Andreas Herzog:Wiener Schmäh

Andreas Herzog

Ideales Profil: Österreichs Rekord-Nationalspieler Andreas Herzog wird Cheftrainer.

(Foto: Thomas Eisenhuth/dpa)

Österreichs Rekord-Nationalspieler Andreas Herzog bekommt seinen ersten Job als Cheftrainer: Israels Auswahl soll er zur EM 2020 führen.

Von Jonas Beckenkamp

Es darf als verbrieft gelten, dass Andreas Herzog des Hebräischen nicht mächtig ist, aber das macht nichts. Der Mann, den sie einst "Alpen-Maradona" nannten, beherrscht den Wiener Schmäh wie nur wenige, damit ist er ein Weltbürger ersten Ranges. Wer aus Wien kommt, kann überall hin, zum Beispiel nach Israel, wo auf den 49-Jährigen jetzt eine große Aufgabe wartet: Ab sofort bestimmt Herzog die Geschicke der israelischen Fußball-Auswahl als Trainer; sprachlich wird er das wohl auf Englisch tun.

Am Mittwochabend teilte Israels Verband mit, dass der Österreicher das Team zur EM 2020 führen soll. Das wird kein leichter Job, die Israelis konnten sich noch nie für eine Europameisterschaft qualifizieren, und in der Fifa-Weltrangliste stehen sie derzeit auf Platz 93 - hinter Kirgisien, Färöer und Curaçao. In Israel ist seit einem Monat ein Österreicher als Sportdirektor tätig: Willi Ruttensteiner, ehemals Sportchef beim Österreichischen Fußball-Bund (ÖFB), als Herzog dort als Co-Trainer angestellt war. Man kennt sich also.

Was Herzog offenbar noch nicht kennt, ist der israelische Fußball. Das soll sich schnell ändern, schon am 7. September steht zum Nations-League-Auftakt in Albanien sein Debüt als Coach an. "Bis dahin will ich so viele Informationen wie möglich einholen", sagte Herzog der österreichischen Nachrichtenagentur APA, er stehe vor einer "riesengroßen Challenge, auf die ich mich sehr freue". Nach der Vertragsunterzeichnung geht es für den Wiener jetzt darum, seine Spieler aufzuspüren und sie einzuschätzen. Ein Ausflug könnte ihn nach Ingolstadt führen, wo Almog Cohen aktiv ist, ein erfahrener Bundesligaprofi.

Herzog, einst selbst in Deutschland für Werder Bremen und den FC Bayern im Einsatz, versucht sein Trainerglück mit einer Mannschaft, die zuletzt nicht gerade glanzvoll agierte. In der Qualifikation für die WM 2018 landeten die Israelis in der Gruppe G hinter Spanien, Italien und Albanien lediglich auf Rang vier, erst einmal schafften sie es zu einer WM (1970). "Es hat in letzter Zeit nicht gut ausgeschaut für das israelische Team, aber das wollen wir ändern", sagte Herzog, der seinen Wohnsitz nach Israel verlegt. Sein Chef Willi Ruttensteiner ist laut Berichten aus Österreich voller Hoffnung, für ihn ist Herzog der tauglichste Kandidat für den Posten.

"Wir haben ein Trainer-Profil erarbeitet, und Andi hat diesem Profil ideal entsprochen. Er war mein Erstvorschlag an das Technische Komitee des Verbandes, und es hat ihn einstimmig bestätigt", erklärte der Oberösterreicher. Bisher war Herzog als Mann im Hintergrund unterwegs, obwohl er mit 103 Länderspielen Rekordnationalspieler seines Landes ist. Nach seiner Zeit in der Bundesliga spielte er noch ein Jahr bei seinem Heimatklub Rapid Wien, sowie bei LA Galaxy. Danach wirkte er als Co-Trainer des ÖFB-Teams, als U21-Nationaltrainer und schließlich in den USA als Assistent von Chefcoach Jürgen Klinsmann, an dessen Seite er die WM 2014 in Brasilien erlebte. Chefcoach der Österreicher wurde er erstaunlicherweise nie - diesen Job bekleidet derzeit ein Deutscher: Franco Foda.

In einem blieb sich Andy Herzog immer treu: Er sprach herrlichstes Wienerisch, zuletzt als TV-Experte in Österreich.

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