Das Sportfördergesetz hat eine weitere Hürde genommen. Die Bundesregierung hat am Mittwoch den Entwurf beschlossen. Das ist ein Meilenstein für Bundesinnenministerin Nancy Faeser: Sie sieht „die Bedeutung von Spitzensportförderung für uns als Gesellschaft“ gewürdigt. Die Reaktionen aus dem Sport reichen dagegen von Tadel bis hin zu blankem Unverständnis.
Der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbund, Thomas Weikert, lobte zwar einen „weiteren wichtigen Schritt“, zufrieden ist der DOSB aber immer noch nicht. „Es ist nicht alles Gold, was glänzt“, erklärte der Sport-Dachverband und kritisierte: „Die Bundesregierung nutzt weiterhin nicht alle Möglichkeiten zur Flexibilisierung und Entbürokratisierung aus, die ihr zur Verfügung stünden.“
So hält der DOSB unter anderem eine „Festbetragsfinanzierung“ weiter für dringend notwendig - im Entwurf verweist das Bundesinnenministerium (BMI) darauf, dass die Ausschüttung „im Rahmen der verfügbaren Haushaltsmittel“ erfolgen solle. Die ab 2025 vom BMI als Fördersumme vorgesehenen 331 Millionen Euro sind also nicht in Stein gemeißelt.
Die Athleten fordern eine feste Vertretung im Stiftungsrat
Der jüngste Entwurf stößt auch bei den unabhängigen Athleten Deutschland auf Widerstand. Die Sportlervereinigung fordert mehr Mitsprache für die Athletenvertretung und ein im Gesetz verankertes Recht auf soziale Absicherung für alle Bundeskaderathleten. „Das reicht nicht aus“, beklagt die Athletenvertretung: „Damit alle gewinnen, müssen vor allem die Menschen gestärkt werden, deren Leistungen im Mittelpunkt des Sportsystems stehen.“
Auf dem Tiefpunkt ist die Stimmung beim Berufsverband der Trainer- und Trainerinnen im deutschen Sport. Die Übungsleiter, die ja die Medaillengewinner formen, erhielten weiterhin keine Wertschätzung. „Das BMI hat die Zeichen der Zeit immer noch nicht erkannt“, heißt es in einer Stellungnahme, die Rechtsauffassung des Ministeriums sei „skandalös“.
Inwiefern die kritischen Stimmen gehört werden und der Entwurf angepasst wird, bleibt abzuwarten. Bis Sommer 2025 soll das Gesetz vom Parlament verabschiedet werden, die Ampelkoalition würde damit kurz vor Ende der Legislaturperiode ihr Antrittsversprechen einlösen. Kernmerkmal des Sportfördergesetzes ist die „Förderung aus einer Hand“. Zentrales Organ soll eine unabhängige Spitzensportagentur werden, besetzt mit Vertretern aus organisiertem Sport und Politik. Ein 18-köpfiger Stiftungsrat bestellt den Vorstand, welcher die Beschlüsse des Gremiums ausführt. Aufgrund des Personenschlüssels im Stiftungsrat hat die Politik als Geldgeber in Härtefällen das letzte Wort.
Das klar formulierte Ziel: mehr Medaillen bei Olympischen Spielen und internationalen Meisterschaften. Zudem sollen auch Werte und Integrität als Fördervoraussetzungen im Gesetz verankert werden.An dem Gesetz hat das BMI mit dem organisierten Sport seit zwei Jahren gearbeitet. Es ist den Bemühungen um Olympische Spiele in Deutschland sowie „der Erhöhung der Spitzensportförderung im kommenden Jahr um 50 Millionen Euro ein weiterer wichtiger Schritt, um den Spitzensport noch besser aufzustellen“, sagte Faeser.