AS Monaco in der Champions League:Kovac muss ans kalte Buffet

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Niko Kovac hat es nicht leicht derzeit in Monaco. (Foto: Valery Hache/AFP)

Weil Kevin Volland Chancen vergibt und Alexander Nübel ein sagenhaftes Eigentor kassiert, scheitert Monaco dramatisch in der Qualifikation zur Königsklasse - auch eine neue Regel wird dem Klub zum Verhängnis.

Von Jonas Beckenkamp

An dieses Spiel im fernen Charkow werden sie bei der AS Monaco noch lange zurückdenken, und es wird keine herzerwärmende Nostalgie mitschwingen, das ist gewiss. 120 Minuten hatte das Team von Niko Kovac gegen Schachtjor Donezk vieles versucht, hatte Chancen für ein halbes Leben, aber am Ende wedelte Kovac an der Seitenlinie vergebens mit den Armen. Wie hundsgemein der Fußball sein kann, ist ja immer wieder verblüffend, doch wem hilft diese Erkenntnis in Monte Carlo?

Die deutsche Dependance vom Mittelmeer hat die Gruppenphase der Champions League auf unmajestätische Weise verfehlt. Dort, wo die Könige spielen, ist für den Klub aus dem Fürstentum erneut kein Platz. Stattdessen geht es für Kovac, Kevin Volland, Alexander Nübel und den früheren Kölner Ismail Jakobs wegen des 2:2 (0:2) nach Verlängerung gegen Donezk nun ans kalte Buffet in die Europa League.

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Bedanken kann sich Monaco auch bei der Abschaffung der Auswärtstorregel, denn so war das 2:1 nach 90 Minuten wertlos. Gemäß alter Definition hätte dieses Ergebnis nach dem 0:1 im Hinspiel fürs Weiterkommen gereicht. Aber so blieb nur "Monacos grausames Aus", wie die Sportzeitung L' Équipe feststellte.

Die größtmögliche Pointe dieser Partie bot ein Eigentor

Der Kollaps reiht sich ein in die Ergebnisse der bisherigen Saison, denn auch in der Liga straucheln die Monegassen bisher: Nach drei Partien ist das Überraschungsteam des Vorjahres Vorletzter. Selbst der wiederentdeckte Torinstinkt von Stürmer Ben Yedder half in der Ukraine nicht, die Dinge gerade zu rücken. Der Sturmpartner von Volland besorgte in einer ansprechenden ersten Hälfte mit zwei Treffern (19. und 39. Minute) die Führung, doch am Ende war auch er mitverantwortlich für den Kater am Vorabend der Party.

Zwei Möglichkeiten ließ er aus, ebenso Volland, der seinerseits drei, vier fabelhafte Chancen versiebte - gleich zwei davon in der 90. Minute, als er den Ball selbst aus einem Meter nicht am Schachtjor-Keeper Andriy Pyatov vorbei brachte. Man habe einen "großen Kampf" geliefert, fand der stets gefährliche DFB-Stürmer (der das 1:0 einleitete). Aber was bringt einem das, wenn hinten entscheidende Fehler passieren?

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Fehler wie beim 1:2 durch den Brasilianer Marlos, der den Ball frei unter Nübel hindurch ins Tor schieben durfte (74.). Oder wie jener in der 116. Minute: Die größtmögliche Pointe dieser Partie bot nämlich ein Eigentor von Monacos Verteidiger Ruben Aguilar: Nach einem Solo von Schachtjors Nachwuchsmann Mykhaylo Mudryk schien eine Szene auf der linken Seite schon geklärt zu sein, doch dann fälschte Aguilar dessen Hereingabe so heimtückisch ab, dass die Kugel im Zwirbelflug über Nübel ins Tor segelte. Es war der K.-o.-Schlag aus dem Nichts, denn bis dahin hatte Kovacs Elf überlegen agiert. Sein Fußball - bekannt aus seiner Zeit in Frankfurt und München - mag nicht immer wunderhübsch wirken, aber biestig und physisch geht es allemal zu.

K.o. in der Verlängerung: Alexander Nübel kassiert das 2:2 gegen Donezk, ein kurioses Eigentor, durch das Monaco die Champions League verpasste. (Foto: VItalii Kliuiev/imago)

Ihm sind die Ziele seines Oligarchenklubs natürlich bewusst. Die Teilnahme an der Champions League gehört eigentlich zum eingeforderten Portfolio. Die Verantwortlichen (Russlands Düngemittelkönig Dmitrij Rybolowlew und sein Vizepräsident Oleg Petrow) haben dem früheren Bayern-Coach in den vergangenen 13 Monaten einige Wünsche erfüllt. Der Kader blieb nun weitgehend unverändert, viele Stammkräfte blieben. Und mit Nübel kam von den Bayern zumindest leihweise ein Torwart, von dem Kovac viel hält.

Kovac braucht nun bessere Ergebnisse in Monaco

Doch von draußen kann der Trainer auch nichts unternehmen, wenn seine Stürmer der Verschwendung frönen. Er haderte deswegen mit dem angesammelten Unglück. "Sie haben nicht einmal auf unser Tor geschossen und irgendwie zwei Tore zustande gebracht. Und wir schießen 25 Mal aufs Tor und sind raus", sagte er voller Verbitterung. Doch die fehlende Effizienz seiner Elf blieb ihm natürlich nicht verborgen.

"Wir hätten es in der regulären Spielzeit entscheiden müssen," bemängelte Kovac. Betrachte man "die Gesamtspielzeit von 210 Minuten in beiden Spielen, haben wir 190 dominiert." Eine zufriedenstellende Lehre ist das freilich nicht, denn auch im sonnenverwöhnten Standort an der Côte d'Azur ist Fußball keine reine Casinospielerei. Als er 2020 kam, wollte man Monaco "wieder in Europa etablieren", fasste Kovac den Status quo zusammen.

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"Das ist uns gelungen, aber heute haben wir uns fatalerweise um die Champions League gebracht." Und die braucht es, um die junge Elf weiter zu entwickeln und namhaftes Personal wie Volland, Gelson Martins oder Ben Yedder zu halten. Chance vertan, das bleibt als Resümee dieser kurzen Reise ins Königsland. "Monaco muss sich das zu großen Teilen selbst zuschreiben", kritisierte die Zeitung Le Monde - noch erreicht diese Kritik nicht namentlich den Trainer Niko Kovac. Aber weitere Reinfälle sollte er nun dringend vermeiden.

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