Süddeutsche Zeitung

Auftakt bei 1860 München:"Es gibt keinen Spielraum"

Der TSV 1860 München startet mit einem sehr kleinen Kader ins Training. Bis zum 13. Januar muss der Verein bei der DFL frisches Kapital von 2,3 Millionen Euro vorweisen. Dieses Geld kann nur von Investor Hasan Ismaik kommen, doch mit dem gibt es noch keine Einigung.

Markus Schäflein

Die Sonne schien so schön zum Trainingsauftakt des Fußball-Zweitligisten TSV 1860 München, dass man schon einmal die den Temperaturen angemessene Kleidung vergessen konnte. Gypsy Schneider eilte herbei und hängte ihrem Mann Dieter den Mantel um, schließlich befand er sich nach seiner Lungenentzündung gerade erst auf dem Weg der Besserung.

Die erste Übungseinheit nach der Winterpause mochte sich der Präsident dennoch nicht entgehen lassen ("mit ein bisschen Antibiotika kann man schon an die frische Luft"), und in der Geschäftsstelle gab es für Schneider ja auch noch einiges zu tun. Der 13. Januar rückt schließlich näher, ein wichtiger Termin für die Löwen - nicht etwa, weil die Mannschaft an diesem Tag in ihr Trainingslager nach Belek/Türkei startet, sondern weil der TSV bis dahin bei der Deutschen Fußball-Liga (DFL) frisches Kapital von 2,3 Millionen Euro vorweisen muss.

Und dieses Geld kann, natürlich, nur von der Investorenseite mit Hasan Ismaik und seinem Vertreter Hamada Iraki kommen, mit denen Schneider dementsprechend "über die Feiertage das eine oder andere Telefonat geführt" hat. "Beiden Parteien ist sehr wohl bewusst, dass wir gewisse Dinge zeitnah auf den Weg bringen müssen", sagte Schneider, "es geht ja nicht nur um die 2,3 Millionen, da steckt ja viel mehr dahinter, die ganze Planung für die neue Saison."

Die internen Gespräche über die Etatlücke bieten eine Gelegenheit für Klub und Investor, die Strukturen ihrer Zusammenarbeit endlich konkreter zu machen. Durch den Zeitdruck ist zwar zu befürchten, dass es einmal mehr nur eine improvisierte Notlösung geben wird.

Von jenem Termin am 13. Januar und dem Ende der Transferperiode am 31. Januar erhofft sich Schneider aber "sanften Druck, dass man sagt, jetzt setzen wir uns in Gottes Namen noch mal zusammen". Dass der Investor den Stichtag und der Verein die DFL-Vorgaben zur 50+1-Regel als Druckmittel im Kompetenzgerangel in der Hand haben, mag Schneider so nicht sagen: "Ich will eigentlich weg von den Druckmitteln."

Dennoch betonte er, wie die DFL die Sache einschätze: "Die 50+1-Regel ist mit dem Kooperationsvertrag schon bestmöglich ausgeschöpft, so dass kein Spielraum ist, daran etwas zu ändern", sagt Schneider. "Es ist bis aufs letzte Komma alles ausverhandelt und ausgereizt worden."

Wenn es um Personalfragen im sportlichen Bereich geht, dürfte der Investor ohnehin faktisch das Sagen haben, schließlich finanziert er die Entscheidungen. Dass er an Transfererlösen von ihm bezahlter Spieler in irgendeiner Form beteiligt wird, dürfte ebenso außer Frage stehen - was seine Mitbestimmung angeht, zu welchem (eventuell gewinnbringenden, aber sportlich ungünstigen) Zeitpunkt sie abgegeben werden, dürfte die DFL allerdings genauer hinsehen.

Trainer Reiner Maurer mag von alldem nichts mehr hören. Seine eigene Zukunft über die Spielzeit hinaus ist bis zu einer Einigung ebenso offen wie die von Sportdirektor Florian Hinterberger; und ein eigentlich dringend benötigter Zugang für die Abwehr bis dahin auch nur Spekulation. Einstweilen muss sich Maurer mit einem Kader begnügen, der nach den Weggängen von Malura und Schäffler noch kleiner geworden ist.

Zum Auftakt fehlten nur Torwart Gabor Kiraly (Muskelfaserriss) und Stürmer Bobby Wood (Außenmeniskus-OP), Daniel Halfar und Arne Feick kehrten hingegen ins Training zurück, dennoch reichte es nicht einmal für ein Trainingsspiel elf gegen elf. Assistenztrainer Denis Bushuev musste beim B-Team im Mittelfeld aushelfen.

Trotz nur sieben Punkten Rückstand zur Aufstiegszone mag Maurer daher nicht über allzu hohe Ambitionen fabulieren: "Grundsätzlich ist für mich eher der Weg das Ziel", sagte der Trainer. "Wir sind jetzt auf dem sechsten Tabellenplatz, Ziel ist natürlich erstmal der fünfte."

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SZ vom 04.01.2012/jüsc
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