Anni Friesinger-Postma:Freizügige Eisschwimmerin

Anni Friesinger-Postma sollte bei der WM in Inzell verabschiedet werden. Das wurde verpasst. In ihrer Karriere schlitterte sie zu Team-Gold in Vancouver, posierte für Männermagazine, führte Zickenkriege - und gewann etliche Titel. Ihre Karriere in Bildern.

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Eisschnelllauf-WM Inzell - 500 m Damen

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Ziemlich dumm gelaufen: Anni Friesinger-Postma sollte bei der Eisschnellauf-WM in Inzell eigentlich verabschiedet werden. Das klappte dann doch nicht. "Alle wollten das: der Weltverband ISU, der DOSB mit Thomas Bach an der Spitze und auch die Veranstalter. Aber die Deutsche Eisschnelllauf-Gemeinschaft DESG hat das nicht beim Weltverband ISU beantragt", schimpfte Friesingers Manager Klaus Kärcher. Der Präsident der DESG Gerd Heinze entgegnete, alles sei "zu kurzfristig gekommen. Da war keine Zeit mehr." Kurzfristig können wohl viele Verbände einfach nicht, aber woran es auch immer gescheitert ist: Ein würdevoller Abschied von Friesinger-Postma in "ihrem" Inzell wurde verpasst.

Texte: Jonas Beckenkamp und Dominik Prantl

ISU World Speed Skating Championships 2011 - Day 4

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Friesinger-Postma stammt aus Inzell und hat dort im Alter von fünf Jahren mit dem Training begonnen. "Mein Vater und meine Mutter waren hier Trainer. Deshalb habe ich immer ein besonderes Verhältnis zu dieser Bahn", sagte sie. Diesmal war die dreimalige Olympiasiegerin anderweitig bei der WM im Einsatz. Für das niederländische Fernsehen NOS arbeitete sie als Ko-Kommentatorin. Doch auch das konnte sie nicht über die verpasste Verabschiedung trösten. "Ich bin sehr traurig, dass es dazu nicht kam. So weit ich weiß, war es geplant. Doch der Verband wollte wohl nicht", sagte Friesinger-Postma. Schon öfters stand sie plötzlich im Mittelpunkt.

Anni Friesinger

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Ein bisschen ungerecht war es ja schon: Da gewannen die deutschen Eisschnellläuferinnen bei Olympia in Vancouver im Team-Wettbewerb - und halb Deutschland schaute auf Anni Friesinger-Postma (2.v.l.), die beim Finalsieg gegen die Japanerinnen gar nicht mitgelaufen war. Aber was war das auch für ...

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... eine unglaubliche Geschichte gewesen, die Frau Friesinger-Postma (fortan "Anni" genannt, wobei der Boulevard gerne noch ein "sexy" davorstellt) in der Schlussrunde des Halbfinals geliefert hatte. Sie stolperte, verlor an Boden, sie kämpfte, sie verkrampfte, rutschte auf der Zielgeraden aus, sie schlitterte und schlingerte und riss ...

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... beim Überqueren der Ziellinie geistesgegenwärtig einen Schlittschuh nach vorne. Aber hatte das überhaupt noch einen Zweck gehabt? Sie schimpfte, sie zeterte, prügelte das Eis, aber dann (in einem Film würde hier die düstere in eine sanfte Melodie übergehen. Hören Sie es?) realisierte sie, ...

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... dass es trotzdem fürs Finale gereicht hatte. Um 20 Hundertstelsekunden. Welch ein Drama! "Ich dachte, ich habe es verschissen und den Mädels alles kaputtgemacht" sagte sie, und der Bundestrainer Markus Eicher war stolz, dass er Anni schon in jungen Jahren betreut hatte: "Ich war es, der ihr als Bademeister in Inzell das Schwimmen beigebracht hat, als sie vier oder fünf war!"

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Schon früh war außerdem klar, dass Anni nicht nur Eislaufen und Schwimmen kann, sondern auch andere Talente hatte. Deswegen interessierten sich die meisten für sie viel mehr als für eine blasse, immerzu kreiselnde Wintersportlerin, selbst wenn diese ...

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... latexartige Anzüge trug und gegen übergewichtige Menschen im Superman-Kostüm antrat. Ja, Anni aus Inzell ...

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... hatte auch das entsprechende Gemüt, um die Menschen zu bannen. Sie konnte nicht nur gewinnen, sondern auch feiern, wie hier in Salt Lake City 2002 nach der Goldmedaille über 1500 Meter. Sie wusste früh, ...

