Süddeutsche Zeitung

Aserbaidschan - Deutschland:Zwei, die sich finden

Die Bayern-Stürmer Mario Gomez und Miroslav Klose deuten beim 2:0 der deutschen Nationalmannschaft in Aserbaidschan an, wie gut sie zusammenspielen können.

Christian Zaschke, Baku

Die erste Halbzeit neigte sich dem Ende zu, und nichts deutete daraufhin, dass die Partie der Deutschen gegen Aserbaidschan gleich einen Höhepunkt erleben würde. Eine leichte Brise wehte durch das Tofik-Bachramow-Stadion zu Baku, die deutschen Zuschauer sangen dann und wann ein Liedchen, die aserbaidschanischen Zuschauer aßen Nüsse und verstreuten die Schalen großzügig auf den Rängen. Manchmal riefen sie im Chor den Namen ihres Landes, dann aßen sie wieder Nüsse. Die Partie auf dem Rasen verlief gerade gemächlich, fachsprachlich: Sie plätscherte dahin, was zu dem lauen Abend am Ende eines heißen Tages bestens passte.

Dann aber rannte Mario Gomez plötzlich voller Energie in Richtung des aserbaidschanischen Tores, er spielte den Ball nach links zu Piotr Trochowski, und der schickte den Ball auf eine Flugbahn wie gemalt - er hatte Miroslav Klose im Strafraum erspäht. Es würde nun ein Tor fallen, das war den Zuschauern klar, denn Klose war allein wie ein Einsiedler, er musste nur noch hochspringen und den Ball ins Netz befördern.

Klose sprang dann tatsächlich hoch, fünf Meter vor dem Tor, und er wuchtete die Kugel mit dem Kopf so heftig auf den Boden, dass sie von dort über die Latte sprang. Manche der aserbaidschanischen Zuschauer hielten inne beim Nüsseessen, das war doch erstaunlich: den Ball aus dieser Position nicht im Tor unterzubringen, war wirklich schwierig. "Es wäre mir recht gewesen, wir hätten diese Chance genutzt", sagte Bundestrainer Joachim Löw. Eine schöne Untertreibung.

Natürlich lässt sich anhand dieser Szene nicht die Leistung Kloses oder die des deutschen Sturms insgesamt beurteilen, doch war sie in zweierlei Hinsicht interessant: Zum einen wegen des Unterhaltungswerts, der spektakulär vergebenen Chancen stets innewohnt, zum anderen, weil die Szene trotz des etwas unrühmlichen Endes gut illustrierte, wie Gomez und Klose zusammenarbeiten könnten: Gomez hatte den Spielzug eingeleitet, Klose hatte ihn vollendet, und dieses Muster sollte sich später wiederholen.

In der jüngeren Vergangenheit hatten sich Stimmen gehäuft, nach denen die beiden nicht zusammenpassten - zu Klose passe viel besser Lukas Podolski. Als Hauptargument für diese These wurde angeführt, dass Gomez und Klose beide klassische Mittelstürmer seien und daher einander blockierten. Klose kann jedoch problemlos nach rechts und links ausweichen, das hat er beim FC Bayern im Zusammenspiel mit Luca Toni oft genug gezeigt. Und da nun beide, Klose und Gomez, beim FC Bayern unter Vertrag stehen, müssen sie schlicht zusammenpassen.

Die Partie vom Mittwochabend war ihr erstes gemeinsames Pflichtspiel als Bayern-Profis - eine prima Gelegenheit also, sich für wirklich wichtige Partien einzuspielen. Das ist auch noch nötig, denn allzu oft war das Zusammenspiel noch nicht von Harmonie geprägt. "Die beiden müssen noch daran arbeiten, sich einzuspielen", sagte Löw, "ich weiß, dass sie dabei sind, ihre Laufwege abzusprechen. Auf jeden Fall haben sie ein Riesenpotential."

Dass in der Tat große Möglichkeiten in dem Sturmduo schlummern, war nach knapp einer Stunde Spielzeit zu bewundern. Klose eroberte die Kugel im Mittelfeld und leitete einen Angriff ein, in dessen Verlauf Gomez im Strafraum an den Ball kam, mit dem Rücken zum Tor. Wie einst Gerd Müller verschaffte er sich mit dem Hintern Platz, dann drehte er sich und ließ einen Schuss aufs Tor los.

Torhüter Farhad Walijew lenkte den Ball an die Latte, doch Klose war zur Stelle und nutzte den Abpraller zum 2:0. Dieser Treffer war eine schöne Kooperation der beiden. Wenn es ihnen gelingt, ihr Zusammenspiel zu verfeinern, dann werden sie solche Treffer künftig auch gegen stärkere Mannschaften erzielen als die Auswahl Aserbaidschans - vielleicht schon am Samstag gegen Werder Bremen.

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Quelle:
SZ vom 13.08.2009
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