Süddeutsche Zeitung

Verletzung im American Football:Gefährliche Frostbeulen bei Antonio Brown

  • Wide Receiver Antonio Brown von den Oakland Raiders zieht sich eine kuriose Verletzung zu.
  • Der NFL-Footballer erleidet heftige Frostbeulen beim Besuch einer Kühlkammer.

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Es hat ja schon ein paar skurrile Verletzungen gegeben in der US-Footballliga NFL: Der Quarterback Gus Frerotte verstauchte sich den Nacken, nachdem er einen Touchdown dahingehend zelebrierte, seinen Kopf gegen eine Mauer zu rammen. Verteidiger Bruce Walker und ein Kumpel warfen sich auf einem Parkplatz gegenseitig Steakmesser zu - Walker fing eines nicht und hatte es plötzlich in der Schulter stecken. Und dann gibt es noch den legendären Punter Chris Hanson, der in der Umkleidekabine der Jacksonville Jaguars mit einer Axt herumfuchtelte und sich derart das Bein malträtierte, dass er mehrere Monate lang ausfiel.

Antonio Brown dürfte in dieser Liste der grotesken Selbstverstümmelungen irgendwo zwischen Walker und Hanson eingeordnet werden, der Passempfänger der Oakland Raiders hat sich Frostbeulen an beiden Füßen zugezogen. "Ich habe mich in Kryotherapie begeben, ohne das dafür notwendige Schuhwerk zu tragen", schrieb Brown beim sozialen Netzwerk Twitter und stellte ein Foto dazu, das erst ab 18 Jahren freigegeben sein sollte. Er ist also nach einer harten Trainingseinheit in einer Kältekammer gewesen, und die Sohlen seiner Füße (der Eintrag bei Twitter ist mittlerweile gelöscht) sehen nun aus, als wäre er stundenlang über glühende Kohlen gelaufen.

Brown ist einer der charismatischsten Sportler, er kann sich mit legendären Verrückten messen wie Boxer Sugar Ray Robinson (der im flamingopinken Cadillac zu Kämpfen vorfuhr), Basketballspieler Dennis Rodman (der sich im Brautkleid selbst heiratete) oder Baseball-Schlagmann Rickey Henderson, der einst einen Scheck über eine Million Dollar laminierte und daheim aufhängte, anstatt ihn einzulösen. Brown kam mal im Heißluftballon zum Training der Pittsburgh Steelers, er redet in Interviews oftmals wie ein Profi-Catcher, und bei den Steelers spielt er nicht mehr, weil er sich hoffnungslos mit Trainer Mike Tomlin und Spielmacher Ben Roethlisberger überworfen hatte.

Er wechselte in der Sommerpause zu den Oakland Raiders, er wird in den kommenden drei Spielzeiten mehr als 50 Millionen Dollar verdienen. Nach dieser Saison, die Anfang September beginnt, werden die Raiders nach Las Vegas umziehen, Brown soll eine der Attraktionen sein, und es heißt nun, dass Brown in der Vorbereitung wie ein Verrückter trainiert hat - er weiß, dass sein Verhalten abseits des Spielfeldes seine Kritiker umso mehr nervt, wenn er auf dem Rasen beweist, dass er sich das leisten kann. Die Trainer der Raiders mahnten ihn mehrfach, beim Üben der Spielzüge nicht allzu explosiv zu agieren, aber, nun ja, da waren eben mal zahlreiche Kameras auf ihn gerichtet, und Brown wusste, dass er den geschundenen Körper in der Kühlkammer würde regenerieren können.

Jetzt gibt es diese Verletzung, und man sollte nicht den Fehler machen und darüber lachen. Die Raiders haben das eher beunruhigende Statement veröffentlicht, derzufolge ungewiss ist, wann Brown aufs Spielfeld zurückkehren wird. Der Sprinter Justin Gatlin (ja, der mit den zwei positiven Dopingbefunden) sagte dem Promiportal TMZ, dass er wegen Frostbeulen nach einem Kühlkammer-Besuch im Jahr 2011 monatelang ausgefallen sei. Und dann gibt es noch die Geschichte des Basketballspielers B. J. Tyler, der im Jahr 1995 mit einem Beutel Eis auf seinem Knöchel eingeschlafen war und wegen kaputter Nerven seine Karriere beenden musste. Raiders-Trainer Jon Gruden, durchaus in einer Charisma-Liga mit Brown und gewöhnlich sehr auskunftsfreudig, sagt zur Verletzung seines Wide Receivers: "Ich will nicht darüber reden."

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