutschland in einem Trikot des südafrikanischen Vereins auf der Tribüne sitzen wird.