Aufsteiger Fortuna Düsseldorf:Eine Million für 16 Spieler

Bröker weg, Beister weg, Rösler weg: Aufsteiger Fortuna Düsseldorf muss für seine Rückkehr in die Bundesliga eine ganz neue Elf bauen. Geld ist kaum da, die Saison dürfte eine wacklige Angelegenheit werden. Nur Trainer Norbert Meier bleibt ganz cool.

Ulrich Hartmann, Düsseldorf

In Düsseldorf haben sie den Fußballmanager Wolf Werner kürzlich gefeiert wie den König Midas. 16 neue Spieler hat der Erstliga-Aufsteiger Fortuna im Sommer verpflichtet, Sportdirektor Werner und Trainer Norbert Meier haben dabei jeden Cent mehrmals herumgedreht.

Norbert Meier

Ausgesprochen unaufgeregt: Düsseldorfs Trainer Norbert Meier.

(Foto: dpa)

Gerade mal knapp eine Million Euro haben sie für die 16 Neuen ausgegeben, und weil für diese günstig bis gratis erworbenen Spieler im Internet teils ansehnliche Marktwerte kursieren, hat die Lokalpresse ihre Fortuna virtuell reich gerechnet. Sportchef Werner bleibt allerdings gelassen. Ob das, was er anfasst, tatsächlich zu Gold wird, muss sich erst noch erweisen. "Was die Spieler wirklich wert sind", sagt er, "das sehen wir erst auf dem Platz."

Das gerade beendete Trainingslager im österreichischen Maria Alm war angesichts der vielen neuen Gesichter im Kader also eher eine Kennenlern-Woche als ein Trainingscamp. Man hatte zuletzt das Gefühl, die Fortuna zelebriere das Ende ihrer 15-jährigen Erstliga-Abstinenz mit einem Transferrausch, der für mehrere Spielzeiten gereicht hätte. Der Trainer Meier nennt die Großakquise gleichwohl erforderlich, "weil wir eine ganz neue Mannschaft bauen müssen". Denn die größten Helden der vergangenen Saison sind fort.

Stürmer Thomas Bröker ist zum Zweitligisten Köln gewechselt, der ausgeliehene Flügelflitzer Maximilian Beister zum HSV heimgekehrt. Sascha Rösler, über weite Strecken der vergangenen Saison der emotionale Antreiber im Team, lässt seine Karriere beim Drittligisten Aachen ausklingen, der starke Innenverteidiger Assani Lukimya verteidigt ab sofort für Werder Bremen. Insgesamt acht Abgänge verzeichnet die Fortuna bislang, nun besteht also ein leichter Personal-Überhang, und Meier muss seinen Kader sukzessive ausdünnen.

Dass die erste Bundesliga für die neu formierte Fortuna eine ähnlich wacklige Angelegenheit werden könnte wie zuletzt das Teambuilding im österreichischen Hochseilgarten, deutet Zugang Ivan Paurevic vorsichtig an: "Wenn wir es schaffen, jede Partie als Endspiel zu sehen, dann können wir den Klassenerhalt schaffen", sagt der Mittelfeldspieler, der aus der zweiten Mannschaft von Borussia Dortmund gekommen ist.

Paurevic ist kaum als Schlüsselspieler vorgesehen, zentrale Figuren sind andere. "Spieler wie Nando Rafael, Stefan Reisinger, Axel Bellinghausen oder Du-Ri Cha kennen das Geschäft schon und können uns Tipps geben", sagt der neue Stürmer Dani Schahin, der vom Mitaufsteiger Greuther Fürth an den Rhein wechselte.

Bundesliga-Debüt mit 35

Das namhafte Quartett der Neuen verfügt neben Tobias Levels als einziges im Kader über nennenswerte Bundesliga-Erfahrung. Innenverteidiger Jens Langeneke feiert mit 35 Jahren sein Bundesliga-Debüt, genauso wie Klub-Urgestein Andreas Lambertz, 27, der bereits zu Viertliga-Zeiten für die Fortuna spielte. Stürmer Nando Rafael, einst Hertha BSC, zuletzt beim FC Augsburg, bremst die Euphorie daheim am Rhein, wenn er sagt: "Es kann passieren, dass wir am Anfang der Saison viel Lehrgeld bezahlen müssen."

Ein 0:1 gegen Panathinaikos Athen und vor allem das 0:2 gegen den Viertligisten VfL Wolfsburg II im Trainingslager hat die Fortunen zwar ein bisschen aufgerüttelt, aber niemand will die beiden Niederlagen als Drohsignale werten. Sportchef Werner wehrt sich gegen die Vermutung, Düsseldorfs Wiederabstieg stehe bereits fest. "Es amüsiert mich, dass Fortuna als erster Absteiger gesehen wird", sagt er, "das sind wir mit Sicherheit nicht."

Werner prophezeit, dass der eine oder andere Spieler aus dem Düsseldorfer Kader in der Branche als positive Überraschung erkannt werden wird, macht den Erfolg der Mannschaft aber primär davon abhängig, wie gut sich die zusammengewürfelte Truppe als Einheit präsentieren kann. "Bei so vielen Neuen ist es doch klar, dass wir Zeit brauchen, um alle zu integrieren", sagt auch der Linksverteidiger Johannes van den Bergh.

Cool in jeder Hinsicht bleibt der Trainer Norbert Meier. Er lässt sich von keinerlei Polemik anstecken, er erzählt lässig, beim MSV Duisburg habe er in der zweiten Liga auch schon einmal 15 neue Spieler integrieren müssen. Und? "Wir sind damals Siebter geworden." Damit könnten sie in Düsseldorf ziemlich gut leben.

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