Süddeutsche Zeitung

Angriffe gegen Fußball-Kommentator:Klopp entschuldigt sich bei Reif

  • Der Dortmunder Trainer Jürgen Klopp entschuldigt sich bei TV-Moderator Marcel Reif für seine Äußerung von Donnerstag. Reif war von BVB-Krawallmachern angegriffen worden.
  • Klopp hatte Reif den Humor abgesprochen - und damit nach Ansicht von Kritikern zur Eskalation beigetragen.
  • Reifs Arbeitgeber Sky verteidigt Reif und will ihn auch weiterhin bei BVB-Spielen einsetzen.

So äußert sich Klopp

Trainer Jürgen Klopp von Borussia Dortmund hat sich beim Fußball-Kommentator Marcel Reif für seine Äußerungen entschuldigt. "Ich kann verstehen, dass das falsch angekommen ist", sagte der BVB-Coach auf einer Pressekonferenz am Donnerstag, "das war völlig unnötig, das hätte ich mir sparen können."

Reif hatte nach Anfeindungen Dortmunder Fans Klopp kritisiert. Dessen Aussage nach dem Revierderby und dem Batman-und-Robin-Jubel von Pierre-Emerick Aubameyang und Marco Reus, Reif finde "in seinem Leben sowieso nichts mehr witzig", sei "deplatziert bis verantwortungslos" gewesen. Solche Sprüche gäben "Wahnsinnigen eine Legitimation."

Klopp betonte, zum Zeitpunkt seiner Äußerung nicht von der Attacke Dortmunder Krawallmacher auf Reifs Auto vor dem Stadion gewusst zu haben. "Ich habe noch nie jemanden zu Gewalt aufgefordert, ich distanziere mich davon", sagte der BVB-Trainer, seine Aussage sah er als "nicht so dramatisch" an.

Zwei Spiele von Borussia Dortmund hatte Reif in dieser Woche kommentiert. Erst das Derby gegen Schalke, dann den Pokal-Auftritt in Dresden. Er wurde beschimpft, angefeindet, mit Bierbechern beworfen, vornehmlich von Fans des BVB. "Das, was da einem an Hass entgegenschlägt, halte ich für grenzwertig und darüber hinaus", sagte Reif am Mittwochabend im Sportschau Club der ARD.

Arbeitgeber Sky verteidigt Reif

Reif hatte persönliche Konsequenzen nach den Anfeindungen nicht mehr ausgeschlossen: "Wenn das Normalität wäre, dann wird es Zeit, sich anderen Dingen zuzuwenden." In Dortmund griffen Krawallmacher auch das Auto an, in dem Reif vor dem Stadion vorfuhr. Reif gilt, obwohl erklärter Sympathisant des 1. FC Kaiserslautern, in Fankreisen als Kommentator, der dem Dortmunder Rivalen FC Bayern freundlich gesinnt ist. Bei Facebook tun sich Zehntausende in Gruppen zusammen, die ein Kommentarverbot für den Wahlschweizer fordern. Der Grimme-Preis-Träger fürchtet, dass sich "das gerade noch eine Stufe höher schaukelt", und er wolle "nicht wissen, wie die übernächste aussieht".

Sein Arbeitgeber Sky verurteilt die Übergriffe scharf. Burkhard Weber, der Sportchef des Senders, sagt in einem Interview: "Deswegen ist jetzt auch der Punkt gekommen, um zu sagen: Die Grenze ist überschritten, so geht es nicht weiter." Weber nimmt den gesamten Fußballbetrieb in die Pflicht: "Nun sind alle Verantwortlichen gefordert, auf das Thema deeskalierend einzuwirken."

Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke distanzierte sich zwar vom Bierbecherwurf eines Dortmund-Fans ("absolut nicht in Ordnung"). Zu Reifs Vorwurf gegen Klopp sagte er der Bild: "Eine Verbindung zu Jürgen Klopp herzustellen, ist abenteuerlich. Jürgen wurde zum Batman-Jubel befragt und hat mit einem lustig gemeinten Spruch geantwortet. Da einen Zusammenhang herzustellen, ist absurd."

Reif kommentiert weiter den BVB

Der Sender Sky kündigte indes an, Reif auch beim nächsten Heimspiel des BVB gegen Köln erneut einzusetzen. "Wir lassen uns die Dienstpläne nicht von Außen diktieren", so Weber. Reif kündigte ebenfalls an: "Ich möchte mir nicht von irgendwelchen wahnsinnigen Idioten vorschreiben lassen, wann ich meinen Job noch mache oder wann ich damit aufhöre."

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.2379579
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
Süddeutsche.de/sid/dpa/ebc
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.