Anthony Modeste:Chefbüffel

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Befreiter Jubel: Kölns Anthony Modeste feiert sein Tor zum 2:1. (Foto: Jonas Güttler/dpa)

Ausgerechnet der bis dahin 681 Minuten torlose Stürmer Anthony Modeste führt Köln zum Sieg gegen den BVB und zur besten Hinrunde seit 15 Jahren.

Von Milan Pavlovic, Köln

Er zog sein Trikot über den Kopf, schrie noch lauter als die gut 45 000 anwesenden FC-Fans und führte eine Jubeltraube Kölner Spieler an, die wie eine entfesselte Büffelherde zum Seitenrand stampfte, wo sie einen Jubelberg bildeten. Als Anthony Modeste kurz vor dem Ende des Spiels des 1. FC Köln gegen Dortmund seine 681 Pflichtspielminuten währende torlose Phase beendet hatte, gab es kein Halten mehr. Es war eine Pointe, wie es sie erstaunlich oft im Fußball gibt - aber dann doch immer wieder auf eine Art, die verblüfft. Nachdem Trainer Peter Stöger in den vergangenen Wochen Modeste auch in den Zeiten schlimmster vergebener Chancen gestützt hatte, verzichtete er diesmal erstmals in dieser Saison darauf, den Franzosen in die Startelf zu nehmen.

68 Minuten musste Modeste warten, bis er spielen durfte. Und obwohl es 0:1 stand, war Stögers Schritt nicht bloß nachvollziehbar, sondern auch taktisch richtig. Die Kölner verteidigten zunehmend mutig und setzten den immer müder werdenden Dortmundern zu. Nach seiner Einwechslung mühte sich Modeste, ohne wirklich gefährlich zu werden. Aber das hielt ihn nicht davon ab, genau wie seine Mitspieler immer daran zu glauben, noch die eine Möglichkeit zu bekommen.

Modeste trifft gerne gegen die Großen

Sie kam dann etwas unverhofft, aber nicht aus heiterem Himmel. Dortmunds eingewechselter Linksverteidiger Marcel Schmelzer versuchte den Ball in der 90. Minute zweimal zu klären: einmal per Kopf, dann, noch unzureichender, mit rechts. Innenverteidiger Sörensen wuchtete den Ball mit dem Kopf in die Spitze. Dort lief Modeste zwischen zwei Dortmundern zur Kugel, schob sie mit rechts flach in die Torecke und löste mit seinem Treffer zum 2:1 die Kölner Stampede aus.

Für Köln und den aus Hoffenheim gekommenen Modeste war es das Happy-End einer Vorrunde, die glorreich begonnen und dann eine schwere Delle bekommen hatte. "Das waren viele Emotionen. Ich kann jetzt wieder zufriedener sein, zuletzt hatte ich eine Scheißphase", sagte Modeste nach dem Spiel. "Ich freue mich, dass er den heute reinknallt, einen besseren Zeitpunkt hätte er sich dafür nicht aussuchen können", sagte sein Kollege Leonardo Bittencourt. Für den FC war es, nach Erfolgen gegen Gladbach (1:0), Schalke 04 (3:0) und Leverkusen (2:1), bereits der vierte Saisonsieg gegen einen hoch gehandelten Klub. In drei dieser vier Spiele traf Anthony Modeste. Jetzt müsste sein Klub nur noch häufiger gegen nominell gleichwertige Gegner gewinnen.

© SZ vom 20.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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