Tischtennisspielerin Kaufmann:Die erste nicht asiatische Weltmeisterin

Lesezeit: 2 Min.

„Ich kann gar nicht glauben, dass ich Weltmeisterin bin“: Annett Kaufmann. (Foto: ITTF/oh)

Annett Kaufmann gewinnt die Jugendweltmeisterschaft im Tischtennis. Nach ihrer viel beachteten Olympia-Premiere in Paris zeigt die 18-Jährige damit erneut, wieso sie als größte deutsche Hoffnung gilt.

Von Ulrich Hartmann

Die Weltmeisterin gönnte sich zur Feier des Tages eine Pizza Margherita und ein McFlurry-Eis. Schon daran erkennt man, wie die Menschen beim Tischtennis ticken. Als Annett Kaufmann am Samstag in Frankfurt landete, wartete im Flughafenterminal keine jubelnde Menschenmenge auf die 18-Jährige, keine Blitzlichter zuckten, aber der Deutsche Tischtennis-Bund hatte einen Mitarbeiter entsandt, um den historischen Moment zu filmen. Aus einem kleinen Rollkoffer zog Kaufmann einen riesengroßen Pokal, ungefähr so „surreal“ hatte sie den sensationellen Gewinn dieser Trophäe am Vorabend genannt: „Ich kann gar nicht glauben, dass ich Weltmeisterin bin.“

Als am Freitagabend der letzte Ballwechsel beendet war, als Kaufmann ihren Schläger zu Boden fallen lassen und das Gesicht in den Händen vergraben hatte, da spielte die Hallenregie in der Helsingborg-Arena „Oh, wie ist das schön“ ein mit der Zeile „So was hat man lange nicht gesehen“. Lange nicht gesehen? Noch nie gesehen! Nie zuvor war beim Tischtennis eine nicht asiatische Spielerin Junioren-Weltmeisterin geworden. 18 Mal hatte eine Chinesin gewonnen, zweimal eine Japanerin. 2005 war das bei den Junioren dem Deutschen Patrick Baum gelungen, der heute 37-Jährige spielt beim Bundesligisten Grenzau.

Tischtennis-Bundesliga
:Bad Königshofen in Flammen

Andre Bertelsmeier, das zurzeit begehrteste deutsche Tischtennistalent, hat sich für einen Wechsel nach Unterfranken entschieden. Dort soll der 19-Jährige einen Routinier ersetzen.

Von Andreas Liebmann

Mit Siegen gegen die Waliserin Anna Hursey (mit der sie im Doppel zudem Bronze holte), die Taiwanerin Yeh Yi-Tian, die Japanerin Mao Takamori, die Ägypterin Hana Goda und im Endspiel gegen die haushoch favorisierte Chinesin Zong Geman holte sich die gebürtige Wolfsburgerin und für den bayerischen Bundesligisten Kolbermoor spielende Kaufmann den Titel. Die für den Meister Berlin spielende Mia Griesel, 18, gewann Bronze.

Nach dem Sieg bei der deutschen Einzelmeisterschaft und dem Abitur im Frühjahr wurde Kaufmann bei Olympia in Paris plötzlich zum Star, als sie die verletzte Nina Mittelham ersetzen musste und das deutsche Team mit überragenden Leistungen ins Halbfinale und auf den vierten Platz führte. Danach explodierte ihr Instagram-Account. Ihre mittlerweile 50 400 Follower versorgte sie auch am Wochenende mit allen erforderlichen Fotos und Infos zu ihrem Triumph.

Für ihre einzigartige Olympia-Geschichte wird Annett Kaufmann bei der „Sportler des Jahres“-Wahl geehrt

Im Internet ist Kaufmann bereits der größte Star des deutschen Tischtennis. Am 14. Dezember erhält sie in Baden-Baden am Vorabend der Veranstaltung „Sportler des Jahres“ den „Team-D-Award“, mit dem Athletinnen und Athleten für „einzigartige Momente und persönliche Geschichten“ bei Olympischen und Paralympischen Spielen geehrt werden. Abgestimmt wurde unter drei Vorschlägen frei im Internet. In der Kategorie Olympics gewann Kaufmann mit 52,2 Prozent vor der Ringerin Annika Wendle (25,9) und der Schwimmerin Angelina Köhler (21,9).

In der Frauen-Weltrangliste steht Kaufmann derzeit auf dem 111. Platz. Die von ihr besiegte Chinesin Zong Geman steht auf Platz 92. Die fünf ersten Plätze belegen allesamt Chinesinnen. Vor diesem Hintergrund gilt Kaufmann als ein großer europäischer und deutscher Lichtblick für die Zukunft. „Der WM-Titel gibt mir die Hoffnung, dass auch ich irgendwann zu den Topspielerinnen gehören kann“, sagt sie, „und natürlich bringt er mir dafür sehr viel Motivation.“

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Annett Kaufmann bei der Tischtennis-EM
:Die Frau, die das deutsche Tischtennis braucht

Mit ihren Auftritten bei Olympia hat die 18-jährige Annett Kaufmann ihre Followerzahl in den sozialen Medien vervierfacht und Vergleiche mit Timo Boll heraufbeschworen. Wie sie mit der neuen Situation umgeht.

Von Ulrich Hartmann

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: