Neuseeland beim America’s CupChampagner auf der Taihoro

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Eine Macht im Wasser: Das Boot von Team New Zealand gewinnt am Samstag das neunte Duell der Serie - und damit den 37. America's Cup.
Eine Macht im Wasser: Das Boot von Team New Zealand gewinnt am Samstag das neunte Duell der Serie - und damit den 37. America's Cup. (Foto: David Ramos/Getty Images)

So dominant, dass man auch schon früher hätte feiern können: Als erstes Team gewinnen Neuseelands Segler zum dritten Mal in Serie den America’s Cup – selbst die unterlegenen Gegner sprechen von einer „wahnsinnigen Leistung“.

Von Felix Haselsteiner

Zum Ende erinnerten die Bilder dann eher an einen Ausflug. Angenehm nahbar waren die Geschehnisse an Bord der Taihoro nun auch für normale Segler, anders als noch während der Rennen, in denen die Boote beim America’s Cup in einem fast unmenschlichen Tempo über das Wasser fliegen. Von außen zu bestaunen, aber nicht immer zu verstehen, ist das Foil-Segeln in Höchstgeschwindigkeit. Nun aber floss Champagner an Deck, auf dem die Segler barfuß umherliefen und sich in die Arme fielen, im Sonnenschein vor Barcelona. Im Hintergrund waren wie schon die ganze Woche die Luxusyachten zu sehen, von denen man beim Segeln den besten Blick auf das Geschehen hat – und einer der reichsten Menschen der Welt machte sich von dort aus auf den Weg.

Auch Bernard Arnault, Eigentümer des Cup-Hauptsponsors LVMH und in dieser Funktion praktischerweise mit einem fabulösen Zugang zu Champagner ausgestattet, hatte keine Schwierigkeiten, an Bord der Taihoro zu kommen. Es herrschte nicht allzu viel Seegang an diesem glorreichen Samstag, an dem beim America’s Cup Geschichte geschrieben wurde: Zum dritten Mal in Serie gewann das Emirates Team New Zealand den Auld Mug, die berühmte Trophäe. Das hat es in der modernen Ära des Wettkampfes noch nicht gegeben.

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Überraschend kam das freilich nicht. Im Sinne der Gewichtsoptimierung wurde der Champagner selbstverständlich erst nach dem finalen Zieleinlauf an Bord verladen, in Wahrheit hätten die Neuseeländer wohl auch schon weitaus früher ein paar Flaschen mitbringen können, so dominant waren sie die gesamte Woche durch den Kurs vor Barcelona gesegelt.

Eine 4:0-Führung erarbeiteten sie sich bereits an den ersten beiden Wettkampftagen, an denen schnell klar wurde, dass das Boot dem Herausforderer aus Großbritannien – der Britannia unter der Leitung des Steuermanns Ben Ainslie – weitaus überlegen war. Es brauchte schon mehrere eindeutige neuseeländische Fehler, um kurzzeitig für Spannung zu sorgen: Nach zwei verpatzten Wettfahrten verkürzte Ainslie mit seiner Crew auf 2:4, ehe die Neuseeländer wieder in den altbekannten Modus fanden. Am Freitag gewannen sie beide Wettfahrten, am Samstag verwandelten sie ihren ersten Matchball und gewannen den Cup am Ende mit 7:2.

„Das Team hat aus der Zeit vor mir noch schlechte Erinnerungen daran, mit Matchbällen umzugehen.“

Eine Leistung der Neuseeländer war das, die auch dem Kontrahenten viel Respekt abnötigte. „Ein großes Lob an das neuseeländische Team“, sandte Ainslie in einem ersten Interview an die Gegner: „Was für eine großartige Kampagne und ein großartiges Team. In meinen Augen sind sie die beste Mannschaft aller Zeiten im America’s Cup. Es ist eine wahnsinnige Leistung, also Glückwunsch an sie.“

An Bord der Taihoro war der umjubelte Mann der nun dreimalige Cup-Gewinner Peter Burling. Nicht alle hatten dem Steuermann vorab eine derartige Dominanz zugetraut: Wenn überhaupt, hieß es, seien die Startmanöver eine Schwäche bei den Neuseeländern, die auch am Samstag nicht als erste über die Startlinie fuhren – aber auf der Strecke bei hoher Geschwindigkeit nahezu fehlerlos agierten.

„Das Team hat aus der Zeit vor mir noch schlechte Erinnerungen daran, mit Matchbällen umzugehen, insofern sind wir glücklich darüber, dass wir es heute direkt geschafft haben“, sagte Burling und sprach auf den Ursprung der neuseeländischen Dominanz an: 2013, nach einer 9:8-Niederlage trotz einer 8:1-Führung gegen das Oracle Team USA, hatte man im sport- und insbesondere segelverrückten Neuseeland noch schmerzlich gelitten – dann aber konsequenter als je zuvor an allen Stellschrauben gedreht, um den Cup zurückzugewinnen, der dem „Team of five Million“ gewidmet ist, den Neuseeländern zu Hause.

Finanziell sind alle Herausforderer-Teams auf höchstem Niveau versorgt, Milliardäre wie Jim Ratcliffe im Falle der Britannia oder Patrizio Bertelli im Falle des Teams Luna Rossa aus Italien steckten unheimlich viel Geld in die Boot-Entwicklung – und hatten doch das Nachsehen gegenüber den Kiwis. Die Mischung aus Erfahrung und Perfektionismus, mit dem der Segelsport dort ausgelebt wird, ist am Ende das hervorstechende Element. „Alle hier haben unglaublich hart gearbeitet“, sagte Skipper Nathan Outerridge nach dem Sieg: „Das ist nicht nur ein Segelwettbewerb, es ist auch ein Wettkampf der Ingenieure und Designer, die drei Jahre lang dieses Boot gebaut haben. Es sind die Menschen, die den Unterschied machen.“

Outerridge saß noch in seiner engen Rennkoje beim Interview, er blickte er sich kurz auf seinem Boot um, während er über sein Team sprach: „Die Menschen, die hier gerade alle an Bord kommen“, fügte er noch an, dann verabschiedete er sich, kletterte aus dem Cockpit und widmete sich dem Champagner, der an Bord der Taihoro floss.

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