Argentinien in der Einzelkritik:Team der traurigen Männer

Gonzalo Higuaín vergibt eine Chance, die man in einem WM-Finale nicht vergeben darf. Sergio Romero mimt den heißblütigen Oliver Kahn - und Lionel Messi macht der Christus-Statue Konkurrenz. Die Argentinier in der Einzelkritik.

Von Thomas Hummel, Rio de Janeiro

Argentinien in der Einzelkritik

Sergio Romero

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(Foto: AFP)

Gonzalo Higuaín vergibt eine Chance, die man in einem WM-Finale nicht vergeben darf. Sergio Romero mimt den heißblütigen Oliver Kahn - und Lionel Messi macht der Christus-Statue von Rio de Janeiro Konkurrenz. Die Argentinier in der Einzelkritik. Sergio Romero: Mimte einmal den Kahnoliver, als er mit gestrecktem Bein heraussprang aus seinem Tor. Zeigte damit sein dickes Selbstvertrauen. Hatte bei der Weltmeisterschaft fast so viele Partien absolviert wie in der gesamten Saison zuvor beim AS Monaco. Sieben in Brasilien stehen neun in Frankreich gegenüber. Und dann hatte er noch das Elfmeterschießen im Halbfinale gewonnen für seine Elf. Hatte sonst wenig zu tun, weil die Deutschen selten bis zu ihm durchkamen. Wurde nach der Pause immer heißblütiger, drohte einmal André Schürrle mit wildem Blick. Hielt in der Verlängerung einen Schuss von Schürrle. Vielleicht war es der Blick. Doch gegen Götzes Kunststück hatte er keine Chance. Da half auch kein Blick.

Argentinien in der Einzelkritik

Pablo Zabaleta

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(Foto: AP)

Pablo Zabaleta: Sinnbild des argentinischen Kämpfers. Hatte im Halbfinale eine Risswunde am Mund erlitten und mit Verband im Gesicht weitergespielt. Eigentlich der richtige Gegenspieler für den vergleichsweise zarten Mesut Özil. Doch der wechselte ohnehin oft die Seiten. Woraufhin Zabaleta selbst ein fast brutales Foul von Höwedes verkraften musste. Immerhin verletzte er sich diesmal nicht im Gesicht. Musste es alsbald mit den schnellen Schürrle aufnehmen. Hing sich rein, als gäbe es einen Orden für den größten Kämpfer.

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Martin Demichelis

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(Foto: REUTERS)

Martin Demichelis: Hatte beim FC Bayern mal mit Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger, Toni Kroos, Miroslav Klose und Thomas Müller zusammengespielt. Die Stürmer wussten also, wie "Micho" zu packen ist. Doch dann stellte sich heraus, dass Micho wusste, wie man Klose stoppt. Gewann in der ersten Halbzeit fast alle wichtigen Zweikämpfe gegen den 36-Jährigen und verhinderte so die Zuspitzung des deutschen Angriffspiels. Wenn Louis van Gaal einmal geahnt hätte, dass Demichelis ein WM-Finale bestreiten würden und dann auch noch gut, vielleicht hätte er ihn nicht weggeschickt vom FC Bayern. Hatte mit dem Kämpfer Klose zunehmend seine Mühe und durfte froh sein, als der 36-Jährige nach 87 Minuten nicht mehr konnte.

Argentinien in der Einzelkritik

Ezequiel Garay

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(Foto: REUTERS)

Ezequiel Garay: Ließ Christoph Kramers Traum zu einem sehr kurzen werden. Rammte dem Gladbacher im Zweikampf von hinten die Schultern ins Gesicht, dass dieser wie nach einem Hieb der Klitschkos zu Boden ging. Überraschenderweise spielte Kramer weiter, doch wie das nach Klitschkos Hieben so ist, dauerte es nicht mehr lange und der Gegner war K.o. Hatte sonst wenig zu tun da hinten, weil Nebenmann Demichelis sich zumeist mit Klose beschäftigte. Von den Mitspielern "El Negro" genannt, der Schwarze. Spielte wie in allen K.-o.-Partien dieser WM souverän.

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Marcos Rojo

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(Foto: REUTERS)

Marcos Rojo: Musste es mit Thomas Müller aufnehmen und dachte, das ginge am besten, wenn er dem Münchner zeigte, wie hart ein Mann aus der Pampas so drauf ist. Musste aber feststellen, dass man einem Thomas Müller nicht einmal beikommt, wenn man so hart spielt, als käme man aus der sibirischen Taiga. Hatte seine Mühe mit Müller. Konnte deshalb auch nicht zu seinen bisherigen Offensivaktionen ansetzen. Musste sich später von Özil vorführen lassen, doch auch das führte zu keinem Tor.

Argentinien in der Einzelkritik

Javier Mascherano

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(Foto: AFP)

Javier Mascherano: Wilder Blick, kurz rasiertes Haar - Mark van Bommel würde sagen, der 30-Jährige ist der "Aggressive Leader" der Argentinier. Kommandierte auch diesmal den argentinischen Riegel von Trainer Sabella. Wurde von den offensiv verteidigenden Deutschen aber auch sehr unter Druck gesetzt, zu Beginn oft von Christoph Kramer. Der eigentliche Kapitän dieser Mannschaft. Kam im Laufe des Spiels besser zurecht, weil den Deutschen bald dieser Kramer abging. Eine große Partie war es aber nicht von Mascherano.