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... welche Fotos bei den einfach gestrickten Medienschaffenden ankommen und feierte auch mal freizügig mit der Sportgymnastin Magdalena Brzeska (links). Sie zierte zahlreiche ...

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... Titelseiten und schaffte es dennoch, ihr Niveau als Sportlerin zu halten. Gleich viermal landete sie auf dem zweiten Platz bei der Wahl zur deutschen Sportlerin des Jahres (2001, 2003, 2004, 2005). Noch freizügiger als bei der Verleihung im Jahr 2003 sollte sie sich bei diversen Fotoshootings für Männermagazine und Modelinien zeigten. Mit viel nackter Haut erschien Anni 2008 im Herrenheft Maxim, und ihren lange erwarteten Auftritt im Playboy gab es im März 2010. Nur fanden es nicht ...

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... alle Kolleginnen so toll, dass Anni so viel Aufmerksamkeit auf sich zog. Unter den Stichworten "Zickenkrieg" und "Busenduell" berichtete die Presse jahrelang von einer Privatfehde um Anerkennung und Aufmerksamkeit zwischen Anni und Claudia Pechstein (rechts).

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Das Duell der beiden Athletinnen gipfelte auf der 5.000-Meter-Strecke bei den Olympischen Spielen von Salt Lake City 2002, was einen TV-Quotenrekord von mehr als zehn Millionen Zuschauern zur Folge hatte. "Es ist nur komisch, dass nicht unsere Erfolge, sondern der sogenannte Zickenkrieg zehn Millionen Menschen vor die Fernseher holt", sagte Pechstein damals in einem Interview mit der Welt, in dem beide ihre Streitigkeiten für beendet erklärten.

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Im Jahr 2004 stellte Anni in München ihr Buch "Mein Leben, mein Sport, meine besten Fitness-Tipps" vor und erzählt darin von ihrem privaten Leben, ihrem Trainingsprogramm und gibt Ratschläge für Fitness und Ernährung. Man kann das auch geschäftstüchtig nennen.

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Auch Preise gewann Anni zur Genüge. Besonders gefreut haben dürfte sich die als heimatverbunden geltende Blondine über den Sportpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber (rechts) im Jahr 2007. Im Dirndl wurde dann neben Stoiber und dem Gewinner bei den Männern, Dirk Nowitzki (links), für die Fotografen posiert. Jedenfalls kam ...

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... sie irgendwie immer besser an als ihre Kolleginnen Sabine Völker, Monique Garbrecht-Enfeldt und Pechstein (v.l.). Letztere hat inzwischen bekanntermaßen eine andere Methode gefunden, in den Medien Aufmerksamkeit zu erregen.

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Dennoch gab es in Friesingers erfolgreicher, mehr als zehn Jahre dauernden Laufbahn mit zwei Gesamtweltcup-Siegen, drei Olympiasiegen und ingesamt 16 WM-Titeln von der Sprintstrecke bis zum Mehrkampf auch traurige Augenblicke: Ob Stürze oder kleinere sportliche Rückschläge wie die Knie-OP im Jahr 2008 - Anni zeigte ihre Emotionen meist sehr offen.

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2008 beging Anni gewissermaßen Verrat an ihren Heimatland Bayern, vor allem aber an den bayerischen Männern, als sie mit dem ehemaligen holländischen Eisschnellläufer Ids Postma nicht nur in Südtirol Skifahren ging, sondern Postma sogar heiratete. Seitdem heißt sexy Anni also Friesinger-Postma und auch auf dem Eis ist es ...

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... etwas ruhiger geworden. Die Wettkämpfe in Vancouver waren für sie wohl die letzten Olympischen Spiele. Die mittlerweile 33-Jährige landete im 1000-Meter-Rennen zu Beginn der Spiele auf dem 14. Platz und über 1500 Meter auf Rang neun. Ein Grund dafür könnte ihre Knieverletzung aus dem Jahr 2008 sein. Übrigens, ...

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... die anderen drei Damen, die Japan im Finale von Vancouver um zwei Hundertstelsekunden schlugen, heißen Daniela Anschütz-Thoms, Stephanie Beckert und Katrin Mattscherodt (v.l.). Die laufen zwar ebenso schnell übers Eis, geben aber einfach nicht so viel her. Bisher zumindest.

© sueddeutsche.de
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