Auftakt-Sieg von Belgien:Später Mut genügt

Auftakt-Sieg von Belgien: Dries Mertens: Torschütze zum 2:1

Dries Mertens: Torschütze zum 2:1

(Foto: AP)

Die als Geheimfavorit gehandelten Belgier halten ihr Können im ersten WM-Spiel lange geheim. Sie geraten gegen Algerien sogar in Rückstand und gewinnen erst durch zwei Joker-Tore 2:1. Trainer Wilmots glänzt mit seinen Einwechslungen.

Drei Schritte benötigte Sofian Feghouli, um die WM-Geschichte seines Landes neu zu schreiben. Feghouli stand im Strafraum, vor ihm waren nur noch: der Ball auf dem Elfmeterpunkt, das Tor, darin der belgische Torhüter Thibaut Courtois. Jeder Schritt Feghoulis war nun einer gegen die anhaltende algerische Torlosigkeit, seit 506 Spielminuten hatte die Nationalmannschaft nicht mehr bei einer WM getroffen, seit fünf Spielen, seit 1986. Feghouli also lief an, ein Schritt, zwei, drei. Er sah, dass Courtois bereits in eine Ecke unterwegs war, also schoss Feghouli leicht nach rechts, flach.

Es sind ja auch die kleinen Geschichten, die eine Weltmeisterschaft prägen, und eine davon war Feghoulis Elfmetertor in der 25. Minute des ersten Gruppenspieles. Gegen Belgien. Gegen diesen sogenannten Geheimfavoriten. Es war ein Treffer, der dennoch nicht zu einer größeren Geschichte führte: Trotz der Führung verlor der Außenseiter Algerien gegen den Geheimfavoriten Belgien 1:2 (1:0). Seine beiden Torschützen Fellaini und Mertens hatte Nationaltrainer Marc Wilmots eingewechselt.

Nach 506 torlosen WM-Minuten für Algerien trifft Sofiane Feghouli vom Elfmeterpunkt

Es wurde vor dem Turnier kaum eine Mannschaft so euphorisch gepriesen wie die der Belgier, mit all ihren jungen, talentierten, teuren Spieler. Mit Eden Hazard vom FC Chelsea. Mit Romelu Lukaku vom FC Everton. Mit Kevin De Bruyne vom VfL Wolfsburg. Doch dann standen die Gepriesenen in Belo Horizonte auf dem Rasen und merkten, dass sie nicht nur gegen die hohen Erwartungen spielten.

Sondern auch tatsächlich gegen eine andere Mannschaft, auch wenn über diese vor dem Turnier fast niemand gesprochen hatte. Und die dann auch noch die erste Halbzeit bestimmte. Die Mannschaft des bosnischen Trainers Vahid Halihodzic bildete eine sichere Defensive, mit zwei eng gestaffelten Viererketten. Sobald die Belgier den Ball verloren, startete der Außenseiter einen schnellen Gegenangriff. Und die Belgier verloren zunächst oft den Ball.

De Bruyne spielte ungenaue Pässe. Hazard verhedderte sich mit seinen Dribblings immer wieder in den algerischen Viererketten. Und wenn Lukaku einmal den Ball in seiner Nähe hatte, war er eigentlich sofort wieder weg, so ungeschickt bewegte er sich. Und so konterten die Algerier.

Genaue Flanke auf Fellaini

Technisch geschickt kombinierten sie den Ball nach vorne, hübsch war das teilweise anzusehen. Meist jedoch endeten die Angriffe noch vor dem Strafraum, den ersten gefährlichen Torschuss hatte Ryad Mahrez in der 18. Minute; es war der 73. algerische WM-Versuch in Serie, der zu keinem Tor führte. Dass Mahrez im Strafraum stand, war schon ein großer Unterschied zu den belgischen Angriffen, außer Distanzschüssen, etwa von Axel Witsel (21.), glückte dem Team lange nichts.

Stattdessen konterten die Algerier, Flanke, Verteidiger Jan Vertonghen riss Feghouli zu Boden, Elfmeter, die torlose WM-Serie endete. Und weil der Geheimfavorit sein Können weiter geheim hielt, war dies auch der Halbzeitstand. Nur Nacer Chadli schoss einmal im Strafraum, Rais M'Bohli parierte ohne Probleme (44.). Das Zuspiel kam von Hazard, der sich erstmals nicht verheddert hatte.

Wilmots wechselte nach der Pause Dries Mertens ein, der Stürmer des SSC Neapel wirbelte sofort die algerischen Viererketten durcheinander; der Außenseiter zog sich daher noch weiter vor das eigene Tor zurück. Aber nun deutete der Geheimfavorit sein Können immer mehr an. Hazard verhedderte sich nicht mehr so häufig.

De Bruyne spielte schnellere, genauere Pässe. Und Lukaku wurde in der 58. Minute ausgewechselt. In der 66. Minute scheiterte Mertens von der Strafraumgrenze noch an M'Bohli, vier Minuten später war der Torwart chancenlos: De Bruyne schlug eine sehr genaue Flanke auf den eingewechselten Marouane Fellaini, der mit dem Kopf traf. Belgien wagte noch mehr, spielte schwungvoller nach vorne - ein Mut, der belohnt wurde. Einen schnellen Angriff schloss Mertens eiskalt ab (80.).

Es war das sechste Mal bei dieser WM, dass ein Spiel gedreht wurde. Noch so eine kleine Geschichte.

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