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Lucas Biglia

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(Foto: AFP)

Lucas Biglia: Kleiner, unscheinbarer Dauerläufer im Mittelfeld. Teil der Defensiv-Experten, die irgendwie hinten den Laden dicht halten sollten, damit die vorne ihre Freiheiten genießen. Insofern ein Wiedergänger von Hacki Wimmer. Dieser wurde einst Wasserträger von Günter Netzer genannt, Biglia sollte die Wassereimer von Lionel Messi tragen. Mit mehr als das fiel er auch nicht auf.

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Enzo Pérez

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(Foto: REUTERS)

Enzo Pérez: Zweiter Wiedergänger von Hacki Wimmer. Hatte die gleiche Aufgabe wie Kollege Biglia. War einmal Lieblingsschüler von Trainer Alejandro Sabella bei Estudiantes de La Plata, durfte vielleicht auch deshalb rein, als sich Ángel di María verletzte. Konnte den schnellen Dribbler von Real Madrid nie ganz ersetzen. War im Grunde genommen ein dicker Schwachpunkt, doch spielte er so, dass das nicht allzu sehr ins Gewicht fiel. Als er ausgewechselt wurde, hieß es 0:0. Auftrag erfüllt.

Argentinien in der Einzelkritik

Lionel Messi

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(Foto: Getty Images)

Lionel Messi: Als er auf der Anzeigetafel erschien vor dem Spiel, erhob sich ein Lärm, der die über dem Maracana thronende Christus-Statue ziemlich irritiert haben dürfte. Macht mir da einer Konkurrenz? Für Argentinier hätten an diesem schönen Sonntag vermutlich lieber Messi da oben gesehen. Auf dem Platz wie erwartet die auffälligste Figur der Argentinier. Nimmt sich das Recht heraus, bisweilen einfach nur rumzustehen, ist vermutlich im ganzen Spiel weniger gelaufen als Christoph Kramer in seiner halben Stunde. Doch wenn er loslief, geriet die Fußballwelt ins Raunen. Weil die Deutschen sehr weit aufrückten, kam seine Schnelligkeit umso mehr zum Vorschein. Bereitete in der ersten Halbzeit drei dicke Chancen für seine Mitspieler vor. Lief gleich nach der Pause alleine aus Tor zu und verfehlte um etwa drei Zentimeter. Eine Chance, die man in einem WM-Finale eigentlich nicht vergeben darf. Hatte er den Ball, stürzten sich fortan der, vier Deutsche auf ihn. Tauchte irgendwann total ab, was den Argentiniern nicht guttat. Christus darf stehenbleiben.

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Ezequiel Lavezzi

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(Foto: AP)

Ezequiel Lavezzi: Einer der Sprinter im Angriff der Argentinier. Wartete vorne stets auf den Ball, auf die Chance, ins Laufduell mit Mats Hummels zu kommen. Denn er wusste: der ist auf 100 Meter mindestens zwei Sekunden langsamer. Spaßvogel der Mannschaft. Hatte einmal für alle Kameras sichtbar Trainer Sabella einen Strahl Wasser ins Gesicht gespritzt, als der gerade Anweisungen geben wollte. Blieb diesmal seriös. Und ging zur Pause raus.

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Gonzalo Higuain

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(Foto: AFP)

Gonzalo Higuain: Erschrak vermutlich genauso wie das gesamte Maracana, wie alle deutschen Zuschauer auf dieser Welt. Toni Kroos köpfte ihm den Ball zu, als er eigentlich gerade eine Verschnaufpause einlegte vor dem deutschen Tor. Plötzlich kam da der Ball und er stand allein vor Manuel Neuer. Und das war vielleicht das Problem. Huguaín vergab eine Chance, die man eigentlich in einem WM-Finale nicht vergeben darf. Schoss kurz darauf den Ball ins Tor und setzte zu einem 70-Meter-Jubelsprint an, stand aber im Abseits. Erhielt später den Kramer-Revanche-Hieb von Manuel Neuer.

Argentinien in der Einzelkritik

Sergio Agüero

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(Foto: AFP)

Sergio Agüero: Hat ja bereits einen Weltmeister in der Familie, ist der Schwiegersohn von Diego Maradona. Kam zur Pause für Lavezzi. Zeigte Noblesse, als er im Laufduell mit dem wilden ziehenden Hummels nicht ins Gras fiel. Sollte sonst die Konter der Argentinier ins Ziel bringen. Verpasste Schweinsteiger einen heftigen Schlag, dass dieser blutete.

Argentinien in der Einzelkritik

Rodrigo Palazio

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(Foto: AFP)

Rodrigo Palazio: Der Mann mit dem seltsamen, geflochtenen Zöpflein. Gilt als gefährlicher Tempodribbler, kam aber gegen Höwedes nicht durch. Und wenn schon, dann waren da noch Hummels und Boateng. Hatte in der Verlängerung nach Hummels' Irrflug die Riesenchance, doch der riesenhafte Neuer nahm ihm wohl den Mut.

Argentinien in der Einzelkritik

Fernando Gago

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(Foto: AFP)

Fernando Gago: Kam für Pérez, hatte die gleiche Aufgabe: Wasser tragen für Messi. Fiel ebenso wenig auf wie sein Vorgänger. Weil er frisch war, schloss er die Löcher im Mittelfeld, die Pérez zunehmend klaffen ließ.

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