American Football:Zweifelhafte Tradition

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Einmal nicht gefangen: Michiah Quick von den Munich Cowboys (Mitte) konnte beim entscheidenden Wurf von Justin Sottilare gegen die Allgäu Comets nichts mehr ausrichten. (Foto: Michaela Merk/imago images/Michaela Merk)

Zwei knappe Niederlagen: Nach dem unglücklichen 26:27 bei Aufsteiger Ravensburg verlieren die Munich Cowboys mit 17:20 bei den Allgäu Comets.

Von Christoph Leischwitz

Endlich läuten sie wieder, die Kuhglocken. Sowohl die Fans der Allgäu Comets als auch der Munich Cowboys nutzen sie gerne als Instrument zur Anfeuerung, weshalb man am vergangenen Sonntag von einer Art lang ersehntem amerikanischen Almauftrieb reden konnte. Das erste bayerische Derby in der höchsten deutschen Football-Spielklasse seit knapp zwei Jahren ging über die Bühne - auch wenn nur rund 300 Zuschauer in Kempten zugelassen waren. 126 Kilometer liegen zwischen den Stadien der beiden verbliebenen bayerischen Teams, das Aufeinandertreffen entschied sich auf gerade einmal 30 Metern. Die letzten Spielsekunden tickten von der Uhr, als die Munich Cowboys, 17:20 zurück, im Illerstadion zu Kempten noch einmal die Chance auf Punkte bekamen. Quarterback Justin Sottilare warf den Ball zu Michiah Quick, ein Fang hätte die Münchner zumindest in die Reichweite eines Field Goals gebracht, das drei Punkte einbringt. Eigentlich handelt es sich bei diesen zwei Spielern auch um ein überaus erfolgreiches Duo in der noch jungen Football-Saison der Münchner. In diesem Fall allerdings warf Sottilare den Ball auf kurze Distanz zu niedrig, er berührte den Boden, ehe Quick seine Finger darunter bekam. Damit war das Ei verloren und ging in den Besitz der Comets über. "Wir haben es von der Defensive her relativ lange kontrolliert", sagte Cowboys-Präsident Werner Maier hernach, "aber die Offensive hat diesmal nicht so durchgeschlagen."

Cheftrainer Garren Holley verlässt die Cowboys mitten in der Saison, er hat ein Angebot von einem US-College

Die Comets stehen damit schon recht deutlich an der Spitze der Division, obwohl sie erst zwei Spiele absolviert haben. Doch der Verfolger München hat eben auch schon vier Verlustpunkte angesammelt, weil er auch nach einem Jahr Zwangspause wegen der Pandemie an einer alten, zweifelhaften Tradition festhält: knappe Spiele grundsätzlich zu verlieren. Zwei Wochen zuvor hatten die Cowboys das Kunststück fertiggebracht, mit sogar nur einem Punkt Unterschied bei Aufsteiger Ravensburg den Kürzeren zu ziehen. In den Schlusssekunden hatte das Team von Garren Holley mit einem Zweipunkteversuch auf Sieg gespielt, anstatt ein fast sicheres Unentschieden mitzunehmen - das Ergebnis war ein unglückliches 26:27 aus Sicht der Cowboys.

Gegen die Ravensburger können die Münchner den direkten Vergleich nicht mehr gewinnen, weil es sich um einen Gegner aus einer anderen Division handelt und somit kein Rückspiel ansteht. Gegen Kempten allerdings schon, Anfang September erklingen dann in München die Kuhglocken. Nicht mehr dabei sein wird dann allerdings der Chefcoach: Wie Präsident Maier am Montag bekanntgab, verlässt Garren Holley nach insgesamt sechs Jahren in Diensten der Cowboys die Landeshauptstadt. Weil er im August das Angebot eines US-Colleges annimmt, obendrein auch mitten in der Saison - das Cowboys-Heimspiel gegen Schwäbisch Hall am 24. Juli wird sein Letztes in München sein. "Ich hätte uns allen gegönnt, dass er die Saison zu Ende bringt, denn ich denke, man hat die Früchte seiner Arbeit schon gesehen", sagte Maier. Nachfolger als Cheftrainer wird der bisherige Offensivtrainer Tony Moore. Holleys Nachfolgerin für die Abwehr wird Nadine Nurasyid, die auch schon als Münchner Co-Trainerin tätig ist.

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