Arturo Vidal beim FC Bayern:Gekommen, um zu foulen

Arturo Vidal beim FC Bayern: Auf dem Platz präsent: Bayern-Zugang Arturo Vidal

Auf dem Platz präsent: Bayern-Zugang Arturo Vidal

(Foto: AP)
  • Bayern-Zugang Arturo Vidal wird im Supercup gegen Wolfsburg eingewechselt und zeigt, warum ihn die Münchner geholt haben.
  • Imageprobleme bei den Schiedsrichtern fürchtet der Chilene für sein hartes Spiel nicht.
  • Der zweite teure Zugang, Douglas Costa, fühlt sich in München immer wohler und bereitet das Führungstor vor.

Von Carsten Eberts, Wolfsburg

Max Kruse legte einen ordentlichen Flug hin. Im neutralen Raum, rund 20 Meter vor dem Strafraum, hob der Nationalstürmer plötzlich ab. Als er aufkam und der Schmerz nachließ, blickte er sich um, wer ihn da so malträtiert hatte.

Es war, natürlich, der Vidal.

Kruse kann für immer von sich behaupten, der erste Spieler gewesen zu sein, den Arturo Vidal nach seiner Rückkehr in die Bundesliga gefällt hatte. Nur drei Minuten nach seiner Einwechslung im Supercup-Finale, das Vidal mit den Bayern im Elfmeterschießen gegen Wolfsburg verlor, langte der Chilene erstmals kräftig hin. Und Kruse lag danieder.

Nur weitere fünf Minuten später rauschte Vidal in Maximilian Arnold hinein, dafür gab es Gelb. Eine Situation, aus der ein Konter zu entstehen drohte - und Vidal die Bemühungen erstickte. "Das ist meine Art Fußball zu spielen", sagte er später, "das ist eben mein Spielstil." Nun ist es nicht so, dass den Bayern mit ihrem Neuankömmling ein Disziplinproblem droht: Für genau diese Aktionen haben sie ihn ja geholt.

Für einen Startelf-Einsatz hatte es wenige Tage nach seiner Ankunft in München noch nicht gereicht, wohl aber für eine Einwechslung und die Ehre, im Elfmeterschießen den ersten Strafstoß treten zu dürfen. Vidal verwandelte sicher, machte eine erste Jubelgeste in Richtung des Bayern-Blocks, der ihn schon beim Warmmachen mit "Vidal, Vidal"-Gesängen gefeiert hatte.

Vidal gab die Nettigkeiten zurück. Seine ersten Tage in München seien "spektakulär" gewesen. Er sei "sehr glücklich" über den Wechsel, trotz des verlorenen Penaltyschießens. "Es ist schon sehr beeindruckend, wie hier gearbeitet wird", lobte er artig.

Costa sprintet schneller, als Ribéry es je könnte

Vidal soll bei den Bayern die Planstelle des aggressive leaders einnehmen, der die Gegner einschüchtert, das Begrüßungsfoul nicht scheut - und nebenbei die schnelle Verbindung zwischen Defensive und Offensive organisiert. Zwar wird in München aktuell über den drohenden Verlust des "Mia san mia" debattiert, wobei der Fortgang des Ur-Bayern Bastian Schweinsteiger und die Hinzunahme des Chilenen Vidal den Kritikern eine wichtige Argumentationsstütze bietet. Rein sportlich scheint jedoch klar, wo die Bayern mit Vidal hinwollen.

Wie übrigens auch mit Douglas Costa, dem neuen Brasilianer auf der Außenbahn. Er hat nun bereits einige Male gezeigt, wie die Bayern von seiner immensen Schnelligkeit profitieren können. Costa sprintete auch gegen Wolfsburg über die linke Seite, noch schneller, als Franck Ribéry es jemals könnte. Zweimal war er frei durch, einmal wurde seine Hereingabe abgefangen, einmal hätte er lieber selbst schießen sollen, wofür er sich mit zahlreichen Gesten an seine Mitspieler übereifrig entschuldigte.

Dafür bereitete er später den Führungstreffer durch Robben vor. "Sie machen einen guten Eindruck", sagte Torwart Manuel Neuer über Costa und Vidal, die beiden teuren Zugänge: "Sie haben starke Qualität, sie werden uns weiterhelfen in dieser Saison."

Nur eine gelb-rote Karte in drei Spielzeiten

Costa verschwand nach dem Spiel schnell, Vidal hingegen gab bereitwillig Auskunft über sein Befinden. Er wolle schnell Deutsch lernen, berichtete der Chilene, überhaupt richtig fit werden, denn die Sommerpause war durch seinen Einsatz bei der Copa América kurz.

Dass er ein Imageproblem bei den Schiedsrichtern bekommt, erwartet Vidal indes nicht. "Ich glaube nicht, dass man mich für zu hart hält", erklärte Vidal, "sie kennen mich ja hier." Damals in Leverkusen, bei seiner ersten Bundesliga-Visite, hatte der Chilene in drei Spielzeiten nur eine gelb-rote Karte gesammelt. Beim FC Bayern werden sie ebenfalls Wert darauf legen, dass Vidal nicht nur weiß, wann er hinzulangen hat.

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