So wehrt sich Marcel Reif
Er gilt als der Fußball-Kommentator in Deutschland, der am meisten polarisiert: Marcel Reif. Das ist an sich nichts Neues. Neu ist, dass sich der 65-Jährige gegen die öffentlichen Anfeindungen wehrt - und auch persönliche Konsequenzen nicht mehr ausschließt.
Zwei Spiele von Borussia Dortmund kommentierte Reif in dieser Woche. Erst das Derby gegen Schalke, dann den Pokal-Auftritt in Dresden. Er wurde beschimpft, angefeindet, mit Bierbechern beworfen, vornehmlich von Fans des BVB. "Das, was da einem an Hass entgegenschlägt, halte ich für grenzwertig und darüber hinaus", sagte Reif am Mittwochabend im Sportschau Club der ARD.
Sein Arbeitgeber Sky verteidigt Reif
Reif weiter: "Wenn das Normalität wäre, dann wird es Zeit, sich anderen Dingen zuzuwenden." In Dortmund griffen Krawallmacher auch das Auto an, in dem Reif vor dem Stadion vorfuhr. Reif gilt, obwohl erklärter Sympathisant des 1. FC Kaiserslautern, in Fankreisen als Kommentator, der dem Dortmunder Rivalen FC Bayern freundlich gesinnt ist. Bei Facebook tun sich Zehntausende in Gruppen zusammen, die ein Kommentarverbot für den Wahlschweizer fordern. Der Grimme-Preis-Träger fürchtet, dass sich "das gerade noch eine Stufe höher schaukelt", und er wolle "nicht wissen, wie die übernächste aussieht".
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Sein Arbeitgeber Sky verurteilt die Übergriffe scharf. Burkhard Weber, der Sportchef des Senders, sagt in einem Interview: "Deswegen ist jetzt auch der Punkt gekommen, um zu sagen: Die Grenze ist überschritten, so geht es nicht weiter." Weber nimmt den gesamten Fußballbetrieb in die Pflicht: "Nun sind alle Verantwortlichen gefordert, auf das Thema deeskalierend einzuwirken."
Reif kritisiert Klopps Aussagen
Als nicht gerade hilfreich bewertete Reif die Aussagen von Jürgen Klopp, dem Dortmunder Trainer. Klopp hatte im Zusammenhang mit dem Torjubel von Pierre-Emerick Aubameyang und Marco Reus gesagt: "Der Einzige, der das wirklich gar nicht witzig fand, war Marcel Reif, aber der findet in seinem Leben sowieso nichts mehr witzig." Reif bezeichnete die Aussagen als "deplatziert bis verantwortungslos". Solche Sprüche gäben "Wahnsinnigen eine Legitimation", sagte Reif.
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Ruft er "Abseits", war's doch keins, sagt er "Hier lag der Schiedsrichter falsch", straft ihn die Video-Wiederholung Lügen. Der Fußball-Kommentator hat einen Job, in dem er nichts richtig machen kann.
Beim BVB riefen die Proteste ein geteiltes Echo hervor. Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke distanzierte sich zwar vom Bierbecherwurf eines Dortmund-Fans ("absolut nicht in Ordnung"). Zu Reifs Vorwurf gegen Klopp sagte er der Bild: "Eine Verbindung zu Jürgen Klopp herzustellen, ist abenteuerlich. Jürgen wurde zum Batman-Jubel befragt und hat mit einem lustig gemeinten Spruch geantwortet. Da einen Zusammenhang herzustellen, ist absurd."
Reif kommentiert weiter den BVB
Der Sender Sky kündigte indes an, Reif auch beim nächsten Heimspiel des BVB gegen Köln erneut einzusetzen. "Wir lassen uns die Dienstpläne nicht von Außen diktieren", so Weber. Reif kündigte ebenfalls an: "Ich möchte mir nicht von irgendwelchen wahnsinnigen Idioten vorschreiben lassen, wann ich meinen Job noch mache oder wann ich damit aufhöre."