Tennis bei den French Open:Petkovic und Kerber sind zu gut zum Aufhören

Andrea Petkovic French Open

Letzte Saison, vorletzte Saison, oder doch noch Olympia 2024? Andrea Petkovic hat wieder richtig Spaß auf dem Tennisplatz, wie hier nach dem souveränen Zweisatzsieg gegen die Französin Océane Dodin.

(Foto: Dylan Martinez/Reuters)

Sie sind längst jenseits der 30 und reden seit längerem vom Karriereende: Trotzdem erreicht Andrea Petkovic in Paris wieder mal die zweite Runde - und Angelique Kerber gewinnt eine mitreißende Partie nach Abwehr zweier Matchbälle.

Von Gerald Kleffmann, Paris

Andrea Petkovic setzte sich, machte einen Spruch, dann schaute sie ernst und sagte: "Spaß beiseite: Ich erwarte von mir mindestens den Titel. Alles darunter ist enttäuschend." Kurz lauschte sie ihren eigenen Worten und prustete los. "Ich bin einfach nur froh, dass ich mit den Mädels nicht nur mitspielen, sondern auch noch für Überraschungen sorgen oder zumindest die Mädels ärgern kann", schob sie nach. Gerade erst hatte sie ja den Beweis dafür angeführt, mit einem dominanten 6:4, 6:2-Erfolg gegen die Französin Océane Dodin, 25, hatte sie die zweite Runde der French Open erreicht. Das Drama überließ sie diesmal ihrer Landsfrau: Angelique Kerber gewann nach zweieinhalb zehrenden Stunden und der Abwehr zweier Matchbälle 2:6, 6:3, 7:5 gegen die Polin Magdalena Frech. "Ich hab mein Herz auf dem Platz gelassen", sagte die 34-Jährige nach dem Match, dessen dritter Satz allein 70 Minuten dauerte.

Andrea Petkovic ist übrigens die, die vor zwei Jahren von ihrer vorletzten Saison sprach. Die vor einem Jahr von ihrer vorletzten Saison sprach. Nun in Roland Garros, ihrer "ersten großen Liebe", wie sie das Grand-Slam-Turnier nennt, sagte sie: "Tennis ist meine Priorität, es wird mein letztes oder vorletztes Jahr sein." Petkovic' Ankündigungen zählen jetzt schon zu den Klassikern der Tennisgeschichte.

Weil sie selbst schon so lange von ihrem Alter spricht, könnte man fast meinen, sie sei schon steinalt, tatsächlich ist sie 34. Sie fühle sich gut, bestätigt sie, mit einer Einschränkung: "In dem Alter geht die Energie mal hoch, mal runter." Beim Turnier in Madrid jüngst hätte sie sich "mega gut gefühlt", dann in Rom "nicht mehr so gut". Die Kunst sei es nun, "mit den Energien hauszuhalten, smarter zu trainieren".

Das gelinge ihr. Und was ist jetzt mit dem Aufhören? Da musste Petkovic schmunzeln, ehe sie sprach: "Letztes Jahr sollte mein letztes Jahr werden, aber dann habe ich irgendwie aus Versehen ein Turnier gewonnen und Finale gespielt und stand wieder 60. Und jetzt nach dem Turnier steh' ich schon wieder 50. Es ist einfach schwierig, aufzuhören."

Petkovic sagt: "Ich weiß gar nicht, ob ich mich noch als Moderatorin bezeichnen kann"

Zu einer echten Petkovic-Geschichte gehört natürlich auch immer ein bisschen Drama, und deshalb war es kein Widerspruch, als sie nebenbei erwähnte, sie hätte jüngst fast hingeworfen. In Indian Wells und Miami hatte sie gedacht, ein Adduktor sei gerissen. "Da war ich im Kopf durch, von so einer Verletzung wäre ich nicht noch einmal zurückgekommen", verriet sie. Zu ihrem Team hätte sie gar vor einer MRT-Untersuchung gesagt: "Hört euch schon mal um nach neuen Spielerinnen!" Die Petkovicsche Weltuntergangsstimmung löste sich rasch auf: Es war nur eine Zerrung, nach fünf Tagen konnte sie spielen, "und ich war wieder dabei".

Ihren Zweitjob beim ZDF als Sportmoderatorin hat sie derzeit hintenangestellt, "ich weiß gar nicht, ob ich mich noch als Moderatorin bezeichnen kann", meinte sie. Als Tennisprofi hat sie eben weiterhin ernste Ziele. Aber es gibt Grenzen. Als sie vor eineinhalb Jahren aus den Top 100 fiel und kleine Turniere spielen musste, merkte sie: Diesen Weg des "Überlebenskampfes" würde sie nicht mehr gehen: "Da sehe ich meinen Platz nicht mehr."

Und plötzlich stand auch die Frage im Raum, ob nicht Paris 2024 ein Thema sein könnte, Olympia zum Schluss? "Das ist schon sehr weit weg", sagte Petkovic, "da müssen sie sich schon ein bisschen Botox für die Muskeln ausdenken." Man sollte in zwei Jahren noch mal mit ihr reden, wenn sie eine weitere vorletzte Saison bestreitet.

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