Bayrisches Derby:Augsburg gegen Bayern: Die verflixten Nachbarn

Samstag 09 05 2015 1 Bundesliga Saison 2014 2015 32 Spieltag FC Bayern Muenchen FC Augsburg

Vorerst letztes Wiedersehen: Bayerns Pep Guardiola und Augsburgs Markus Weinzierl haben sich in der Liga schon einige spannende Duelle geliefert.

(Foto: imago)
  • Augsburgs Weinzierl ist der einzige Fußballlehrer in der Bundesliga, der zweimal gegen Guardiolas Bayern gewinnen konnte.
  • Während Xabi Alonso und Badstuber ersetzt werden müssen, steht Ribéry wieder im Kader der Münchener.
  • Ergebnisse und Tabelle der Bundesliga finden Sie hier.

Von Maik Rosner, München

Probleme und ausgewachsene Streitigkeiten zwischen Nachbarn können auch Heiterkeit hervorrufen, jedenfalls beim unbeteiligten Publikum. Immer wieder beschäftigen kuriose Fälle die Gerichte, und spätestens, wenn diese ihre Urteile sprechen, können sich Zeitungsleser über den Zwist amüsieren. In Spanien, Heimat des Bayern-Trainers Pep Guardiola, wurde einmal eine Konzertpianistin von ihrer Nachbarin wegen "akustischer Umweltverschmutzung" und "Grausamkeit" verklagt.

Der dreimalige Rodel-Olympiasieger Georg Hackl wurde nach jahrelangen Dissonanzen von seinem Nachbarn beim Schneeräumen zunächst mit einem Wasserschlauch und dann gar mit einem 50 Zentimeter langen Nagel attackiert und verletzt - auch, weil Hackl den Schnee mit seiner Fräse absichtlich auf das Grundstück des pensionierten Postbeamten umverteilt hatte.

Philipp Lahm drückt Augsburg die Daumen

Und im Sauerland ging ein Ehepaar juristisch gegen eine gehisste Fahne von Borussia Dortmund in Nachbars Garten vor, da diese eine "Verschandelung des Wohngebietes" sei, zudem gemäß Paragraf 13 der Bauordnung des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen eine verbotene "Werbeanlage" für den börsennotierten Fußballverein darstelle und überdies das Flattern im Wind zu viel Lärm verursache. Die damaligen Kläger sollen übrigens weder mit dem FC Bayern noch mit dem FC Schalke 04 sympathisiert haben.

Gemessen daran leben die benachbarten Bundesligavereine FC Augsburg und FC Bayern eine geradezu harmonische Koexistenz vor. Vor ihrer gemeinsamen Verabredung an diesem Sonntag (17.30 Uhr) zum Abschluss des 21. Spieltages sagte der Münchner Kapitän Philipp Lahm, er drücke dem FCA die Daumen, wenngleich erst für das Spiel am Donnerstag in der Zwischenrunde der Europa League gegen den FC Liverpool mit Trainer Jürgen Klopp. Den mittlerweile bei Schalke tätigen Mittelfeldspieler Pierre-Emile Hojbjerg lieh der Meister an die Augsburger in der Rückrunde der Vorsaison aus, um dem jungen Dänen zu mehr Spielpraxis zu verhelfen. Dafür nahm der FCB auch in Kauf, den FCA auf seinem damaligen Höhenflug weiter zu stärken. Und nicht selten werden bei den Einblendungen auf den Leinwänden in der Münchner Arena positive Ergebnisse des kleinen Nachbarn von den Bayern-Fans bejubelt.

Sein Hinspiel-Sieg tat Guardiola leid

Sportlich allerdings war der FC Augsburg für den FC Bayern schon mehrmals ein unangenehmer Gegner, und auch diesmal richten sich die Münchner auf eine durchaus knifflige Dienstreise ein. "Ich erwarte jetzt nicht, dass Augsburg zu Hause die weiße Fahne schwenkt. Ein Auswärtsspiel in Augsburg im Februar, da gibt es sicherlich angenehmere Aufgaben. Und deswegen müssen wir schon was tun, damit wir da gewinnen", sagt Thomas Müller.

"In drei Saisons haben wir bis jetzt acht Niederlagen in der Bundesliga. Zwei waren gegen Augsburg", erinnert Guardiola. Zwar ereigneten sich diese 2014 und 2015 jeweils am Saisonende, als die Bayern schon als Meister feststanden. Andererseits lieferte das Hinspiel einen Beleg, dass der FCA sich auch sonst durchaus auf eine zumindest sportlich ungute Nachbarschaft versteht. Erst durch einen unberechtigten Elfmeter in der Schlussminute gelang dem Meister am 13. September der 2:1-Sieg.

"Unfair" sei das gewesen, gesteht nun sogar Guardiola, "ich habe schon damals gesagt, dass es mir leid tut für Augsburg." Eine Debatte, die gerade durch Augsburgs 1:2-Niederlage in der Vorwoche bei den anderen bayerischen Nachbarn, beim FC Ingolstadt, nach einem ebenfalls unberechtigten Elfmeter in der Schlussphase angereichert wurde. Und ebenso durch den viel diskutierten Strafstoß für die Münchner nach einem allerdings erkennbaren Foul an Arjen Robben im DFB-Pokalspiel am Mittwoch beim Zweitligisten VfL Bochum.

Wer ersetzt den gesperrten Xabi Alonso? Und wer Badstuber?

Guardiola beschäftigt vor dem Derby allerdings mehr, wie er seine Mannschaft in Augsburg formieren wird, nachdem sich Holger Badstuber am Sonnabend im Abschlussstraining das Sprunggelenk gebrochen hat und in dieser Saison nicht mehr zum Einsatz kommen dürfte. Mittelfelddirigent Xabi Alonso fehlt wegen seiner gelb-roten Karte beim 0:0 in Leverkusen gesperrt, zudem fallen die verletzten Innenverteidiger Jérôme Boateng und Javier Martínez weiterhin aus. Franck Ribéry steht dagegen erstmals in diesem Jahr ebenso im Kader wie Winterzugang Serdar Tasci. Mario Götze und Medhi Benatia, der gestern erstmals wieder mit der Mannschaft trainierte, müssen sich noch gedulden.

Stattdessen pflegt er lieber das gute Verhältnis zum kleinen und ziemlich besten Nachbarn mit Anerkennung. "Laufen, laufen, Aggressivität. Es ist immer schwer", sagt Guardiola und lobt seinen Augsburger Kollegen Weinzierl: "Markus hat sich letzte Saison das erste Mal für die Europa League qualifiziert. Diese Mannschaft hat Qualität gezeigt, also ist er ein sehr guter Trainer." Weinzierl ist sogar der einzige Fußballlehrer in der Bundesliga, der bereits zweimal gegen Guardiolas Bayern gewinnen konnte. Der 41-Jährige hat sich vorgenommen, den Münchnern auch diesmal den "Spaß zu nehmen". Sollte ihm das ein drittes Mal mit einem Sieg gelingen, ist zumindest beim unbeteiligten Ligapublikum Heiterkeit zu erwarten. Auch ohne Streitigkeiten zwischen diesen friedlichen Nachbarn.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: