Die Diskussion war Gift, ähnlich hilfreich wie etwa die Verletzung sämtlicher Stammkräfte. Die ARD berichtete kurz vor dem WM-Auftakt der deutschen Nationalmannschaft, eine Opposition im deutschen Handball plane die Inthronisierung des Kieler Coaches Alfred Gislason als Bundestrainer. Die Diskussion ging natürlich zu Lasten des aktuellen Nationaltrainers Martin Heuberger, der seit seiner Amtsübernahme nur wenige positive Ergebnisse liefern konnte.
Egal, wie groß der Wahrheitsgehalt dieser Gedankenspiele ist - sie setzten den Bundestrainer vor dem WM-Auftaktspiel gegen Brasilien noch mehr unter Druck. Heuberger sah deshalb nach dem Spiel ziemlich erleichtert aus: Seine Mannschaft hatte Außenseiter Brasilien nach anfänglichen Schwierigkeiten locker 33:23 besiegt und für einen überraschend guten Start ins WM-Turnier gesorgt."Ich hatte schon ein mulmiges Gefühl im Magen", erklärte Heuberger anschließend, "aber insgesamt war es ein ordentlicher Auftakt. Riesen-Kompliment an die Mannschaft, sie war heute fokussiert."
Auch Kapitän Oliver Roggisch sagte: "Wir waren ein bisschen nervös, vor allem die jungen Spieler wussten manchmal nicht, wo sie stehen. Die zweite Halbzeit war dafür schon ganz ordentlich."
Die Brasilianer waren zum Auftakt ein Gegner, den normalerweise auch die deutsche Junioren-Nationalmannschaft besiegen muss. Diesen Gegner müsse man sogar schlagen, wenn die Mannschaft direkt vom Mallorca-Urlaub kommt, unkte Fernsehexperte Bob Hanning. Apropos Hanning: Vor dem WM-Auftaktspiel wurde ebenfalls bekannt, dass der Manager der Füchse Berlin für das Amt des DHB-Vizepräsidenten kandidieren will. "Ich stelle meine Arbeitskraft zur Verfügung", erklärte Hanning generös. Mächtig was los beim deutschen Handballbund.
Offensive Brasilianer
Die Brasilianer agierten mit einer sehr offensiven 3-2-1-Formation. Für die deutschen Nationalspieler insofern ungewohnt, dass die Variante zwar im deutschen Jugendbereich verstärkt gelehrt wird, sich auf dem hohen Niveau in der Bundesliga jedoch nie durchgesetzt hat.
Das deutsche Team begann überaus nervös. Es gelang zwar häufig, die Brasilianer durch schnelles Verlagern oder Anspiele an den Kreis auseinanderzuspielen. Die Chancenverwertung bot jedoch Anlass zur Sorge - allein Adrian Pfahl, der sonst so treffsichere Rückraummann aus Gummersbach, zielte in den ersten neun Spielminuten gleich viermal daneben. Pfahl wurde daraufhin ausgewechselt. Nach zehn Minuten lag das deutsche Team 3:5 zurück.