Süddeutsche Zeitung

Augsburg - Düsseldorf 1:2:Gute Zeiten, schlechte Zeiten

Augsburg schafft es auch zum Rückrundenstart nicht, zuhause Punkte zu gewinnen. Düsseldorf zeigt unterdessen nach einer schwierigen Winterpause Moral und feiert den vierten Sieg in Folge.

Von Thomas Hürner, Augsburg

Es hätte die Woche der positiven Botschaften für die Zukunft des FC Augsburg werden können. Am Montag hat der Klub bekanntgegeben, dass er bald in der virtuellen Welt des eSports antreten wird. Eine Mitteilung vom Mittwoch lässt den Schluss zu, dass sich der FCA das bestimmt auch ganz gut leisten kann, denn da wurde ein neuer Millionenvertrag mit dem Hauptsponsor geschlossen. Ein Deal mit schmucken Randdaten: Zehn Jahre Laufzeit, die Kosten für ein Internat im Augsburger Nachwuchsleistungszentrum (acht Millionen Euro) werden komplett übernommen. Und am Freitag verlängerten dann noch drei Spieler ihre Verträge, die Verteidiger Jeffrey Gouweleeuw und Kevin Danso langfristig (bis 2024), Kapitän Daniel Baier für ein weiteres Jahr (bis 2020).

Das hörte sich eigentlich alles ziemlich rosig an, vor allem im Vergleich zu der Woche, die Augsburgs Gegner vom Samstagnachmittag hinter sich hatte. So richtig erholt ist Fortuna Düsseldorf nicht aus der Winterpause gekommen, denn man nutzte die Zeit lieber dafür, eine kleine Posse um die Vertragsverlängerung von Trainer Friedhelm Funkel zu inszenieren. Funkel hatte vor der Partie aber versichert, dass die Mannschaft "sehr sehr konzentriert" gearbeitet habe, ihr sei es zudem gelungen, "alles beiseitezuschieben."

Nun gilt es, hausgemachte Probleme zwar eigentlich immer tunlichst zu vermeiden, im Zweifel hat man sie aber lieber neben als auf dem Platz. Dass der FC Augsburg auf dem Platz so einiges besser machen muss, war bei der 2:1 Heimniederlage am Samstagnachmittag gegen die Düsseldorfer jedenfalls deutlich zu sehen. Und dass einige FCA-Spieler nach neun sieglosen Spielen in Folge zunehmen ratlos wirken, ebenfalls. "Wenn wir wüssten, was wir ändern müssen", sagte etwa Angreifer André Hahn, "dann würden wir das auch machen." Kapitän Baier ergänzte: "Mir fehlen die Worte. Ich weiß nicht, wie sowas zu Stande kommt."

Augsburg macht nach vorne zu wenig

Nur ein Augsburger strahlte nach der Partie noch so etwas wie Selbstbewusstsein aus, aber er hat diese zuletzt so schweren Wochen für den Klub auch nicht mitgemacht. "Natürlich bin ich gekommen, um zu spielen", sagte Neuzugang Gregor Kobel, "sonst hätte ich auch in Hoffenheim bleiben können." Und obwohl sich FCA-Trainer Manuel Baum in den vergangenen Tagen bewusst diplomatisch gegeben hatte, war es am Ende wenig überraschend, dass Kobel im Augsburger Tor stand und nicht mehr die in der Hinrunde schwächelnden Fabian Giefer oder Andreas Luthe. Das Debüt des 21-jährigen Kobel hätte aber kaum weniger aussagekräftig sein können.

Die Fortuna machte nämlich nur zweimal in der gesamten Partie ernsthafte Anstalten, den Neuen zu prüfen, das machte sie dafür aber ziemlich erfolgreich. Dodi Lukebakio flankte in der 45. Minute auf Stürmer Marvin Ducksch, der per Kopf seinen ersten Treffer im Trikot der Fortuna erzielte. Für Kobel war da nichts zu halten, genauso wenig wie später beim zweiten Düsseldorfer Tor. In der letzten Spielminute ließ sich die Augsburger Defensive durch einen Diagonalpass von Alfredo Morales aushebeln, Fortuna-Stürmer Benito Raman nahm den Ball elegant in seinen Lauf mit und schob ihn allein vor Kobel zum 2:1 Siegtreffer ins Netz. Vorausgegangen seien da "drei bis vier Fehler, die so nicht passieren dürfen", sagte FCA-Trainer Baum: "Wir öffnen die Kette zu früh, einige haben nur noch nach vorne gedacht."

Gedacht vielleicht, aber gemacht hat der FCA nach vorne herzlich wenig. Zwischenzeitlich hatten die Augsburger zwar ausgeglichen (64.), weil Jonathan Schmid einen Freistoß zwar nicht ins Netz, aber knapp hinter die Torlinie zirkelte, was dank moderner Technik dann auch in Sekundenschnelle aufgeklärt war. Die Augsburger begannen engagiert, sie spielten sich auch die ein oder andere Gelegenheit heraus, Kapitän Baier etwa traf nach einem satten Schuss (13.) den Pfosten. Nach dieser halbschwungvollen Anfangsphase vermittelte die Mannschaft aber nicht mehr den Eindruck, dass sie die drei Punkte im Kampf um den Klassenverbleib dringend benötigt. "Die ersten 20 Minuten waren wir gut", analysierte André Hahn, "aber dann haben wir es nicht mehr geschafft, nach vorne zu kommen."

Das lag zwar sicherlich auch an den zu jedem Zeitpunkt der Partie defensiven und abwartenden Düsseldorfern. Sie schienen aber auch zu wissen: Der FCA schießt wohl nur dann ein Tor aus dem Spiel heraus, wenn man selbst einen groben Fehler macht. Oder wie es Fortuna-Trainer Funkel formulierte: "Wir haben gespürt, dass die Augsburger Probleme haben."

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SZ vom 20.01.2019
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