Hinterher war Marius Bülter wieder einmal sehr gefragt - als Gesprächspartner in jener Rolle, die für ihn langsam zur Routine wird. Erneut hatte der Linksaußen des FC Schalke 04 maßgeblich dazu beigetragen, dass gleich zwei Serien weitergingen. Nicht nur die der Mannschaft von Trainer Thomas Reis fand beim 1:1 (0:0) in Augsburg eine Fortsetzung, sondern auch Bülters persönliche, die eng mit der übergeordneten verbunden ist.
Mit seinem verwandelten Foulelfmeter in der dritten Minute der Nachspielzeit gelang Bülter auch im vierten Bundesligaspiel hintereinander ein Tor. Für Schalke war es sogar bereits das achte Spiel nacheinander ohne Niederlage. "Wir halten unsere Serie am laufen", stellte der 29-Jährige vergnügt fest.
Es ist mit Bülter gerade ein bisschen wie in einer dieser Vorabendserien, in denen die Rollen klar verteilt sind und der Plot stets der gleiche ist. Nur mit dem Unterschied, dass Bülter bei Schalke seine wichtigsten Beiträge zum Gesamtwerk nicht immer ganz so dramatisch am Ende eines Spiels leistet wie nun in Augsburg. Als seine Torserie begann, hatte er beim 2:1 gegen Stuttgart das zwischenzeitliche 2:0 erzielt. Beim folgenden 2:0-Sieg in Bochum traf er zum Endstand, allerdings recht deutlich vor dem Abpfiff. Und beim 2:2 im Revierderby gegen Dortmund war ihm das zwischenzeitliche 1:1 gelungen.
Diesmal aber gehörte ihm das Rampenlicht beim Foulelfmeter kurz vor dem Abpfiff fast allein. Bülter lief an, verzögerte und verlud Augsburgs Torwart Rafał Gikiewicz, der in die andere Ecke sprang. Nach seinem Ausgleich rannte Bülter in die Kurve und genoss die freudigen Tumulte des Schalker Anhangs auf den Tribünen. Ob es sein bisher wichtigstes Tor gewesen sei, wurde er später gefragt. "Die anderen waren auch nicht unwichtig", antwortete Bülter mit einem Grinsen. Sein Trainer sagte, er sei "sehr froh, dass wir noch was mitgenommen haben".
Rote Karte für Augsburg bringt die Wende - Schalke spielt dennoch unbeholfen
Augsburg hatte das Geschehen ja lange Zeit bestimmt und war nach einem verunglückten Befreiungsschlag von Schalkes Torwart Ralf Fährmann durch Arne Maier in Führung gegangen (51.). Zwei Minuten später sah sein Teamkollege Ermedin Demirović wegen eines groben Foulspiels die rote Karte, nachdem er Tom Krauß versehentlich mit der Fußspitze im Gesicht getroffen hatte.
Durch die Unterzahl war die Überlegenheit der Augsburger dahin. Nun prägte Schalke das Spiel. Allerdings zeigte sich die spielerische Unbeholfenheit der Gäste in Überzahl und im Rückstand besonders deutlich. Viele Offensivaktionen versiegten entweder in der Augsburger Defensive oder, und das kam auch sehr häufig vor, die Schalker beendeten ihre Angriffsversuche gleich selbst, indem sie den Ball unbedrängt ins Aus passten oder Flanken in selbiges schlugen.
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"Die rote Karte hat uns sehr geholfen, die Spielkontrolle anzunehmen. Aber wir haben es sehr, sehr schlecht gelöst", sagte Reis. Zu diesem Befund kam auch Bülter. "Wir haben viele Flanken gebracht, aber von denen ist kaum eine angekommen. Das darf einfach nicht sein", kritisierte er bei Sky, "wir hatten am Ende sogar zwei Stürmer vorne drin, dann müssen die Flanken einfach kommen. Dann komme ich vielleicht sogar zu noch mehr Torchancen."
"Gefühlt ist für uns jedes Spiel ein Endspiel. Gerade auf Schalke ist der Druck nicht wenig"
Obwohl seine Serie ebenso eine Fortsetzung gefunden hatte wie die der Schalker insgesamt, ist Bülter sogar froh, dass er nun erst einmal durchschnaufen kann, weil die Bundesliga wegen der Länderspiele eine Pause einlegt. "Gefühlt ist für uns jedes Spiel ein Endspiel. Gerade auf Schalke ist der Druck nicht wenig", sagte Bülter, "dann tut es jetzt auch mal gut, ein bisschen abzuschalten."
Das können in den kommenden zwei Wochen auch viele Augsburger Spieler, nachdem ihre Erfolgsserie zu Ende gegangen war. Vier Heimsiege hatte die Mannschaft von Trainer Enrico Maaßen zuvor aneinandergereiht. Diesmal fehlten wenige Minuten, um sich mit dem fünften Heimsieg in Serie wohl schon vorentscheidend von der Abstiegszone abzusetzen und nebenbei den Vereinsrekord einzustellen. Immerhin habe man das Minimalziel erreicht, Schalke auf Abstand zu halten, befand Maaßen, und sieben Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz seien ja auch "sehr ordentlich". Schalke steht dagegen auf Abstiegsplatz 17, hat aber nur ein paar Tore Rückstand auf Hertha BSC auf dem Relegationsrang. Und auch der rettende Platz 15 ist nur einen Punkt entfernt. Zumindest in einer Vorabendserie wären der Held und der Plot damit vorhersehbar.