Süddeutsche Zeitung

Augsburg:Hätte, hätte, Fehlerkette

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Beim FCA macht sich nach dem 1:2 gegen Düsseldorf Ratlosigkeit breit.

Von Thomas Hürner, Augsburg

Es ist mehr als nur eine Binsenweisheit, dass Fußballspiele durch den kleinsten Fehler entschieden werden können. Wenn es sich um ganze Fehlerketten handelt, sind die Auswirkungen umso klarer, weshalb Manuel Baum, der Trainer des FC Augsburg, die 1:2-Niederlage gegen Fortuna Düsseldorf auch rasch analysiert hatte. Die Chronologie der Augsburger Unzulänglichkeiten vor dem ersten Gegentreffer (45. Minute): Nach einem Eckball des FCA fängt Fortuna-Torwart Michael Rensing den Ball und wird nicht daran gehindert, mit einem Abschlag schnell den Düsseldorfer Angriff einzuleiten. Zweikampf verloren, Flanke nicht verhindert, Torschütze Marvin Ducksch nur unzureichend in die Deckung genommen. Macht in der Summe vier Fehler, wie der Trainer Baum feststellte.

Ähnlich veranschaulichte er die Entstehung des zweiten Gegentors: Ballverlust (erster Fehler, "kann aber passieren"), nicht gut ins Gegenpressing gekommen (zweiter Fehler), Abwehrkette zu früh geöffnet (dritter Fehler). Deshalb hatte Siegtorschütze Benito Raman in der 89. Minute nach einem einfachen Diagonalpass freie Bahn - und die Augsburger sich selbst um wenigstens einen Punkt gebracht. Das vielleicht Bedenklichste offenbarte Baum aber, als er danach gefragt wurde, was die Gründe dafür seien, dass diese Mängel nun schon seit geraumer Zeit nicht behoben werden können. Die Erwartungshaltung an die Spieler sei zwar schon, "dass sie aus diesen Fehlern lernen", antwortete Baum. Nur: "Es sind ja auch nicht immer die gleichen Fehler, die gemacht werden."

Man könnte den Augsburgern also unterstellen, dass sie gar nicht wissen, wo sie nach inzwischen neun sieglosen Spielen in Serie ansetzen müssen. Muss man aber gar nicht, denn das bescheinigten sich die FCA-Spieler schon selbst. "Wenn wir wüssten, was wir ändern müssen", sagte etwa Angreifer André Hahn, "würden wir das auch machen." Auch Kapitän Daniel Baier konnte seine Ratlosigkeit nicht verbergen: "Mir fehlen die Worte. Ich weiß nicht, wie so was zu Stande kommt." Dass man aber irgendwas anders machen müsse, fügte Baier hinzu, "das kann ja jeder sehen".

Vielleicht ist aber auch gar nicht viel Kreativität nötig, um einen Weg aus der Krise zu finden, sondern eine einfache Rückbesinnung auf altbewährte Stärken: aggressives Anlaufen, dynamisches Umschalten nach Ballgewinnen, diszipliniertes Verteidigen. Gegen die Fortuna war jedenfalls nicht viel von jenen Attributen zu sehen, die den FCA eigentlich auszeichnen. Die Mannschaft vermittelte lediglich in einer halbschwungvollen Anfangsphase den Eindruck, dass sie sich einen Heimsieg vorgenommen hatte. Nach den ersten zwanzig bis dreißig Minuten sei das Spiel dann leider "ein bisschen verflacht", wie Trainer Baum formulierte, woran nicht einmal der Freistoßtreffer von Jonathan Schmid (64.) zum zwischenzeitlichen 1:1 etwas ändern konnte. "Ein Unentschieden wäre aber das gerechte Ergebnis gewesen", fand Baum.

Das konnte man so sehen, immerhin spielten die Düsseldorfer auch nicht wirklich auf Sieg, sondern abwartend und defensiv. Sie schienen aber auch zu wissen: Der FCA schießt wohl nur dann ein Tor aus dem Spiel heraus, wenn man selbst einen groben Fehler macht. Und so genügte es für den vierten Fortuna-Erfolg in Serie, lediglich die Augsburger Fehlerketten schonungslos auszunutzen.

Das Debüt von Winter-Zugang Gregor Kobel im Augsburger Tor war deshalb nicht sonderlich aussagekräftig: Abgesehen von den beiden Gegentreffern, bei denen für den 21-Jährigen nichts zu halten war, wurde er kein einziges Mal ernsthaft geprüft. Kobel strahlte nach der Partie trotzdem viel Selbstbewusstsein aus, was auch seinem Trainer gefallen dürfte, weil er selbst im FCA-Lager damit ansonsten so ziemlich der Einzige wäre. "Ich bin überzeugt von dem, was wir hier machen", sagte Baum, und eines müsse er schon mal fragen: "Mit welcher Zielsetzung sind wir eigentlich in die Saison gegangen?" Momentan stehe man einen Punkt vor dem Relegationsplatz 16, "und wenn wir diese Position halten, dann sind wir am Ende alle zufrieden."

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SZ vom 21.01.2019
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