„Wir können nur gewinnen“, hatte Martin Fürleger vor dem Pokal-Finalwochenende noch am Telefon gesagt. Umgekehrt ließen sich die Worte des Sportlichen Leiters der Eigner Angels Nördlingen so ausdrücken, dass sein Team beim Top4-Pokalturnier nichts zu verlieren habe. Eine Einschätzung, die der Blick auf die Tabelle der Basketball-Bundesliga der Frauen (DBBL) bestätigt: Dort verharren die Angels seit Wochen auf dem neunten Platz. Am ersten Märzwochenende durften sie sich indes mit den Vereinen messen, die derzeit die Tabelle anführen: Keltern, Alba Berlin und Saarlouis.
Das Pokalfinale der DBBL findet traditionell als Turnier statt; am Samstag werden die Halbfinalspiele ausgetragen, am Sonntag das Finale und das Spiel um Platz drei. Berlin veranstaltete das Finalwochenende zum ersten Mal, die Berliner Sömmeringhalle, Heimspielort der Alba-Frauen, wartet auf mit viel Basketball-Patina und lautstarken Fans. Eine Standortwahl, die Martin Fürleger nur unterstützt: „Der Standort ist genial. Das Engagement der Berliner tut der gesamten Liga gut.“ Egal, wie man sportlich abschneide: Man werde ein „ein großes Basketballfest“ in Berlin feiern – zu dem immerhin eine ganze Busladung Fans aus Nördlingen angereist sei.
Gewonnen haben die Nördlingerinnen, das muss man nach dem Wochenende festhalten, vor allem an Erfahrung. Vor trommelnden Fans, Kameracrews und LED-Werbebanden (alles immer noch eher die Ausnahme im deutschen Frauenbasketball), konnte das Team um Trainer Niko Kuusi zwar wie von Fürleger erhofft befreit aufspielen. Es zog im Kräftemessen mit beiden Gegnern jedoch den Kürzeren – und zwar deutlich. Im Halbfinale am Samstag gegen Keltern hielten die Angels immerhin bis zur Halbzeit mit, danach aber konnten sie der Schnelligkeit, der gut besetzten Bank und vor allem der international erworbenen Härte des Eurocup-Teilnehmers nicht viel entgegensetzen und mussten einen 57:90 (33:38)-Endstand hinnehmen. Das favorisierte Team aus Keltern wiederum verlor tags darauf im Finale deutlich gegen Saarlouis (73:97).
„Die Stimmung war super. Dafür spielt man diesen Sport“, sagt Kapitänin Schinkel
Das Nördlinger Spiel um Platz drei am Sonntag gegen Alba Berlin begann ebenfalls ausgeglichen – den eigenen Anspruch, die Gegnerinnen herauszufordern, konnten die Angels einlösen. Laura Schinkel, Nicole Fransson und Lisa Bertholdt stürzten sich beherzt in jedweden Zweikampf, zogen wiederholt zum Korb und konnten einige Würfe verwandeln, überließen aber viele Rebounds den Gegnerinnen. Individuelle Fehler und viele Ballverluste auf Seiten von Nördlingen ermöglichten es Alba, den zunächst nur kleinen Vorsprung auszubauen. Die Energie aus der ersten Halbzeit konnte das – nach einer Verletzung von Anna Löffler am Vortag auf acht Spielerinnen zusammengeschrumpfte – Team nach der Pause nicht erhalten; Albas Verteidigung über das ganze Feld ließ die Kraftreserven schmelzen. Nachdem Schinkel mit fünf Fouls vom Platz gestellt wurde, zogen die Berlinerinnen auf 91:55 davon. „Das Ergebnis ist viel zu hoch“, sagte Aufbauspielerin und Co-Kapitänin Schinkel nach dem Spiel. „Wir haben in der ersten Halbzeit gut mitgespielt und sind dann einfach eingebrochen.“ Aber auch sie betont den Zauber, der der Veranstaltung innewohnt: „Es war ein gelungenes Wochenende, wenn man die Ergebnisse rausstreicht.“ In Berlin zu spielen, sei immer eine große Freude: „Die Stimmung war super. Dafür spielt man diesen Sport.“
Nach einer Saison, die man aus Nördlinger Sicht zuletzt bestenfalls als durchwachsen beschreiben konnte, besteht noch Hoffnung für die Angels, ein weiteres wichtiges Saisonziel zu erreichen: die Playoffs. Marburg, derzeit nur aufgrund des direkten Vergleichs in der Tabelle vor Nördlingen, muss noch gegen Saarlouis und Osnabrück auflaufen, für Nördlingen stehen Spiele gegen den Tabellenletzten Freiburg und den Tabellennachbarn Leverkusen an. „Ich würde nicht so weit gehen, die Spiele als leicht zu bezeichnen, aber ich rechne uns Chancen aus“, sagt Fürleger. „Wir haben es in der Hand.“ Das sieht auch Laura Schinkel so: „Man sollte diese Spiele nie unterschätzen, aber wir werden uns bestmöglich vorbereiten.“
Der Ausgang der Spiele könnte auch die kommende Saison maßgeblich beeinflussen; ein Einzug in die Playoffs bedeutet zusätzliche Sponsoreneinnahmen – und macht ein Team attraktiver für weitere potenzielle Geldgeber. Die wiederum beeinflussen das Budget und damit die Teamaufstellung. Laura Schinkel hat ihren Vertrag mit Nördlingen bereits verlängert, Lisa Bertholdt bleibt ebenfalls – bei Nicole Fransson, mit einem Durchschnitt von 24 Punkten Topscorerin der Liga, steht die Vertragsverlängerung noch aus. Der Wunsch, sie zu behalten, besteht laut Fürleger: „Aber bevor wir eine Spielerin von ihrem Format verpflichten, müssen wir wissen, wie viel Budget wir für den restlichen Kader übrig haben.“ Dazu komme, dass er das Team dringend ausbauen müsse: „Wir hoffen stark, dass sich unser Budget noch einmal erhöht.“ Einige Zusagen habe er bereits, ein großer überregionaler Sponsor fehle bislang aber: „Das würde uns auf die nächste Ebene heben.“