BVB:Aubameyang hat Fernweh nach San Siro

Lesezeit: 3 Min.

Pierre-Emerick Aubameyang im DFB-Pokal. (Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Borussia Dortmund kommt kurz vor dem Bundesliga-Start nicht zur Ruhe.
  • Dembélé will weg und ist suspendiert, Aubameyang flirtet nun mit dem AC Mailand.

Von Javier Cáceres, Berlin

Am Sonntagvormittag grüßte Borussia Dortmund seine Follower mit sonnigen Fotos von der Adi-Preißler-Allee. Nach dem 4:0-Pokalsieg beim Verbandsligisten 1. FC Rielasingen-Arlen am Vortag stand für die Reservisten ein hartes Training, für die Stammkräfte das obligate Auslaufen auf dem Programm. Als die Einheit vorüber war, bediente der BVB wieder sein Kurznachrichten-Konto: Der dreimalige Torschütze aus der Partie gegen den Verein vom Bodensee, der gabunische Nationalspieler Pierre-Emerick Aubameyang, 28, habe "aufgrund einer leichten Erkältung" beim Training gefehlt. Diese Klarstellung war nachgerade dringend geboten, aus diversen Gründen.

Zum einen, weil der BVB gerade die Affäre um den Stürmer Ousmane Dembélé auszustehen hat, die am Donnerstag ihre Eskalation durch eine Trainings-Absenz des Franzosen erfahren hatte: der 20-jährige Stürmer hatte, um seinen Transfer zum FC Barcelona zu ertrotzen, die Übungseinheit geschwänzt. Er wurde dafür mit einer Geldstrafe in sechsstelliger Höhe sowie einer Suspendierung vom Trainingsbetrieb bestraft. Diese wurde am Sonntag von Vereinsboss Hans-Joachim Watzke, Sportdirektor Michael Zorc und Trainer Peter Bosz "bis auf Weiteres" verlängert.

Borussia Dortmund
:Dembélé "bis auf Weiteres" suspendiert

Das Wechseldrama um Dembélé geht weiter: Der Stürmer darf nicht mit der Mannschaft trainieren, weitere Angaben zu einem Transfer nach Barcelona macht Dortmund aber nicht.

Zum anderen gefällt sich auch Aubameyang darin, mit einem Abschied aus Dortmund zu kokettieren. "Wir werden sehen, was passiert", sagte er am Samstag nach dem Pokalsieg kryptisch, als er gefragt wurde, ob er auch in der kommende Woche beginnenden Bundesligasaison für Dortmund spielen werde. Nachts wurde Aubameyang konkreter, im Gespräch mit Fans im Sozialnetzwerk Instagram. "Komm zum AC Mailand", hatte ein User namens Sandro gefordert, und Aubameyang, der bereits von 2007 bis 2011 in Mailand gespielt hatte, antwortete voller Nostalgie - und auf Italienisch: "Ich will ja! Aber die schlafen! Was soll ich machen?" Dann bejubelte sich Aubameyang quasi selbst. Im Stile des Stadionsprechers von San Siro raunte er: "Con il numero 7. . .": Aubameyang!

Dembélé bricht den Kontakt zum BVB ab

Ins verwirrende Gesamtbild passte, dass Aubameyang in Sachen Dembélé so etwas wie Klassensolidarität walten ließ. Zwar sagte er ordnungsgemäß, dass er sich einen Verbleib seines französischen Freundes wünschen würde. Aber er, Aubameyang, könne "verstehen, dass es sein Traum ist", nach Barcelona zu gehen, "es ist seine Chance". Wie groß diese ist? Gute Frage.

Der BVB teilte am Sonntag mit, sich nicht weiter zur Causa Dembélé äußern zu wollen. "Unser Fokus liegt jetzt auf einer konzentrierten Vorbereitung der Mannschaft auf den Bundesliga-Auftakt am kommenden Wochenende in Wolfsburg", erklärte Manager Zorc. Abgesehen davon habe Dembélé "selbstverständlich die Möglichkeit, ein individuelles Training abseits der Gruppe zu absolvieren". Doch ob er die Offerte wahrnimmt?

Dembélé hat jeden Kontakt zu seinem Arbeitgeber abgebrochen; die Nachricht von der weiteren Suspendierung dürfte ihn aber erreicht haben, da sie auch seinem Berater Moussa Sissoko übermittelt wurde und dieser sie zur Kenntnis nahm. Sissoko dürfte freilich ein größeres Interesse daran haben, dass die Verhandlungen zwischen Barcelona und Dortmund Fahrt aufnehmen, an einer Ablösesumme würde er branchenüblich prozentual partizipieren.

An dieser Front aber war am Wochenende Ruhe. Barça soll das Angebot, das vom BVB offiziell abgelehnt wurde und sich auf angeblich 120 Millionen Euro summierte, bislang nicht nachgebessert haben. In Barcelona halten es Insider aber nur für eine Frage der Zeit, bis die angebliche Forderung des BVB von einer Ablöse von 150 Millionen Euro annähernd erfüllt wird - zumal Barça aktuell nicht mal in China großes Verhandlungsgeschick beweist. Am Wochenende wurde die Verpflichtung von Paulinho perfekt gemacht. Der nun schon 30-jährige brasilianische Mittelfeldspieler wurde bei Guangzhou Evergrande ausgelöst - für 40 Millionen Euro und damit für exakt den Preis, den die Chinesen schon vor einem Vierteljahr aufgerufen hatten. Dembélé wiederum gilt als Priorität für die sportliche Leitung Barças - mehr noch als der brasilianische Mittelfeldregisseur Philippe Coutinho vom FC Liverpool, für den der FC Barcelona ebenfalls eine annähernd dreistellige Ablösesumme zahlen will.

Coutinho, 25, hatte am Freitag schriftlich um seinen Transfer gebeten; was daraus erwächst, ist unklar. Vorsichtshalber stellte Liverpools Trainer Jürgen Klopp aber klar, dass Coutinhos Zukunft nicht in seiner Hand liegt: "Als Manager eines Fußballklubs habe ich Chefs, und wenn die zum Beispiel entscheiden, dass sie einen Spieler verkaufen oder nicht verkaufen, muss ich das akzeptieren", sagte Klopp am Samstag nach dem 3:3 zum Premier-League-Auftakt beim FC Watford.

Derweil wedelte Bayern Münchens Präsident Uli Hoeneß wie ein Cheerleader mit Pompons, um die Bosse von Borussia Dortmund in der Causa Dembélé zu einer kompromisslosen Haltung anzufeuern. "Ich finde, dass sich der BVB bislang sehr klug verhalten hat", sagte Hoeneß bei Sky: "Man muss als großer Verein, das ist Dortmund nun mal, auch mal Stärke zeigen und sagen: Entweder wir kriegen, was wir uns vorstellen, oder er hat zu bleiben."

Im Zweifel solle der Bundesliga-Rivale diese Härte und Geduld bis zur Schließung des Transferfensters zeigen. "Der 31. August kommt bald. Bis dahin können sie ihn auf einem Nebenplatz trainieren lassen. Am 1. September muss er wieder Vollgas geben, er wird seinen Marktwert halten wollen", empfahl Hoeneß eine Rezeptur.

© SZ vom 14.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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